Die deutsche Presse berichtete vor einigen Tagen, dass in Südkorea „jeder die Wege von Covid-19-Patienten nachverfolgen“ könne.
Die Warnmeldungen kommen fast jeden Tag. Wer sich momentan durch Südkorea bewegt, weiß: Wenn das Smartphone intensiv brummt, hat sich in der Nähe ein Coronavirus-Patient aufgehalten.
Eine infizierte 29-Jährige war im Bezirk Mapo-gu unterwegs, steht dann auf dem Bildschirm. In Andong hat ein Erkrankter einen Yogakurs besucht. Auf einer Baustelle in Yeouido gab es ebenfalls einen Fall.
Die Darstellung im Artikel erweckt den Eindruck, man könne dort nachverfolgen, welcher der Nachbarn mit Corona erkrankt ist.
Wenn man die im Artikel verlinkte Seite Corona Nearby anklickt, erhält man eine Karte, hier ein Ausschnitt:
Klickt man eines der roten Dreiecke an, bekommt man „2월 15일 – 29번째 확진자 방문“ angezeigt, zu deutsch: „15.-29. Februar bestätigter Besuch“. Bei anderen Dreiecken erhält man bis auf ein anderes Datum exakt dieselbe Information.
Kann man also tatsächlich nachvollziehen, wer in der Umgebung krank ist?
Der Kartenausschnitt oben zeigt die Innenstadt von Seoul, in diesem Ausschnitt leben grob geschätzt vielleicht fünf Millionen Menschen. Es gibt in Seoul praktisch keine Einfamilienhäuser, sondern nur Hochhäuser wie im Bild oben. Selbst wenn man eine genaue Adresse hätte, würden immer noch Hunderte Menschen unter dieser Adresse wohnen. Und die Dreiecke oben erlauben keineswegs die Lokalisierung einzelner Häuser.
Trotzdem sind diese Karten natürlich immer noch sehr viel detaillierter als die, die mit den Daten der WHO veröffentlicht wird und wo man auch nach Anklicken einzelner Länder keine detaillierteren Informationen bekommt.
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