Können Würmer im Gehirn das geometrische Vorstellungsvermögen beeinflussen?

Das behauptet jedenfalls Randall Munroe im xkcd vom letzten Freitag:

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https://xkcd.com/719/

SB-Kollege Marcus Anhäuser hatte vor 3 Jahren einen SZ-Artikel “Der fremde Wille” über Parasiten im Gehirn:

Kevin Lafferty deutet den Einfluss des Parasiten als eine der Ursachen für einige Unterschiede zwischen menschlichen Kulturkreisen.

Demnach entspringe südländisches Machogehabe, deutscher Ordnungssinn oder asiatische Zurückhaltung dem Wirken des parasitären Einzellers.

[…]

“Es gibt inzwischen einige Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Schizophrenie und einer Toxoplasma-Infektion”, sagt Robert Sapolsky.

Forscher hatten bei Menschen mit schizophrenen Störungen auffallend häufiger Toxoplasma-Antikörper nachgewiesen. Und die Antipsychotika Haloperidol und Valproinsäure, die auch bei Schizophrenie eingesetzt werden, beseitigten die Vorliebe Toxoplasma-infizierter Ratten für Katzenurin.

“Beim Menschen scheinen latente Infektionen mit dem Parasiten langfristig die Persönlichkeit zu verändern”, sagt Lafferty und verweist auf psychologische Studien. Infizierte Frauen seien zum Beispiel warmherziger, Männer traditionsbewusster, beide Geschlechter neigten stärker zu Selbstzweifeln als nicht Infizierte.

Grundsätzlich natürlich klar – warum sollte es im Hirn weniger Parasiten oder Bakterien geben als in der Haut oder im Darm? Aber das Wirken der Hirnparasiten ist, auch dem SZ-Artikel zufolge, bei weitem noch nicht so gut verstanden wie das der Darmflora, so daß vieles wohl doch eher Spekulation ist. (Gibt es eigentlich neuere Arbeiten zu dem Thema?)

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de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Toxoplasmose.jpg&filetimestamp=20081213004344

Bleibt die Frage, ob Topologen und Differentialgeometer von unterschiedlichen Parasiten befallen sind? Und welche Würmer man Kindern geben muß, damit sie in der Klassenarbeit die Geometrie-Beweise schaffen?

Kommentare (5)

  1. #1 Christian A.
    29. März 2010

    Zu der Infektion mit Toxoplasmose und den Auswirkungen gibt es noch das Paper:

    Webster, J. (2001). Rats, cats, people and parasites: the impact of latent toxoplasmosis on behaviour. Microbes and Infection, 3, 2001, 1037−1045

    Ich war erstaunt, als ich das erste Mal davon gehört habe. Aber da gibts ja noch die von Pilzen befallenen Ameisen, die durch den Parasiten die Grashalme hochgetrieben werden etc. Wurd ja glaube ich auch grad erst hier behandelt.
    Insgesamt finde ich das Thema Parasiten hochspannend. Wahrscheinlich, weil diese internen Parasiten so einen unglaublichen Ekelfaktor haben (Wer schon mal in Katzenkacke die sich bewegenden Endglieder eines Bandwurms gesehen hat, weiß das glaube ich 😉 )

    Grundsätzlich natürlich klar – warum sollte es im Hirn weniger Parasiten oder Bakterien geben als in der Haut oder im Darm?

    Ich würde mal tippen, dass Parasiten im Darm leichter an verwertbares Futter kommen, und ein Befall des Hirns tendenziell leicher den Zielen des Parasiten widerspricht, weil eine falsche Bewegung schneller zum Ableben des Wirts führt. Aber die Evolution erlaubt ja erstaunliche Anpassungen, also warum nicht?

  2. #2 Morenga
    29. März 2010

    Die richtige Musik dazu (von Daniel Kahn, der in dem Stück unter anderem Toxoplasma gondii besingt): https://www.lastfm.de/music/Daniel%2BKahn%2B%2526%2BThe%2BPainted%2BBird/Partisans%2B%2526%2BParasites/Parasites
    Und hier der Text: https://sowchik.livejournal.com/80684.html

  3. #3 Ludmila Carone
    29. März 2010

    @Morenga: Das Lied ist ja geil. Damit hab ich dann auch Material für den Freitag.

  4. #4 Arnd
    29. März 2010

    Im xkcd-Comic war das mit den Parasiten aber als gemeiner Scherz gemeint. Trotzdem spannend, dass der Scherz eigentlich gar keiner ist, sondern Wahrheit dahinter steckt.

  5. #5 Thilo
    19. September 2014

    Die Toxoplasmose-Forschung hat dieses Jahr einen Ig-Nobelpreis bekommen, in der Kategorie “Public Health”: https://www.improbable.com/ig/winners/#ig2014 “for investigating whether it is mentally hazardous for a human being to own a cat”

    Ein anderer lustiger Preis ist in der Kategorie Arktikwissenschaften “for testing how reindeer react to seeing humans who are disguised as polar bears.”