Als Anamorphose bezeichnet man Bilder, die nur unter einem bestimmten Blickwinkel erkennbar sind


Ein zugegebenermaßen banales Beispiel ist dieses Foto:

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Weniger trivial ist schon dieses Foto:

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Aus einer anderen Perspektive sieht das Bild nämlich so aus:

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Und zum Escher-Geburtstag im Juni hatten wir schon einmal einen Artikel über das Penrose-Dreieck in Perth, das aus unterschiedlichen Perspektiven so aussieht:

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Quelle: Vlad Alexeev

Aktueller Anlaß dieses Artikels:

die Organisation Ars et Mathesis hat zu ihrem 25.Geburtstag einen Wettbewerb für die schönsten/originellsten Anamorphose-Fotos ausgeschrieben. Einsendungen sind möglich bis 15.11.

Alle Informationen findet man hier (auf Holländisch, ist aber trotzdem zu verstehen).

Noch ein bekanntes Beispiel aus der “echten” Kunst: das Gemälde “Die Gesandten” von Hans Holbein d.J. (Es zeigt den Diplomaten de Dinteville und den Bischof de Selves und ist übrigens auch deswegen interessant, weil es astronomische und mathematische Meßinstrumente des 16. Jhd. zeigt.)

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Aus der Wikipedia: “In seinem 2002 erschienenen Buch „The Ambassadors’ Secret” erklärt der in Groningen lehrende Philosoph John North aufgrund einer genauen Untersuchung der Globen und der beiden Sonnenuhren, des Quadranten und des Torquetums, dass all diese Instrumente gemeinsam den Ort und die Zeit der im Gemälde dargestellten Szene bezeichnen, nämlich den 11. April 1533, zwischen drei und vier Uhr nachmittags in London. 1533 fiel der Karfreitag auf den 11. April, und Christus starb nach der Bibel im Alter von 33 Jahren nachmittags um drei Uhr am Kreuz. Im Bild taucht an mehreren Stellen immer wieder ein Winkel von 27° auf, so u. a. im aufgeschlagenen Gesangbuch, im Arithmetikbuch, in der polyedrischen Sonnenuhr und im Torquetum. 27 ist die dritte Potenz von 3, der Zahl der heiligen Dreifaltigkeit, 3 hoch 3, also 3 x 3 x 3. Der Sonnenstand in der ersten Todesstunde Christi um vier Uhr nachmittags betrug 27°.
Diese Thesen gelten wohl als umstritten. Tatsache ist jedenfalls, daß man von rechts aus einem Winkel von 27° auf das Bild schauen muß, um eine normale Ansicht des Totenschädels im Vordergrund zu sehen:

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Wikipedia: “Bei einem Blick von diesem Punkt aus im Winkel von 27° nach oben kreuzt eine vom Auge ausgehende gedachte Linie erst die astronomischen Instrumente, dann das linke Auge Dintevilles, und schließlich das hinter einem grünen Vorhang fast verborgene Kruzifix am linken oberen Bildrand. Die Anamorphose kann somit, nach North, als Anweisung an den Betrachter verstanden werden.