In Rußland wird Perelman’s Verzicht auf das 1-Million-Dollar-Preisgeld des Clay-Instituts inzwischen zum Politikum.


Das berichtet jedenfalls dpa:

Die St. Petersburger Kommunisten sehen in Perelman noch einen “echten Sowjetmenschen”. Der am 13. Juni 1966 im damaligen Leningrad geborene “Grischa” verkörpere noch Werte. Die Kommunistin Veronika Klinowizkaja erinnert daran, dass Perelman trotz seiner Jahre als Wissenschaftler in den USA wieder in die Heimat zurückkehrt sei. Doch bei einer Million Dollar hört auch für die Kommunisten der Spaß auf. Soll das Geld im Westen bleiben, dort, wo Forscher damit vielleicht “Bomben” herstellen könnten, fragt Klinowizkaja.

Nun ja, zumindest hat es die Genossin Klinowizkaja damit zum ersten Mal in ihrem Leben in eine Presse-Meldung geschafft. Man darf sicher bezweifeln, daß Perelman mit dieser politischen Vereinnahmung einverstanden wäre.

Clay Research Conference

Aktueller Anlaß für die neuen Presse-Berichte ist wohl die Clay Research Conference, die nächste Woche in Paris stattfindet und die dem Hintergrund, Anwendungen und dem Beweis der Geometrisierungs-Vermutung gewidmet ist.

Das Programm sieht sehr vielbversprechend aus, leider ist (wohl auch durch das Presse-Interesse) die Anmeldeliste seit Wochen voll, nichts für Kurzentschlossene also.

June 7
19:30 Étienne Ghys, CNRS, École normale supérieure, Lyon:
Clay Public Lecture (French)
"Les maths ne sont qu’une histoire de groupes" – H. Poincaré, 1881

June 8
9:30 Cédric Villani, James Carlson: Welcome, opening remarks
9:35 Michael Atiyah, University of Edinburgh: Geometry in 2, 3 and 4 Dimensions
10:05 John Morgan, Simons Center for Geometry and Physics, Stony Brook University: History of the Poincaré Conjecture
11:15Curtis McMullen, Harvard University: The evolution of geometric structures on 3-manifolds
12:10 Ceremony
15:15 William Thurston, Cornell University: The Mystery of 3-Manifolds
16:10 Stephen Smale, City University of Hong Kong: Problems in Topology, Post-Perelman
17:20 Simon Donaldson, Imperial College, London: Invariants of manifolds and the classification problem
18:15 Reception École normale supérieure

June 9
9:30 Cédric Villani, IHP; James Carlson, CMI: Remarks
9:35 David Gabai, Princeton University: Volumes of hyperbolic 3-manifolds
10:30 Mikhail Gromov, IHES and Courant Institute of Mathematical Sciences (NYU): What is a manifold?
11:40 Bruce Kleiner, Courant Institute of Mathematical Sciences (NYU): Collapsing with lower curvature bounds
14:00 Gérard Besson, Institut Fourier, Grenoble: Collapsing irreducible 3-manifolds with nontrivial fundamental group
14:55 Gang Tian, Beijing University and Princeton University: Metric geometry and analysis of 4-manifolds

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Kommentare (9)

  1. #1 Jörg Friedrich
    7. Juni 2010

    Man gewinnt aber irgendwie den Eindruck, dass exzellente Mathematiker durchaus merkwürdige Menschen sind. Galois lässt sich mit 20 Jahren erschießen, Nash wird wahnsinnig, Grothendieck will nicht mehr, dass seine Schriften veröffentlicht werden und Perelman will keine Preise.

  2. #2 Jörg Friedrich
    7. Juni 2010

    Man gewinnt aber irgendwie den Eindruck, dass exzellente Mathematiker durchaus merkwürdige Menschen sind. Galois lässt sich mit 20 Jahren erschießen, Nash wird wahnsinnig, Grothendieck will nicht mehr, dass seine Schriften veröffentlicht werden und Perelman will keine Preise.

  3. #3 HooperAnne27
    7. Juni 2010

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  4. #4 Jörg Friedrich
    7. Juni 2010

    Man gewinnt aber irgendwie den Eindruck, dass exzellente Mathematiker durchaus merkwürdige Menschen sind. Galois lässt sich mit 20 Jahren erschießen, Nash wird wahnsinnig, Grothendieck will nicht mehr, dass seine Schriften veröffentlicht werden und Perelman will keine Preise.

  5. #5 Thilo Kuessner
    7. Juni 2010

    Wahrscheinlich hat er einfach ausgerechnet, daß die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Millionärs in St.Petersburg niedriger ist als die Überlebenswahrscheinlichkeit von jemandem, der keine Million hat.

  6. #6 Jörg Friedrich
    8. Juni 2010

    @Thilo Kuessner: Klingt plausibel.

    @rank zero: Völlig richtig. Ich bin seit vielen Jahren mit einer Mathematikerin verheiratet. Die ist zwar auch ungewöhnlich, aber nicht merkwürdig.

  7. #7 Jörg Friedrich
    8. Juni 2010

    @Thilo Kuessner: Klingt plausibel.

    @rank zero: Völlig richtig. Ich bin seit vielen Jahren mit einer Mathematikerin verheiratet. Die ist zwar auch ungewöhnlich, aber nicht merkwürdig.

  8. #8 rank zero
    8. Juni 2010

    @Jörg Friedrich: Die übliche selektive Wahrnehmung der extremen Beispiele.

    @tk: Man beachte übrigens (in der Clay Conference am Rande sichtbar), wie Villani – zweifellos ein brillianter Mathematiker, der ursprünglich aus etwas entfernteren Gebieten kommt – das Thema besetzt (siehe auch einige jüngere Publikationen in Kooperation). Die zweite Medaille dürfte sich kristallisieren.

  9. #9 Jörg Friedrich
    8. Juni 2010

    @Thilo Kuessner: Klingt plausibel.

    @rank zero: Völlig richtig. Ich bin seit vielen Jahren mit einer Mathematikerin verheiratet. Die ist zwar auch ungewöhnlich, aber nicht merkwürdig.