Am Dienstag hatte ich einen Artikel aus SpOn verlinkt, in dem es um die Wahrscheinlichkeit des Klimawandelanteils am Hochwasser ging. Die Originalquelle für jenen Artikel ist die vor einigen Tagen veröffentlichte 39-Autoren-Arbeit Rapid attribution of heavy rainfall events leading to the severe flooding in Western Europe during July 2021. Die Autoren verwenden dort regionale Klimamodelle (RACMO, EURO-CODEX), Klimasimulationen durch fünf konvektionserlaubende Modelle und statistische Methoden gemäß dem auf Philip et al. zurückgehenden “protocol for probabilistic extreme event attribution analyses”, um für zwei im Juli 2021 besonders betroffene Regionen (und auch für zahlreiche andere Teile Mitteleuropas) das April-bis-September-Maximum der über einen oder zwei Tage gemittelten Niederschlagsmenge zu analysieren. Damit berechnen sie die Wiederkehrperioden, Wahrscheinlichkeitsverhältnisse und Intensitätsveränderungen als Funktionen der durchschnittlichen globalen Oberflächentemperatur der Erde.
Für die Vergangenheit erhalten sie aus der Analyse der beobachteten Daten eine Wiederkehrperiode bei Überflutungen dieser Größenordnung von 700 Jahren für die Ahr-und-Erft-Region und von 1000 Jahren für die betroffene Region in Belgien. Mit Hilfe der Klimamodelle wird dann (unter der Annahme einer um 2 Grad höheren Durchschnittstemperatur) für die Ahr-Erft-Region eine Zunahme der Niederschlagsintensität an einem Tag um 1,5 bis 4 Prozent berechnet. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Extremniederschlags wie im Juli 2021 steigt nach den Berechnungen für die Ahr-Erft-Region um einen Faktor von 1,2.

Kommentare (5)

  1. #1 libertador
    29. August 2021

    “Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Extremniederschlags wie im Juli 2021 steigt nach den Berechnungen für die Ahr-Erft-Region um einen Faktor von 1,2.”

    War es nicht um einen Faktor 1,2 bis 9? Also eine große Unsicherheit, aber eindeutige Beeinflussung.

  2. #2 libertador
    29. August 2021

    Als kleine Ergänzung:

    Vor einigen Tagen ist in Nature ein Artikel veröffentlich worden, in dem behauptet wird, dass extrene Überflutungen zunehmen, während leichte abnehmen. Der Grund dafür ist die Fähigkeit der Atmosphäre mehr Wasser aufzunehmen. Bei eher geringer Überflutung über wiegt der Effekt, dass mehr Wasser verdunstet und vom Boden aufgenommen werde. Bei starkem Hochwasser ist die Grenze für Aufnahme des Bodens überschritte und das zusätzliche Wasser kann in solchen Ereignissenin größerer Menge abregnen.

    Dies würde erklären, warum sich nur eingeschränkt empirische Belege für Veränderungen bei Überflutungen zeigen würden.

    https://www.nature.com/articles/s43247-021-00248-x

  3. #3 Thilo
    29. August 2021

    Es sind noch für alle möglichen anderen Regionen in Europa die Wahrscheinlichkeiten berechnet worden, auch für welche mit aktuell geringen Problemen. Ich habe mir die Ergebnisse nicht alle angesehen, aber der Faktor 9 muß wohl da irgendwo vorkommen.

  4. #4 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    30. August 2021

    Nicht irgendwo, sondern unter Main Findings:

    The likelihood of such an event to occur today compared to a 1.2 °C cooler climate has increased by a factor between 1.2 and 9 for the 1-day event in the large region. The increase is again similar for the 2-day event.

    Die Veröffentlichung stützt sich auf Modellierungen. Historische Daten gibt es für die Gegenden nur wenige. Passau ist hier wesentlich geeigneter, aus gegebenem Anlass wurde früh mit den Aufzeichnungen begonnen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Hochwasser_in_Mitteleuropa_1501

  5. #5 Thilo
    30. August 2021

    Das hatte ich in den „Main Findings“ schon gelesen, aber es bezieht sich jedenfalls nicht auf die beiden Überschwemmungsregionen vom Juli, sondern muß eines der anderen Gebiete im Raster sein.