In Helsinki wurden heute die Preisträger der alle vier Jahre vergebenen Fields-Medaillen bekanntgegeben: Hugo Duminil-Copin, June Huh, James Maynard and Maryna Viazovska.

Hugo Duminil-Copin, geboren 1985 in Frankreich, promovierte 2011 in Genf und ist seit 2016 Professor am IHES im Pariser Vorort Bures-sur-Yvette, außerdem seit 2014 Professor in Genf.
In der Arbeit „ Marginal triviality of the scaling limits of critical 4D Ising and φ44 models“ (mit M. Aizenman) bewies er, dass das Skalierungslimit des 4-dimensionalen Ising-Modells nahe des kritischen Punktes eine Gauß-Verteilung ist.

June Huh, geboren 1983 als Sohn koreanischer Eltern in den USA, promovierte 2014 in Michigan und ist seit 2021 Professor in Princeton, zuvor 2020-21 Professor in Stanford, außerdem ist er Distinguished Professor am KIAS in Seoul.
In der Arbeit “Milnor numbers of projective hypersurfaces and the chromatic polynomial of graphs“ bewies er, dass die chromatischen Polynome von Graphen unimodal sind, d.h. die Beträge der Koeffizienten wachsen monoton bis zu einem Maximum und fallen dann monoton.

James Maynard, geboren 1987 in England, promovierte 2013 in Oxford, wo er seit 2017 Research Professor ist.
In der Arbeit „Small gaps between primes“ bewies er, dass für die Folge der Primzahlen pn der Limes inferior der Differenzenfolge pn+1-pn kleiner als 600 ist.

Maryna Viazovska, geboren 1984 in der Ukraine, promovierte 2013 in Bonn und ist seit 2018 Professorin an der EPF in Lausanne.
In der Arbeit „The sphere packing problem in dimension 8“ hat sie bewiesen, dass die Gitterpackung zum Gitter E8 die dichteste Kugelpackung im 8-dimensionalen Raum ist.

Nachtrag: Die Videos zu den Preisträgern



Kommentare (7)

  1. #1 Deutscher
    5. Juli 2022

    Den Informatik-Preis hat Mark Braverman gewonnen. Unfreiwilliger schwarzer Humor: im Video zum Preis entwirft er (mit russischem Akzent) ein Szenario, wo Aliens die Welt gekidnappt haben und Mathematiker die Welt nur retten können, wenn sie innerhalb eines Jahres ein bestimmtes mathematisches Problem lösen.
    https://youtu.be/MXPOH3khhk4

  2. #2 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    5. Juli 2022

    Maryna Viazovska, es hat mehr als 350 Jahre gedauert, um Fermats Theorem zu beweisen, und sogar noch länger, um Keplers Vermutung zu bestätigen, dass eine pyramidenförmige Stapelung von Kugeln die dichteste Kugelpackung ist. Trotzdem haben Sie einmal gesagt, dass die Mathematik die einfachste aller Wissenschaften sei. Ist das ein Scherz?

    Wir Mathematiker und Mathematikerinnen untersuchen die grundlegendsten Objekte. Eine Zahl oder eine Menge ist einfach im Vergleich mit einer biologischen Zelle. Schon eine einzelne Zelle ist so kompliziert wie eine Metropole. Wenn man versucht, alle Teile davon zu beschreiben, ist das eine gewaltige Aufgabe. Wir können nur hoffen, eine ungefähre Beschreibung dessen zu erhalten, was eine Zelle tut. Mathematiker studieren hingegen elementare Objekte und müssen sich nicht mit den Unwägbarkeiten der realen Welt auseinandersetzen. In diesem Sinne ist Mathematik die einfachste Wissenschaft.

    https://www.nzz.ch/wissenschaft/maryna-viazovska-die-gewinnerin-der-fields-medaille-im-interview-ld.1691524

  3. #3 Anders Denker
    6. Juli 2022

    Der arXiv-Artikel von Professorin Maryna Viazovska ist so elegant wie undidaktisch, weil sie nicht erklärt, warum ihre radialen Funktionen a(r) und b(r) (a,b : R^8 -> iR) Eigenfunktionen einer Fourier-Transformation sein müssen.

    In Section 4 we construct supplementary radial functions a,b : R^8 -> iR, which are eigenfunctions of the Fourier transform and have double zeroes at almost all points of …
    We define a and b so that their values are purely imaginary because this simplifies some of our computations.

    Kein Wunder, dass sie wegen stopfender (Hoch-)Schuldidaktik 13 Jahre (2003 bis 2016) benötigte, um die radiale Funktion b zu finden.
    Keywords: Sphere packing, Modular forms, Fourier analysis

    Rhetorische Fragen:
    1. Wird in (Hoch-)Schulen Mathematik undidaktisch gestopft und die Besten der Auswendiglerner brauchen nach der Promotion in der Regel ca. 10 Jahre, um die Mathematik bestimmter Keywords der Datenbergdaten für eine Fields-Medaille autodidaktisch zu verknüpfen?
    2. Warum hat Fieldsmedaille-Gewinner James Maynard und nicht Professorin Damaris Schindler, die Schüler während der Veranstaltungsreihe 7Abenteuer über Primzahlen-Mathematik informierte, small gaps between primes gefunden?
    3. Hat Professorin Damaris Schindler einen juristischen Fehler begangen, indem sie Zuhörern ihrer Vortragsreihe das Finden eines der Millenium-Schätze unter der Bedingung versprach, dass an ihrer Universität Mathematik studiert werden muss?
    4. Demonstrierte Professorin Damaris Schindler computations während ihrer Vortragsreihe, indem sie interpolierende Primzahlen-Kurven zeigte, die durch Maynard’s Primzahlenlücken verlaufen?
    5. Hat eine (PhD-)Mathematikerin eine Chance auf dem ukrainischen Arbeitsmarkt?

  4. #4 schlappohr
    7. Juli 2022

    Ein Satz aus dem in #2 verlinkten Artikel der nzz hat mich besonders gefreut:

    Ja, ich arbeite am liebsten allein. Ich diskutiere zwar gerne mit meinen Kollegen und Kolleginnen. Aber zuerst muss man seine Hausaufgaben machen.
    [Maryna Viazovska]

    Zuerst muss man seine Hausaufgaben machen. Wieviele Stunden langweiliger und sinnloser Besprechungen und Projektmeetings könnten wir uns sparen, wenn alle an diesen Satz verinnerlichen würden. Bei all der hoch geschätzen Teamarbeit habe ich manchmal den Eindruck, es zählt mehr, über ein Problem zu reden, als über dessen Lösung nachzudenken. Die besten Fortschritte bei meiner Arbeit mache ich immer stillen Kämmerlein.

  5. #5 Thilo
    7. Juli 2022

    Bemerkenswert gute Artikel über die Arbeiten der vier Preisträger hat Andrei Okounkov geschrieben: https://www.mathunion.org/fileadmin/IMU/Prizes/Fields/2022/HDC_FM.pdf https://www.mathunion.org/fileadmin/IMU/Prizes/Fields/2022/JH_FM.pdf https://www.mathunion.org/fileadmin/IMU/Prizes/Fields/2022/JM_FM.pdf https://www.mathunion.org/fileadmin/IMU/Prizes/Fields/2022/MV_FM.pdf

    Okounkov, der einer der Organisatoren des ursprünglich in St. Petersburg geplanten Kongresses war und sich dann aber im Februar klar vom Krieg distanziert hat, hat übrigens auch ein interessantes Interview mit Viazovska geführt: https://www.mathunion.org/fileadmin/IMU/Prizes/Fields/2022/Maryna_Viazovska%20_Interview.pdf

  6. #6 Anders Denker
    8. Juli 2022

    Die Antwort der unpolitischen Maryna, in der ein void vorkommt, ist void aufschlussreich, weil sie die Ministerin der Schweiz für Erziehung nicht bitten wird, Schweizer Lehrern das Abstraktionsgebot und Verknüpfungsgebot politisch aufzuzwingen.
    Beispiel 1: Das zu konkrete Integral-Symbol der Schweizer Schule, welches der Schweizer Lehrer auf konkrete Funktionen einwirken lässt, wird an der Hochschule zum Beispiel zu einem generalisierenden abstrakten linearen Operator L, der auf Funktionen-Räume einwirkt z.B. auf den Raum der automorphen Funktionen sin, cos, ….
    Beispiel 2: Der konkrete Eigenvektor der lineare Matrix-Algebra muss bereits in der Schweizer Schule als Eigenvoid abstrahiert werden, und void kann vektor, funktion, usw. sein.
    Beispiel 3: Eine voidLinse aus z.B. Glas muss von Schweizer Physik-Lehrern präzise als Fourierlinse bezeichnet werden, weil das elektrische Feld des Beugungsbildes in der bildseitigen Brennebene der räumlichen Fouriertransformierten des elektrischen Feldes in der objektseitigen Brennebene entspricht.
    usw.

    Marina sagte dem Interviewer Andrei, dass sie das (Psi-)Problem auf eine abstrakte functional equation reduzierte bzw. konkret eine functional/integral equation anwendete.
    Andrei Okounkov, der Interviewer und Urheber von The Magic of 8 and 24, stellt auf Seite 48 links neben (199) die Funktion Psi_m() vor, die ein cyclotomic polynomial ist.
    Maryna setzte diese Funktion rechts neben Integralzeichen/Operator und erhielt eine functional equation, die sie rechts außen mit dem üblichen Verdächtigen e^ivoid multiplizierte/faltete (Professoren von Hochschulen definieren zu Ehren von e^i eine solche Multiplikation innerhalb Integral/function_equation als Faltung), woraufhin sie b() als Eigenfunction ihrer fourierten/gefalteten functional equation aka Fouriertransformation und die Fields-Medaille erhielt.

  7. #7 zifferdelic
    and the oscar goes to ua
    9. Juli 2022

    what else ?