Dass es solche \pi_1S-invarianten Peano-Kurven tatsächlich gibt, folgt aus den Arbeiten von Cannon und Thurston. Thurston hatte bewiesen, dass die meisten 3-dimensionalen Flächenbündel (nämlich die mit Pseudo-Anosov-Monodromie, siehe TvF 157) eine hyperbolische Metrik tragen, man also die obige Konstruktion anwenden kann und Cannon und Thurston hatten dann (in einer 1984 geschriebenen, 1998 bei “Geometry & Topology” eingereichten und 2007 veröffentlichten Arbeit) erzeigt, dass die Fortsetzung der Abbildung \widetilde{S}\to\widetilde{M} auf den Rand im Unendlichen existiert, man also tatsächlich eine sphärenfüllende Kurve bekommt.

lamin
Die Idee im Cannon-Thurston-Beweis ist sich die stabilen und instabilen Laminierungen der Monodromie des Faserbündels anzusehen. Cannon-Thurston zeigen, dass es zu jedem Punkt in S^1 beliebig kleine Umgebungen in H^2 gibt, die von einem Blatt einer der beiden Laminierungen berandet werden. Weiterhin – und das ist dann natürlich der schwierige Teil des Beweises – zeigen sie, dass die Bilder solcher immer kleineren Umgebungen eines Punktes x\in S^1=\partial_\infty H^2 (unter der Hochhebung der Abbildung S\to M) einen gegen 0 konvergierenden Durchmesser haben, ihr Durchschnitt also einen eindeutigen Punkt i(x)\in \partial_\infty H^3=S^2 bestimmt (und dass die so definierte Abbildung i\colon S^1\to S^2 stetig ist).

jordanpartition
Einen expliziten Beweis in einem Spezialfall (nämlich für die Gieseking-Mannigfaltigkeit, ein Faserbündel, dessen Monodromie die bekannte Katzenabbildung ist) gibt die Arbeit von Alperin-Dicks-Porti: “The boundary of the Gieseking tree in hyperbolic three-space”. Sie erhalten dort ein explizites Verfahren, um bestimmte Zerlegungen der S^1 auf Zerlegungen der S^2 abzubilden (die Bilder unten zeigen die ersten Stufen) und auf diese Weise für immer feinere (mit Durchmesser gegen 0 konvergierende) Zerlegungen schließlich im Grenzwert die stetige Abbildung S^1\to S^2 zu konstruieren.
approx
Der allgemeine Fall von Flächengruppen, die nicht (wie bei Cannon-Thurston) von der Faser eines Flächenbündels stammen müssen, wurde jetzt also in der Arbeit “Cannon-Thurston maps for surface groups” (die übrigens eine ähnlich lange Geschichte hat wie die von Cannon-Thurston: erste Teilergebnisse erzielte der Autor 1998 noch unter seinem bürgerlichen Namen M.Mitra, die erste Version der jetzigen Arbeit erschien 2005 auf dem ArXiv unter dem Namen Br.Brahmachaitanya und veröffentlicht wurde die Arbeit jetzt 2014 in Annals of Mathematics unter dem Namen M.Mj) gelöst, der dort bewiesene Satz besagt:
Sei \rho eine Darstellung einer Flächengruppe H=\pi_1S in PSL(2,C) ohne akzidentell parabolische Elemente. Sei M der konvexe Kern von H^3/\rho(H) und sei i\colon S\to M eine Homotopieäquivalenz, die parabolische Elemente in parabolische Elemente abbildet. Dann läßt sich die Abbildung der universellen Überlagerungen \tilde{i}\colon\widetilde{S}\to\widetilde{M} stetig auf die Kompaktifizierung zu einer Abbildung H^2\cup\partial_\infty H^2\to H^3\cup\partial_\infty H^3 fortsetzen. Insbesondere ist die Limesmenge von \rho(H) lokal zusammenhängend.

Mahan Mj (2014). Cannon-Thurston maps for surface groups Annals of Mathematics , 179 (1), 1-80 DOI: 10.4007/annals.2014.179.1.1

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Kommentare (5)

  1. #1 Uli
    3. Februar 2014

    Ich weiß schon, warum hier keiner was postet: Es hat vermutlich keine rauch nur andeutungsweise verstanden, worum es geht.

    So ging’s mir zumindest und ich bin eigentlich ziemlich Mathe-affin.

    Aber ich finde es gut, daß es Leute gibt, die das draufhaben!

  2. #2 MisterX
    4. Februar 2014

    Das interessanteste ist ja das Thilos Fachgebiet(e) auch viel mit der theoretischen Physik zu tun hat. Falls du(Thilo) interesse daran hast, kann ich dir “Mikio Nakahara -Geometry, Topology and Physics” empfehlen. Falls du das nicht schon hast, oder schon alles kennst 😉

    Gruß

  3. #3 Math Multiplication
    https://www.ipracticemath.com/math-practice
    1. April 2014

    I think if the group is created only by a single isometry, there is a limit set only a maximum of two points. In general, discrete groups of isometry of hyperbolic space but can be very complicated and correspondingly complicated then see the limit sets from.

  4. […] Raumes für die kompakt ist, ist die Limesmenge die gesamte Sphäre. Und auch für manche Flächengruppen erhält man als Limesmenge eine die gesamte Sphäre ausfüllende […]

  5. #5 Thilo
    5. Dezember 2017

    Ein Überblicksartikel für den ICM: https://arxiv.org/abs/1712.00760