Max Weber hatte einmal die „Entzauberung der Welt” als wesentliches Merkmal der Moderne beschrieben. Aber unter der wissenschaftlich rationalisierten Oberfläche unseres Alltags führen Esoterik und Aberglaube bekanntlich weiter ein munteres Leben und halten sogar Einzug in den geistigen Hort der Entzauberung der Welt, in die Hochschulen.
Vor kurzem hatte Ulrich Berger in seinem Blog Wünschelruten an der Hochschule thematisiert, dass die Geomantie da und dort als Methode der Landschaftsplanung „wissenschaftlich” gelehrt wird. Die Süddeutsche Zeitung hatte das Thema Ende Dezember dann ebenfalls aufgegriffen und dabei auf die geomantische Stadtplanung in Mertingen, einer Gemeinde in der Nähe von Donauwörth, hingewiesen. Mit der Wünschelrute wurden dort Nymphen gefunden. Diesen Fall hat jetzt auch die – insgesamt empfehlenswerte – Sendung „quer” des Bayerischen Rundfunks aufgespießt. Dass die „Entzauberung der Welt” in der Stadtplanung in der Vergangenheit zu oft als einseitige Betonung ökonomisch-technischer Aspekte zum Ausdruck gekommen ist, wie manche Bausünde in historischen Altstadtkernen oder sterile Neubaugebiete mit dem spröden Charme sibirischer Tundralandschaften zeigen, mag ein Bedürfnis nach einer anderen Stadtplanung erklären, aber muss es gleich eine abergläubische Stadtplanung sein? Sollte sich der Staat nicht einer vernünftigen Sicht der Dinge verpflichtet fühlen? Aber vielleicht zeigt das Medienecho ja, dass mit der geomantischen Stadtplanung ein Punkt erreicht ist, der eine breitere gesellschaftliche Diskussion dieser Entwicklung mobilisiert.
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