Einem Bonmot von Maxim Gorki zufolge muss man nicht in einer Bratpfanne gelegen haben, um über ein Schnitzel zu schreiben. Natürlich gibt es Dinge, die sich nur aus der Erste-Person-Perspektive beschreiben lassen, und natürlich ist manches einfacher zu beschreiben, wenn man dazu einen eigenen Erfahrungshintergrund hat. Aber folgt daraus, dass Wahrheit und Objektivität grundsätzlich soziale…

Vor ein paar Tagen habe hier dem Buch „Die ökonomische Vernunft der Solidarität“ von Hartmut Reiners eine 7-Zeilen-Rezension gewidmet. Jetzt habe ich zur Politischen Ökonomie noch eine Empfehlung: Das Buch „Kapitalismus“ des Frankfurter Politikwissenschaftlers Julian Garritzmann. Garritzmann betrachtet in seinem Buch unterschiedliche „Kapitalismen“ in unterschiedlichen Weltregionen: ihre Charakteristika, ihre Genese und ihre Stärken und Schwächen…

Egoisten sind wirtschaftlich – vermutlich – durchaus erfolgreich. Im sozialen Miteinander dürften sie dagegen eher pathologische Beziehungen pflegen. Und ob es volkswirtschaftlich klug ist, wenn jeder nur an sich selbst denkt, weil dann, so ein Bonmot, an jeden gedacht ist? Ob vielleicht sogar alle Bereiche des Lebens am besten so zu organisieren sind? So zu…

Die halbe Welt diskutiert derzeit das Erstarken identitätspolitischer Strömungen, von links wie von rechts. Mit diesen Strömungen einher geht die Ablehnung universalistischer Ansprüche an Wahrheit und Gerechtigkeit. Diese werden vielmehr selbst als Methoden einer partikularen Interessensdurchsetzung verstanden, als epistemisch verkleidete Absicherung bestehender Herrschaftsstrukturen. An Einwänden dagegen fehlt es nicht, auch nicht an zeitgenössischen allgemein verständlichen…

„Wie ist Psychologie möglich?“ – mit dieser Frage beginnt Karl Bühler das zweite Kapitel seines Buchs „Die Krise der Psychologie“. Dieses Buch ist von 1927. Ausgangspunkt war die Feststellung Bühlers, dass es in der Psychologie sowohl an einem Verständnis fehlt, worum es eigentlich geht als auch, wie man mit dem Neben- und Durcheinander der vielen…

Den Spruch „Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“ liest man oft. Ein dummer Spruch. Besser wäre der Rat, glaube keiner Statistik, die du nicht verstanden hast. Das ist nämlich gar nicht so einfach, auch dann nicht, wenn es ohne komplizierte Formeln zugeht. Überall treffen wir heute auf Infografiken, die Daten zum Sprechen…

Die Coronakrise beschäftigt, wenig verwunderlich, auch die Historiker/innen. Ihr Geschäft ist normalerweise der Rückblick auf längst vergangene Zeiten und das mühsame Zusammensetzen von unvollständigen historischen Zeugnissen. Dafür sind zurückliegende Ereignisse abgeschlossen und warten nicht mehr selbst mit Überraschungen auf. Bei Corona ist das anders. Der zeitgeschichtliche Gegenstand ist noch in Bewegung, es gibt zwar einen…

Die moderne Medizin hat ein Janusgesicht: Einerseits hat sie uns lebensrettende Behandlungsmöglichkeiten eröffnet, die vor 100 Jahren noch als Science Fiction gegolten hätten – von den Antibiotika bis zur Nierentransplantation, andererseits geht der Medizinbetrieb in den reichen Ländern mit einem Überangebot unnötiger und nicht selten auch schädlicher Behandlungen einher, von denen nur der medizinisch-industrielle Komplex…

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe kluger philosophischer Kommentare zu Themen rund um Corona. Geert Keil, Philosophieprofessor an der Humboldt-Uni Berlin und derzeit Präsident der Gesellschaft für Analytische Philosophie (GAP), und Romy Jaster, Geschäftsführerin der GAP, haben dem nun eine kleine Aufsatzsammlung „Nachdenken über Corona“ hinzugefügt. Das Buch ist Ergebnis einer Ausschreibung der GAP, auf…

Wenn man so will, propagiert die Querdenkerszene zwei Werte in einer prekären Form: Freiheit und Wahrheit. Heraus kommt dabei die Freiheit von Wahrheit durch eine verquere Wissenschafts- und Politikkritik. Die gleiche Konstellation war schon vorher auf dem Feld des Klimawandels oder des Passivrauchens zu beobachten. Der österreichische Soziologe Alexander Bogner hat dazu ein kleines, sehr…