Drüben im Blog „Kritisch gedacht” hat Ulrich Berger vor ein paar Tagen auf den Fall des Wiener Wirtschaftsprofessors Franz Hörmann aufmerksam gemacht, der auf obskure Art und Weise begründet, warum er nicht wissen könne, ob es im Nationalsozialismus Gaskammern gegeben habe.
Die bei Ulrich Berger zitierte Begründung Hörmanns lautet: Er wisse es nicht, weil er dazu weder „Fachwissen” noch „Erlebniswissen” habe. Er sei ja kein Historiker und dabei gewesen sei er auch nicht. Daher könne er es nur “glauben”. Ulrich Bergers Vermutung ist, dass Hörmann „vielleicht irgendwo ang’rennt” ist. Ich glaube, ich weiß (kleines Hörmannsches Wortspiel!), wo er „ang’rennt” ist: bei seinem Kollegen Peter Kampits. Der gute Mann ist Dekan der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien und Vorsitzender des Wiener Beirates für Bio- und Medizinethik.
Kampits schreibt in einem Kommentar des Online-Mediums „DiePresse.com” über den „heiligen Krieg der heutigen Blockwarte gegen die Raucher”. Es geht ihm in diesem Beitrag darum, dass unter dem Vorwand des Nichtraucherschutzes nur ein „Feldzug gegen die Raucher” stattfinde. Nun kann man darüber streiten, wie ein guter Nichtraucherschutz umgesetzt werden soll, wo das Rauchen zugelassen und wo es besser verboten werden soll. Und in der Tat muss man aufpassen, dass aus einem gut gemeinten Gesundheitsschutz für die Bevölkerung nicht hinterrücks eine unbotmäßige Verhaltenslenkung der Bevölkerung wird. Über gesetzliche Regelungen zum Nichtraucherschutz muss also gestritten werden, idealerweise auf der Basis des besten verfügbaren Wissens über die Gefahren des Passivrauchens. Die Gesellschaft muss sich dann darauf verständigen, wie viel Risiko sie in welchen Lebensbereichen zulässt – wie beim Autofahren oder den Atomkraftwerken auch. Allen recht machen kann man es dabei sicher nicht, aber die Vernunft muss vielleicht nicht ganz auf der Strecke bleiben.
Dass sich Kampits beim Thema Studien zum Passivrauchen auf seinen deutschen Philosophenkollegen Günter Ropohl stützt, der in diesen Fragen in Hörmannscher Diktion sicher eher „Erlebniswissen” als „Fachwissen” vorweisen kann, geschenkt, darüber ist andernorts schon genug gesagt worden. Aber muss er die Diskussion mit Sätzen wie diesem führen: „Der Feldzug gegen die Raucher, dessen ‚Endsieg’ ihre totale Vernichtung sein soll …”? Oder: „Man erinnere sich an die Lust am Denunzieren, welche bereits die Blockwarte des Dritten Reiches auszeichnete.” Geht’s nicht eine Nummer kleiner? Ang’rennt offensichtlich!
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