Drüben im Nachbarblog “Science meets Society” wird gerade noch einmal über die Frage der Geheimhaltung von Ergebnissen aus der Grippevirenforschung diskutiert. Bei “WeiterGen” war das Ende letzten Jahres auch schon mal Thema.
Vor ein paar Tagen hat nun ein Cochrane-Review die Runde gemacht, in dem darauf hingewiesen wird, dass man die Wirkung und vor allem auch die Nebenwirkungen von Tamiflu®, dem Grippemedikament von Roche, nicht beurteilen könne, weil Roche nicht alle Studien herausgibt. Zur Erinnerung: Tamiflu® ist das Medikament, mit dem sich alle Welt zu Zeiten der Schweinegrippe eingedeckt hat, weil es das Risiko schwerer Krankheitsverläufe reduzieren soll. Allein das Land Bayern hatte Mitte 2009 Neuraminidase-Hemmer für ca. 30 Mio. Euro bevorratet. Jetzt gibt es den Verdacht, dass Tamiflu® bei Erkrankten bestenfalls die Symptomdauer um 21 Stunden (von ca. 160 Stunden ohne Behandlung) verkürzt. Das ist nicht nichts, aber nicht das, was man versprochen hat. Dass die Pharmaindustrie für einen ordentlichen publication bias zu ihren Gunsten sorgt, ist hinlänglich bekannt. Daher wird seit längerem ein Studienregister gefordert, in dem alle Studien dokumentiert werden müssen.
Irritierend ist das zeitliche Aufeinandertreffen dieser beiden Diskussionsstränge um die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Daten. Wissen ist offensichtlich eine umstrittene Ressource, bedroht von Verfälschung, Verleugnung – und eben auch Geheimhaltung.
Kommentare (44)