Am 9. und 10. März 2012 findet in Berlin der 17. Kongress Armut und Gesundheit statt.
Neu ist das Thema nicht, wie man an der Zahl der stattgefundenen Kongresse sieht, im Gegenteil, das Thema ist sehr alt: Schon im Jahr 1790 hielt Johann Peter Frank, einer der Pioniere der Sozialmedizin, in Pavia eine berühmte Rede über das „Volkselend als der Mutter aller Krankheiten”. Keine Frage: Der Wohlstand in Europa heute ist mit der Situation damals in keiner Weise vergleichbar und die Lebenserwartung aller sozialen Schichten hat sich erheblich verbessert. Dessen ungeachtet ist die soziale Lage auch in Deutschland einer der stärksten Einflussfaktoren auf die Gesundheit. Diejenigen, deren Einkommen weniger als 60 % des Durchschnitteinkommens beträgt, sterben etwa 10 Jahre früher als diejenigen, deren Einkommen 150 % und mehr des Durchschnittseinkommens beträgt. Darüber hatten wir hier vor einiger Zeit schon einmal diskutiert.
Auch vor dem Tod bedeutet soziale Ungleichheit gesundheitliche Ungleichheit. Fast bei allen Krankheitsarten gibt es einen Sozialgradienten, d.h. je schlechter die soziale Lage, desto schlechter die Gesundheit. Nun könnte man in neoliberaler Lesart sagen, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und für sozial bedingte gesundheitliche Gleichheit gibt es keine gesellschaftliche oder gar staatliche Verantwortung. Das ist aber eine Position, die sich wohl nicht gut begründen lässt, weil man sich seine soziale Lage nicht aussucht und auch bei bestem Bemühen die gesundheitliche Situation nicht völlig von der sozialen Lage ablösbar ist. Vor allem, wenn es um Kinder aus sozial benachteiligten Familien geht, werden solche Thesen zynisch. Auch die Gesundheit der Kinder ist durch die soziale Lage der Familien geprägt, vom Auftreten psychischer Störungen bis hin zur Adipositas. Und den Kindern kann man ihre soziale Lage wohl kaum als „selbst verantwortet” zuschreiben. Weniger klar ist dagegen, was aus dem Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheit politisch konkret folgt. Darüber und über andere Fragen wird auf dem Kongress diskutiert. Oder hier, wenn Interesse an dem Thema besteht.
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