Bei den gesetzlichen Krankenkassen haben sich durch glückliche, leider vorübergehende Umstände Rücklagen in Höhe von 20 Mrd. Euro angesammelt. Jetzt wird darüber diskutiert, was mit dem Geld geschehen soll.
Zur Debatte stehen z.B. die Abschaffung der Praxisgebühr (also der 10 Euro, die gesetzlich Versicherte beim Arztbesuch einmal im Quartal entrichten müssen), eine Senkung der Krankenkassenbeiträge um 0,1 %, eine Zuführung an den Bundeshaushalt und andere tolle Ideen. Weder die Abschaffung der Praxisgebühr noch eine Senkung der Krankenkassenbeiträge um 0,1 % werden die davon Begünstigten reich machen. Das ist politische Gießkannenmentalität. Und die Zuführung an den Bundeshaushalt – naja, da gäbe es vielleicht auch Sinnvolleres, so wie dort zurzeit die Milliarden spurlos in Rettungsfonds verschwinden, deren volkswirtschaftlicher Sinn unter Ökonomen recht umstritten ist. Wie wäre es statt dessen z.B. damit: Nach Jahren fruchtloser Debatten um ein Präventionsgesetz werden 5 Mrd. Euro in eine Präventionsstiftung eingebracht. Aus den Erlösen kann dann z.B. Forschung zur Evidenzbasierung in der Prävention finanziert werden, daran mangelt es nämlich. Oder man finanziert damit den Transfer von Präventionsforschung in die Praxis, damit die ewige Modellprojektitis endlich einmal ein Ende hat. Angeblich sind sich in der Politik ja alle einig, dass angesichts des demografischen Wandels und der drohenden Flut kranker alter Menschen mehr Prävention nötig ist. Als „vierte Säule des Gesundheitswesens” (neben Kuration, Rehabilitation und Pflege) soll die Prävention ausgebaut werden, nur zahlen will keiner dafür. Weitere 5 Mrd. gehen in eine Stiftung zur Versorgungsoptimierung. Aus deren Erlösen könnte z.B. unabhängige Forschung zu Arzneimitteln oder Medizinprodukten finanziert werden. Oder es könnten neue Ansätze zur pflegerischen Betreuung von Demenzkranken finanziert werden. Das wäre angesichts der demografisch bedingten Zunahme an Demenzkranken und dem Ausbleiben einer erfolgreichen Kuration ganz sinnvoll angelegtes Geld. Wahrscheinlich würde sich das volkswirtschaftlich sogar amortisieren. Die anderen 10 Mrd. sollen die Krankenkassen ruhig behalten, sie werden sie bald brauchen. Finden Sie solche Ideen gut, haben Sie eigene? Diskutieren Sie mit! Das Niveau der Vorschläge der Politiker können Sie intellektuell nicht unterlaufen.
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