In Nordrhein-Westfalen wird demnächst neu gewählt, die rotgrüne Minderheitsregierung hat ihren Haushalt nicht durchgebracht. Wie man in der Zeitung lesen kann, hatte das unter anderem damit zu tun, dass den Beteiligten nicht rechtzeitig klar war, was das Scheitern des Haushalts in der zweiten Lesung bedeutet und sie ihre Taktierereien nicht mehr darauf einstellen konnten.
Man ist ja inzwischen aus der Politik vieles gewöhnt, aber dieser Stolperer ist schon recht obskur. Wie auch immer. Eine der dadurch unberechenbar gewordenen Größen war, so heißt es, die FDP. Statt sich doch noch zu enthalten, hat sie mit einem „Nein” zum Haushalt unerwartet den Weg in den Untergang ihrer Landtagsexistenz beschritten. Das wiederum lässt daran denken, dass vor kurzem die Jamaika-Koalition im Saarland von der CDU aufgekündigt wurde – mit dem Argument, dass die FDP nicht mehr berechenbar sei. Und bei der Bundespräsidentenwahl hat sich die FDP, ebenfalls gegen alle Erwartungen, zumindest gegen alle Erwartungen Merkels, auf Joachim Gauck als Kandidaten festgelegt und damit die Koalition auf Bundesebene an den Rand des Scheiterns gebracht. Bei alldem beschleicht einen das ungute Gefühl, dass sich die FDP in der jüngsten Zeit zur loose cannon entwickelt hat, die für ihre Koalitionspartner ausgesprochen gefährlich geworden ist. Erratische Verhaltensweisen anderer Art, etwa die Libyen-Entscheidung Westerwelles im Weltsicherheitsrat oder der eigenartige Rücktritt des FDP-Generalsekretärs Lindner runden das Bild ab. Was ist nur los mit der FDP? Wird sie zur Frei Dahinirrenden Partei – eben zur loose cannon?
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