In seiner aktuellen Ausgabe 17/2013 hat der SPIEGEL einen Kurzbeitrag zu den steigenden Krankenhauseinweisungen bei Jugendlichen infolge von Alkoholvergiftungen veröffentlicht. Wir hatten dieses Thema hier bei Gesundheits-Check vor gut einem Jahr diskutiert. Man muss bei den Schlussfolgerungen, die man aus den Krankenhausfällen bei Alkoholvergiftungen zieht, vorsichtig sein, das zumindest kann man sicher sagen. Dass sie zunehmen, kann ja auch bedeuten, dass man sensibler geworden ist, was den Umgang mit alkoholisierten Personen in der Öffentlichkeit angeht.
Der SPIEGEL hat das Thema nun von den regionalen Unterschieden der Krankenhauseinweisungen her angepackt. Berichte über regionale Gesundheitsunterschiede haben derzeit Konjunktur. Auch darüber haben wir schon diskutiert, z.B. beim Thema ADHS, bei der Masernimpfung oder bei den Kaiserschnitten. Auch hier darf man sicher sein, dass man nicht ganz sicher sein kann, was die Daten aussagen.
Der SPIEGEL zeigt in seinem Beitrag eine Deutschlandkarte, in der für 2011 die Rate der Krankenhausaufenthalte bei 10 bis unter 20-Jährigen wegen akuter Alkoholvergiftung nach Landkreisen und kreisfreien Städten dargestellt ist. Man erkennt ein Nord-Südgefälle, im Süden der Republik gibt es mehr solcher Krankenhausfälle. „Den Negativrekord hält Memmingen in Bayern mit hochgerechnet 99 Fällen pro 10 000 Kinder unter Jugendliche unter 20 Jahren (…)“, steht dazu in der Erläuterung.
Hat Memmingen diese „Ehre“ wirklich verdient? Vergleicht man die Rate in Memmingen mit der in Bayern, so stellt man fest: Sie lag in Memmingen eigentlich immer höher als in Bayern.
Über den Grund dafür darf man spekulieren. Betrinken sich die Jugendlichen in Memmingen wirklich öfter, oder bemüht sich Memmingen besonders um seine Jugendlichen, oder ist es besonders streng mit ihnen? Man sieht aber auch, dass die Rate in Memmingen im Zeitverlauf ziemlich schwankt. Die absoluten Fallzahlen in einer Stadt wie Memmingen sind ziemlich klein – und im Jahr 2011, dem Jahr, auf das sich der SPIEGEL bezieht, ist ein ordentlicher Ausreißer nach oben zu registrieren:
Seinen bundesweiten Spitzenplatz verdankt Memmingen demnach eher einem Datenexzess als notorischen Trinkexzessen. Im nächsten Jahr sieht das vermutlich wieder anders aus.
Schaut man sich noch die Steigerung der Raten relativ zum jeweiligen Ausgangsniveau im Jahr 2000 an, so ist die Entwicklung in Memmingen auch nicht dramatischer als in Bayern insgesamt:
Analog gilt das vermutlich auch für die anderen vom SPIEGEL extra gewürdigten Städte, z.B. Pirmasens oder Schweinfurt. Dagegen dürfte das Nord-Südgefälle insgesamt zeitlich stabiler sein. Was sich darin widerspiegelt, wäre zu diskutieren.
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