Am letzten Donnerstag war ich auf einer Weinbergswanderung in meinem Heimatort Randersacker. Etwa 5.000 Weinfreunde haben auf einem ca. 6 km langen Weg durch die Weinlage “Marsberg” 28 Weine probiert. Nicht jeder alle. Ob die Idee, dass der Marsberg eine alte Megalith-Nekropole sei, also eine steinzeitliche Begräbnisstätte, im späteren Verlauf einer solchen Weinwanderung entstanden ist, ist nicht bekannt.
Zum Marsberg gehört auch die Weinlage “Ewig Leben”. Ob das ein Argument für oder gegen eine steinzeitliche Begräbnisstätte ist, ist ebenfalls nicht bekannt. Aber der Name dieser Weinlage löst regelmäßig Diskussionen darüber aus, ob Weintrinken, wenn schon nicht zum ewigen Leben, doch wenigstens zu einem etwas längeren Leben führt. Auch das ist nach wie vor nicht bekannt. Und mit der Wahrheit, die im Wein liegt – in vino veritas – ein dem griechischen Dichter Alkaios (ca. 630 v. Chr. bis 580 v. Chr.) zugeschriebener Spruch, lässt sich nur sagen, dass zumindest alte Weintrinker ein langes Leben hatten.
Nach einer Metaanalyse der Forschungsgruppe um William Ghali, 2011 im Britisch Medical Journal veröffentlicht, scheint Wein in der Tat eine präventive Wirkung auf Herz-Kreislauferkrankungen zu haben. Basis waren 84 einbezogene Studien. Allerdings stehen dagegen relativ gut gesicherte Befunde, dass Alkohol schon in kleinen Mengen das Krebsrisiko erhöht. Das wurde vor kurzem erneut durch eine Auswertung von Daten der EPIC-Studie bestätigt, einer großen europäischen Studie zum Zusammenhang von Ernährung und Krebs, ebenfalls im British Medical Journal veröffentlicht. Kein Zweifel besteht außerdem darüber, dass zuviel des Guten nicht gut ist. Man schätzt, dass jährlich in Deutschland ca. 40.000 Menschen vorzeitig an den Folgen missbräuchlichen Alkoholkonsums sterben, mehrere Millionen gelten als alkoholabhängig.
Ob ein Gläschen Wein oder auch eins mehr gesund ist, dieses Thema wird wohl noch lange Gesprächsstoff liefern. Wein enthält eben nicht nur Wahrheit, sondern auch eine kaum überschaubare Vielzahl von Inhaltsstoffen mit einem physiologisch komplexen Zusammenspiel. Das meiste ist Wasser (ca. 4/5 des Weins), darauf kommt es beim Weintrinken aber kaum jemandem an, dann natürlich Alkohol, Zucker, Mineralstoffe, Vitamine, Säuren und vieles mehr. Ein gesundheitlich vielversprechender Stoff ist Resveratrol, der vermutlich sogar antikarzinogen wirkt. Belegt ist das bisher aber nur an Zellkulturen, was das für uns Menschen bedeutet ist, man ahnt es, einmal mehr unbekannt.
Gesundheitsförderlich dürfte jedenfalls die Weinwanderung an sich sein – Bewegung hilft sowohl Krebs als auch Herz-Kreislauferkrankungen zu vermeiden, da ist sich die Wissenschaft einig. In Randersacker kann man außerdem sehr schön am Main entlang wandern oder radeln, die Landschaft genießen und darüber nachdenken, warum zuviel Wahrheit manchmal Kopfschmerzen verursacht.
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