In Deutschland wird bekanntlich im September gewählt. Merkel und Westerwelle oder Steinbrück. Das muss man sich einmal in Euro umgerechnet vorstellen. Wie viel würde man für das eine oder andere Angebot bezahlen, mit Freude darauf, was man da erworben hat? Harald Welzer, Sozialpsychologe in Flensburg, hat diese Alternative im SPIEGEL 22/2013 zur Verzweiflung getrieben – in Form einer längeren Erklärung, warum er nicht mehr wählen geht: „Das Ende des kleineren Übels“, lautet die Überschrift.
In Bayern wird im September auch gewählt. Hier hat, wer die Wahl hat, erst recht die Qual. Die politische Bühne ist sehr seltsam besetzt. Da gibt es eine Regierung, in der die Hälfte des Kabinetts seit Wochen im Licht der Öffentlichkeit steht: die Justizministerin Merk wegen ihres Umgangs mit der Affäre Mollath, Landwirtschaftsminister Brunner wegen der Verwandtenaffäre, Sozialministerin Haderthauer wegen ihres Mannes, der etwas seltsame Geschäfte mit Modellautos betrieben hat, dem Finanzminister Söder hatte Seehofer höchstselbst „Schmutzeleien“ und „charakterliche Schwächen“ vorgeworfen und Wirtschaftsminister Zeil wird jetzt auch etwas bekannter, wegen seiner früheren Mitwirkung an prekären Zinsgeschäften mit Kommunen. Der Begriff „Schattenkabinett“ bekommt da eine ganz neue Bedeutung. Wie viel dieses Angebot wohl in Euro wert wäre?
Auf der anderen Seite des politischen Spektrums herrscht allerdings völlige Finsternis. Der SPD-Chef Pronold sei ins Schattenkabinett Steinbrücks berufen worden, konnte man vor kurzem lesen. Wer ist Pronold? Der, der aus dem Dunkeln kam und in den Schatten trat? Die SPD hat noch mehr Dunkelmänner, aber wie schon Bert Brecht wusste, man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht. Und wer kennt eigentlich die 5 wichtigsten Punkte, die die SPD nach der Wahl umsetzen wollen würde, wenn sie dürfte? Vielleicht der britische Geheimdienst. Gut, es weiß auch keiner, was die CSU nach der Wahl machen will, aber die hat immerhin ihre Skandale.
Nur, was wählt man in so einer Situation? Ja, auch in Bayern gibt es noch andere Parteien. Aber diese Feststellung gehört hierzulande in den Disclaimer. Sogar eine Josefspartei haben wir, aber das nur nebenbei, die kennt nicht einmal der britische Geheimdienst.
Harald Welzers Weg, nicht zur Wahl zu gehen, ist trotzdem falsch. Schon das verunglückte Sprachbild zeigt das. Wäre es nicht besser, wenn alle hingehen – und ein besseres Angebot reklamieren, direkt auf dem Wahlzettel? Ich wünsche mir ein besseres Angebot!
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