Wolfgang Schorlau schreibt politische Krimis. Richtig gute politische Krimis. Hier auf Gesundheits-Check hatte ich vor zwei Jahren seinen Roman “Die letzte Flucht“ vorgestellt, in dem er Mordsgeschichten aus der Pharmaindustrie erzählt. Das hat mich damals zu der Frage geführt: „Und wenn es in der Gesundheitsbranche schon so zugeht, was ist dann erst in anderen Branchen los?“ Eine Antwort darauf gibt Schorlau in seinem neuen Krimi „Am zwölften Tag“, in dem es um die unappetitliche Wirklichkeit der deutschen Fleischindustrie geht.
Wie immer hat Schorlau das Milieu seiner Geschichte sorgfältig recherchiert. Er beschreibt die Situation in der Massentierhaltung, die ekligen Details der Tierkrankheiten und der Antibiotikaverfütterung, die Ausbeutung der Werkvertragsarbeitskräfte, die der deutschen Fleischindustrie einen erklecklichen Wettbewerbsvorteil beschert (und inzwischen wirtschaftspolitischen Ärger mit unseren Nachbarländern), den Export von Hühnerteilen in die Dritte Welt und vieles mehr. Die Fleischindustrie ist ein dickes Geschäft. Und oft ein dreckiges. Wenn die Gier nach dem großen Geld auf kriminelle Energie trifft, sind die Zutaten für einen Schorlau-Krimi beisammen. Ein besonderes Schmankerl serviert Schorlau dabei, wenn es um mariniertes Fleisch geht. Aber mehr wird nicht verraten. Man lese selbst. Am besten nach dem Essen.
Die Missstände in der deutschen Fleischindustrie kennt man inzwischen aus zahlreichen Dokumentationen, in der Sache nicht neu, aber leider wahr. Wer sich noch etwas einlesen will: Auf seiner Internetseite stellt Wolfgang Schorlau auch zu diesem Krimi wieder ausgewählte Materialien zum Thema bereit. Es ist angerichtet, guten Appetit!
Wolfgang Schorlau: Am zwölften Tag. Denglers siebter Fall. 340 (schnellgelesene) Seiten. KiWi-Verlag, 9,99 Euro.
Kommentare (23)