„Eine Badewanne bezeichnet ein Behältnis, das zur Körperhygiene genutzt wird. Sie ist von Form und Größe so gestaltet, dass man sich hineinlegen kann, sodass der Körper im Wasser liegt.“ So kann man es bei Wikipedia nachlesen. Und dass es seit 1906 emaillierte Stahlbadewannen gibt, steht da auch noch. Nun gut. Etwas edler war die Badewanne des Limburger Bischofs Tebartz van Elst, die nach Medienberichten 15.000 Euro gekostet haben soll. Ein weißes Designerstück. Bis man etwas in dieser exklusiven Preisklasse findet, muss man sogar im Luxussortiment eine Weile suchen, ein Whirlpool ist billiger.
Aber vermutlich hat die Limburger Badewanne auch weniger damit zu tun, was Wikipedia ihr als Funktion zuschreibt, nämlich ein Behältnis zu sein, das zur Körperhygiene genutzt wird. Eher ist sie ein Repräsentationsstück. Das hat sie mit einer anderen Badewanne gemeinsam, die seit Januar in Randersacker steht: Balthasars Badewanne.
Balthasar, das ist Balthasar Neumann (1687-1753), ein Baumeister der Barock- und Rokokozeit, der unter anderem die Würzburger Residenz gebaut hat. In Randersacker gibt es von ihm einen kleinen Gartenpavillon – und schräg gegenüber davon nun eben seine Badewanne. Sicher eher Modell 1906 – oder 1966, als 1706, aber die Kunst ist ja frei. Die Badewanne ist ein Werk des Würzburger Architekturbüros Matthias Braun, das den Wettbewerb um die Brunnengestaltung auf dem Place de Vouvray gewonnen hat. Mit 10:7 Stimmen hat sich der Marktgemeinderat in seiner Sitzung am 24.7.2013 für die Badewanne entschieden. Vouvray, das nur nebenbei, ist nicht der Name der Maitresse Balthasar Neumanns, sondern der Name der französischen Partnergemeinde Randersackers, ebenfalls ein Weinort.
Gottseidank einmal kein Brunnen, bei dem aus einem Weinfass Wasser rinnt, ein Winzer mit Winzerschürze Wasser aus einem Krug in einen Becher gießt oder kleine Putten Wasser spucken. Solcherart „landestypische Kunst“ ist nett, gibt es aber schon zuhauf. Balthasars Badewanne gibt es nur einmal. Und sie passt zu der seit einigen Jahren in den fränkischen Weinorten aufgebauten Partnerschaft von Wein und Kunst. Balthasars Wanne soll übrigens etwas billiger als die bischöfliche Version gewesen sein – wie es sich für den Baumeister eines Bischofs gehört.
Verglichen mit anderen öffentlichen Bädern, die so manche Kommune an den Rand des Ruins treiben, ist Balthasars Badewanne ohnehin ein echtes Schnäppchen. Mal sehen, wie sich bei der im Mai wieder anstehenden Weinbergswanderung der Badebetrieb entwickelt. Bad Randersacker lässt grüßen.
Fotos: Oliver Mack, Würzburg, mit freundlicher Genehmigung des Architekturbüros Braun
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