Vor 2 Jahren wurde hier bei Gesundheits-Check schon einmal darauf hingewiesen, dass das von den Behörden für den Pandemiefall massenhaft und für Unsummen eingelagerte Grippemittel Tamiflu möglicherweise nicht hält, was es verspricht, dass man dabei aber ziemlich im Dunkeln tappt, unter anderem, weil ein großer Teil der Studiendaten nicht zugänglich ist. Eine aktuelle Cochrane-Studie kommt nun unter Einschluss zusätzlicher Daten zu einem vernichtenden Urteil über Tamiflu und das Schwesterprodukt Relenza: Kaum Wirkung auf die Verkürzung der Krankheitsdauer, keine Vorbeugung gegen schwere Komplikationen, dafür viele Nebenwirkungen.
”The review clearly recommends that guidance on the use of both neuraminidase inhibitors (oseltamivir and zanamivir) in the prevention or treatment of influenza should be revised to take account of the evidence of small benefit and increased risk of harms.”
Die Hersteller sehen die Sache erwartungsgemäß anders als die Cochrane-Forscher und bezweifeln sogar deren Kompetenz im Umgang mit den Daten. Nun denn, hier treffen evidenbasierte Medizin, Geschäft und Politik in seltener Schärfe aufeinander. Jetzt darf man gespannt sein, wie sich die Behörden verhalten und in welcher Weise sie ihre Pandemieplanungen an die neue Erkenntnislage anpassen.
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