Vor kurzem hatte ich hier auf Gesundheits-Check einen neuen Brunnen in meinem Heimatdort Randersacker vorgestellt: „Balthasars Badewanne“. Dieser Brunnen liefert seit Anfang des Jahres nicht nur Wasser, sondern auch reichlich Gesprächsstoff im Dorf. Die einen halten ihn für einen missglückten Versuch, originell zu sein, die anderen, mich eingeschlossen, finden ihn ganz witzig. Der ländliche Baumarkt-Minimalismus ist als Kunstrichtung eben noch nicht etabliert.
Ob der seit einigen Jahren vor dem Geburtshaus von Johann Peter Frank (1745-1821) im pfälzischen Rodalben sprudelnde Brunnen auch so gesprächsanregend ist, weiß ich nicht. Verdient hätte er es jedenfalls.
Johann Peter Frank ist so etwas wie der Stammvater des öffentlichen Gesundheitsdienstes. Der Brunnen ist Teil einer Skulptureninstallation des Künstlers Stephan Müller. Die sechs Steine des Brunnens stellen die sechs Bände von Johann Peter Franks Hauptwerk „System einer vollständigen medicinischen Polizey“ dar.
Der erste Band erschien 1779, der letzte 1819. Mit „medicinischer Polizey“ ist die Gesundheitsverwaltung gemeint. Johann Peter Frank geht es um die staatliche Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung und er spricht dabei viele Themen an, die auch heute noch relevant sind: Unfallschutz, Erziehung und Schulwesen, Hygiene, Ernährung, Wohnverhältnisse, Bestattungswesen, Ausbildung der Gesundheitsberufe und vieles mehr.
Ein Kapitel über die Pflege des Trinkwassers und der Brunnen gibt es in seinem sechsbändigen Werk natürlich auch.
Die soziale Situation seiner Zeit kritisierte Frank scharf in der berühmten „Akademischen Rede vom Volkselend als der Mutter der Krankheiten“ – ein frühes Zeugnis sozialmedizinischen Bewusstseins davon, dass Armut krank macht und der Staat hier in der Pflicht steht. Zugleich war Frank medizinischer Praktiker, Krankenhausarzt und Krankenhausdirektor, unter anderem in Wien, er war Leibarzt des russischen Zaren und auch Beethoven war sein Patient.
Sauberes Trinkwasser, Kanalisation, menschenwürdige Wohnverhältnisse, ausreichend Nahrung: Für die Mehrzahl der Menschen in Europa ist das heute selbstverständlich. Daran haben die Verfechter der Sozial- und Umwelthygiene wie Frank, Franz Anton Mai (1742 – 1814), Edwin Chadwick (1800 – 1890), John Snow (1813 – 1858) oder Max von Pettenkofer (1818 – 1901) entscheidenden Anteil.
Trotz seiner damals internationalen Wirkung und seiner herausragenden Bedeutung für die Bevölkerungsgesundheit, neudeutsch Public Health, ist Johann Peter Frank in der Öffentlichkeit kaum mehr bekannt. In Rodalben erinnert ein kleines Museum an ihn, betreut von der „Johann Peter Frank-Gesellschaft“, einer kleinen rührigen Vereinigung, die jedes Jahr mit einem Stand besten Pfälzer Rotweins auf der Jahrestagung des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes vertreten ist. Dass der Ärzteverband seine Ehrenmedaille nach Johann Peter Frank benannt hat, soll allerdings, wie es heißt, nicht des Rotweins wegen geschehen sein. Ganz sicher ist das aber nicht.
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Bildnachweis: Brunnen: Wolfgang Magin – Druckerei und Verlag GmbH, Rodalben; Buchauszug: Universitätsbibliothek Göttingen, Digitalisierungszentrum
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