Täglich sind jetzt Meldungen über den Ebola-Ausbruch in Westafrika in den Nachrichten. Zu Recht. Der Ausbruch wurde lange unterschätzt. Die WHO geht davon aus, dass es bis Anfang November mehr als 20.000 Infizierte gibt (derzeit sind ca. 6.000 erfasst, mit unbekannter Dunkelziffer), die CDC befürchten sogar, dass es bis Anfang 2015 mehrere hunderttausend bis 1,4 Mio. Fälle geben könnte. Das halten die Gesundheitssysteme und die Staaten Westafrikas insgesamt nicht aus. Wenn die Seuche nicht gestoppt wird, wird es eine humanitäre Katastrophe geben, deren Folgen für die Region und darüber hinaus noch gar nicht absehbar sind.

In den Medien wird gerade angemahnt, auch das zu Recht, die Bundesregierung möge hier endlich der vom Bundespräsidenten bis zur Verteidigungsministerin pathetisch beschworenen größeren Verantwortung Deutschlands in der Welt gerecht werden. Vielleicht haben die anderen Katastrophen, die derzeit die Welt heimsuchen, der Gazakrieg, der Krieg in der Ostukraine und der Vernichtungskrieg des Islamischen Staats, die Aufmerksamkeit der Regierung und unser aller Aufmerksamkeit zu lange vom Ebola-Ausbruch abgezogen, vielleicht haben wir uns auch nur angewöhnt, den immer neuen Elendsmeldungen aus Afrika nicht mehr so aufmerksam zuzuhören. Wie dem auch sei, die Regierung soll jetzt handeln. Dass die Verteidigungsministerin Ärztin ist und zudem Public Health studiert hat – es wäre schön, in diesem Krisenfall mehr davon zu sehen.

Man kann aber auch selbst etwas tun, z.B. spenden und in den eigenen Organisationen und Verbänden für Spenden werben. Wer nicht weiß, wohin: Die Ärzte ohne Grenzen sind auch in Westafrika aktiv und sie brauchen Spenden. Es geht ganz einfach mit ein paar Klicks im Internet:
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/

Kommentare (22)

  1. #2 rolak
    24. September 2014

    bis zur Verteidigungsministerin

    Da gibt es doch schon das passende Interview zu:

    Auf die Frage, ob sie selbst zu einem solchen Kriseneinsatz bereit wäre, antwortete von der Leyen, die von Beruf Ärztin ist: “Das ist eine Frage, die ich unterm Strich, wenn ich wüsste, dass ich geschützt bin, mit Ja beantworten könnte.””

    Angesichts der therapeutischen Möglichkeiten ein klares ‘Nein’.

  2. #3 Joseph Kuhn
    24. September 2014

    @ rolak: Sie meint mit “geschützt” sicher eher die präventiven Möglichkeiten. Was ich nicht verstehe: Warum werden Freiwillige gesucht, statt in der Zusammenarbeit beim Umgang mit Viren bzw. medizinischer Versorgung eingespielte Einheiten dorthin zu verlegen?

    Oder, ein Punkt, über den ich bisher noch gar nichts gelesen habe: Bieten die Möchtegerne-Weltmächte Russland und China keine Hilfen an? Falls nein, warum nicht?

  3. #4 CM
    24. September 2014

    Danke, Joseph. Gegenwärtig bin ich so vom Alltag gefangen, dass so eine Erinnerung gut und wichtig ist.

    bzgl. Warum werden Freiwillige gesucht …
    Die ethische Abwägung ist u. a. die zwischen Effizienz und Zwang. Insofern kann ich es schon verstehen, dass ein Arbeitgeber wie die Bundeswehr auch mal darauf verzichtet Zwang auszuüben.

    Die mangelnde Verantwortungsbereitschaft Russlands und Chinas wird in der Tat auf internationaler Ebene zu wenig angeprangert. Dass diese Mächte in Einzelfällen auf Engagement verzichten, sei ihnen zugestanden, doch die Einzelfälle summieren sich …

  4. #5 Stefan Wagner
    https://demystifikation.wordpress.com/2014/09/17/bachblutenkritik/
    24. September 2014

    Ein Beitrag sprach davon, dass sich die Zahl der Angesteckten alle 3 Wochen verdoppelt. Das wäre eine Vertausendfachung in 30 Wochen, in 60 Wochen x1Mio.

  5. #6 Karl Mistelberger
    24. September 2014

    > Katastrophen, die derzeit die Welt heimsuchen, der Gazakrieg, der Krieg in der Ostukraine und der Vernichtungskrieg des Islamischen Staats

    Der Gaza-Konflikt 2014 (manchmal auch Gaza-Krieg 2014) war eine Auseinandersetzung zwischen Israel und verschiedenen militanten Palästinensergruppen im Jahr 2014 (Wikipedia).

    In der Ukraine wurde ein Waffenstillstand vereinbart, der mehr oder weniger eingehalten wird.

    Aber es gibt den Bürgerkrieg in Syrien und zahlreichen Terror in Ländern mit islamischem Bevölkerungsanteil.

  6. #7 bruno
    24. September 2014

    …ein Freund von mir war bis Ende August für ein Hilfsprojekt in Sierra Leone… er meinte, bis dahin wäre man intern bereits von 20.000 bis 50.000 Infizierten ausgegangen. Allein in Sierra Leone. Das sind so unwegsame Gelände…da verschwindet unbemerkt schnell mal ein ganzes Dorf…

  7. #8 Stetsverblüfft
    24. September 2014

    Joseph Kuhn: „Oder, ein Punkt, über den ich bisher noch gar nichts gelesen habe: Bieten die Möchtegerne-Weltmächte Russland und China keine Hilfen an? Falls nein, warum nicht?“

    Dazu müsste man eine Suchmaschine bedienen können wollen. https://heise.de/-2400320

  8. #9 rolak
    24. September 2014

    Sie meint (..) sicher eher

    Das liegt zwar durchaus im Bereich des Möglichen, Joseph, doch aus Erfahrung nehme ich bei Diplomaten & Politikern, also den im Bereich butterweiche Formulierung tendenziell bestens ausgebildeten Menschen erst einmal die Extremalwerte in Augenschein. Da hier sowohl ‘ja’ als auch ‘nein’ im Bereich des Spektrums liegt, offensichtlich jedoch ersteres nicht (einmal indirekt) für notwendig erachtet wird, liegt letzteres unverschämt nahe.
    Doch selbst wenn mein Pragmatismus falsch liegt steht immer noch zur Frage, wann wer wo ankommt 😉

    Telepolis

    Und wie soll uns diese berechtigte Kritik am ÖRR auch nur ein Jota bei der Beantwortung der von Dir zitierten Fragen weiterhelfen? Oder wärst Du von sinnvollem Inhalt eigener Texte einfach nur Stetsverblüfft?

  9. #10 Hobbes
    24. September 2014

    @Stetsverblüfft:
    Toller Link und wie viel Hilfe bieten die Länder jetzt an?

    Über die Hilfe die von Kuba entsendet wurde in den bösen deutschen Medien übrigens breit berichtet. Aber Kuba war ja auch schon immer ein treuer Vasall von uns.
    Und ein Bericht, der (unter anderen) den Spiegel Manipulation vorwirft und dann sagt das sich das Volk das nicht mehr bieten lässt und das mit der Spiegel-Bestzeller-Liste begründet finde ich niedlich.

  10. #11 Stetsverblüfft
    24. September 2014

    Echt jetzt, Mädels? Es verblüfft mich immer wieder, wie in Zeiten des Kalten Krieges mit faktischer Nachrichtensperre der Patriotismus ein chemisches Ungleichgewicht im ansonsten sachlich analytischen Hirn hervorruft.

    – Ebola: Russische Forscher auf gefährlicher Mission, 8.8.2014 https://de.rbth.com/wirtschaft/2014/08/08/ebola_russische_forscher_auf_gefaehrlicher_mission_30645.html

    – Ebola-Forschungen: Russland schickt Virologen-Gruppe nach Afrika, 20.8.2014 https://de.ria.ru/society/20140820/269346262.html

    – Ebola-Bekämpfung: Russische Mediziner entwickeln experimentelles Vakzin, 26.8.2014 https://german.ruvr.ru/2014_08_26/Ebola-Bekampfung-Russische-Mediziner-entwickeln-experimentelles-Vakzin-7039/

    – UN gründen Sondereinheit für Kampf gegen Ebola, 18.9.2014 https://dw.de/p/1DFPC (DW ist übrigens gut informiert.)

    Die Ebola-Epidemie ist eine Angelegenheit für die Vereinten Nationen (UN) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Nicht der politische Spielplatz einiger westlicher Wichtigtuer.

  11. #12 Joseph Kuhn
    25. September 2014

    @ Stetsverbluefft:

    Wenn sich Russland engagiert, umso besser. Auch da koennte es vermutlich mehr sein, aber sei’s drum.

    Ansonsten: Wie gesagt, in diesem Fall kann auch jeder selbst was tun, einfach, per Mausklick.

  12. #13 CM
    25. September 2014

    @Stetsverblüfft: Propagandaseiten um zu belegen, dass wir Propaganda aufsitzen? Interessante Gewichtung. Jedenfalls sehe ich in pubmed genau 1 nicht-russische Veröffentlichung des zitierten Institutes (Iwanowski = Ivanovsky im Englischen) zu hämorrhagischen Fiebern. Das lässt mich an die Hansdampfforscher denken, denen ich in meinem Leben begegnen “durfte”: Gut in PR, aber … nun ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

  13. […] tausende Mediziner und freiwillige Helfer in den westafrikanischen Staaten gegen die weitere Ausbreitung des Ebolafiebers kämpfen – und die westlichen Staaten (bislang) noch eher wenig unternehmen, um diesen Kampf zu […]

  14. #15 Stetsverblüfft
    25. September 2014

    @CM, nachdem die Propagandaseiten die Beteiligung Russlands angekündigt hatten, klärten die Qualitätsjournalisten von DIE WELT am 21.08.2014 über die dahinterstehende Intention auf: „Biologische Kriegsführung: Russland hat Ebola zur Waffe gemacht“. Demnach forschen die russischen Hansdampfforscher schon seit langem erfolgreich aber geheim an Ebola.

    (Oh man, eigentlich kam ich hier her, um mich zu erkundigen, wie wahrscheinlich die Gefahr der Übertragung von Ebola auf unsere Region ist und ob „wir“ dem gewachsen sind …)

  15. #16 Albert Wilfert
    1. Oktober 2014

    Das Ganze klingt eher nach “Aids reloaded”

    Es ist kein Wunder dass Menschen die unter den Umständen leben, unter denen viele Menschen in Afrika
    leben müssen krank werden. Dazu braucht es keinen “Erreger” oder besser gesagt jeder Erreger kann so geschwächten Menschen gefährlich werden.
    Die Menschen mit reinem Tinkwasser und gutem Essen zu versorgen ist bei der Anzahl wahrscheinlich unmöglich oder es würde eine zumindest eine Menge Geld kosten.
    Den Menschen Medikamente zu verticken bringt
    Bares in rauhen Mengen.
    Oder wie es Franz Josef Degenhardt gesagt hat:
    “Wir leben im Jahr der Schweine und dieses Jahr wird lang.”

  16. #17 Joseph Kuhn
    1. Oktober 2014

    @ Albert Wilfert:

    “Franz Josef Degenhardt”

    Dass den überhaupt noch jemand kennt. 😉

    “Den Menschen Medikamente zu verticken bringt Bares in rauhen Mengen”

    Den Ebola-Opfern in Afrika? Wohl kaum.

    Wie auch immer man die sozialen Ursachen der Ebola-Ausbreitung beurteilt: Jetzt kommt es darauf an, zu verhindern, dass in den betroffenen Regionen Westafrikas am Ende gar keine Kranken mehr versorgt werden (egal an was sie leiden), weil es keine Krankenversorgung mehr gibt. Und der freie Markt wird das nicht regeln.

  17. #18 Albert Wilfert
    1. Oktober 2014

    @ Joseph Kuhn

    Den Ebola Opfern nicht. Aber den “Helfern” in Gestalt der
    Pharmaindustrie samt den Wissenschaftlern die daran forschen.
    Die Probleme in Afrika sind nicht neu und weit bekannt.
    Man kann helfen wollen oder auch die Leute einfach in Ruhe lassen. Für beides habe ich Verständnis.
    Dazu muss man aber keine Seuche erfinden um Menschen zu helfen.
    Die WHO hat bei dem Aids Desaster bewiesen, dass es sich hier um eine Vereinigung gewissenloser Technokraten handelt die am Gängelband der amerikanischen Regierung und Gesundheitsbehörde hängen.
    Und mit ihrer Politik der Pharmaindustrie in die Hände arbeitet deren Ziel die Gewinnmaximierung ist.
    Und das ist das genaue Gegenteil von Hilfe.
    Das ist Ausbeutung.
    Wie kann man so blöd sein zu glauben dass man
    verschmutztes Wasser und unzureichende Ernährung mit Pillen bekämpfen kann. Wie blöd oder wie zynisch.

  18. #19 Joseph Kuhn
    2. Oktober 2014

    @ Albert Wilfert:

    “Wie kann man so blöd sein zu glauben dass man verschmutztes Wasser und unzureichende Ernährung mit Pillen bekämpfen kann. Wie blöd oder wie zynisch.”

    Ich glaube, so blöd oder so zynisch ist bei den “Ärzten ohne Grenzen” niemand. In der Tat geht es beim Thema Ebola letztlich um “distale Gesundheitsdeterminanten” wie verschmutztes Wasser, unzureichende Ernährung, funktionierende öffentliche Infrastrukturen usw. Darauf muss sich eine faire Entwicklungszusammenarbeit richten. Aber das entbindet nicht von der Notwendigkeit, jetzt medizinisch zu helfen. In mancher Hinsicht ist das ähnlich wie bei den Choleraausbrüchen früher in Europa. Letztlich ging es auch hier um sauberes Trinkwasser und Kanalisation, trotzdem musste man auch die Seuche unmittelbar bekämpfen und die Kranken behandeln. Hier nichts zu unternehmen und nur auf die distalen Faktoren zu verweisen, wäre selbst zynisch.

    Etwas quer dazu liegt das Problem der Medikalisierung sozialer Probleme. Mir scheint, dass wir das eher bei uns haben als in der Dritten Welt. An Ebola verdient die Pharmaindustrie sicher nicht so viel wie an Prozac.

  19. #21 Joseph Kuhn
    7. Oktober 2014

    Eine Medienmeldung als Nachtrag: Die Spendenbereitschaft in der Ebolahilfe ist gering. Afrika ist eben weit weg. Umso größer wird vermutlich die Hysterie werden, wenn dann doch einmal Fälle in Deutschland auftreten sollten.

  20. #22 Dr. Webbaer
    22. Oktober 2014