Die Ärztezeitung berichtet heute von einer Allensbach-Umfrage zur Homöopathie. 94 Prozent der Befragten hätten demnach „schon von homöopathischen Arzneimitteln gehört“, 60 Prozent sogar schon einmal ein Homöopathikum genommen und das sei am häufigsten auf den Rat aus dem Familien- und Freundeskreis zurückzuführen. Die Zahlen dürften ziemlich vergleichbar mit dem Konsum von Alkohol unter Jugendlichen sein – gut, der Rat aus der Familie wird da vielleicht differenzierter ausfallen, aber bei Alkohol geht es ja immerhin auch um nachweisbare Mengen einer psychotropen Substanz. Vermissen Sie die Substanz dieses Blogbeitrags? Dann haben Sie die Wirkungsweise der Homöopathie (nicht) verstanden.

Kommentare (31)

  1. #1 rolak
    20. Oktober 2014

    immerhin auch (..) nachweisbare Mengen einer psychotropen Substanz

    Also gerade dabei kann die Homöopathie doch wirklich lässig mithalten. Entsprechend dem bekannten Slogan für den gleichgehaltvollen Geist könnte gesagt werden “Nie waren sie so wertlos wie heute”, sind doch die Möglichkeiten der allopathischen Konkurrenz in den letzten 2 Jahrhunderten drastisch angestegen.

    94 Prozent der Befragten hätten demnach „schon von homöopathischen Arzneimitteln gehört“

    Wow, das erinnert fulminant an die verquere Logik der Einstiegsdrogen-Forschung (bei den entsprechenden Fragen <Droge> durch ‘Wasser’ ersetzen): Schwache 100% dürften schon von Verdauung gehört haben, eine überwältigende Flut von Zeugnissen der Erleichterung wälzt heran – alles kein Grund, ihre Produkte bei Kopfschmerz zu sniefen.

    • #2 Joseph Kuhn
      20. Oktober 2014

      “Also gerade dabei kann die Homöopathie doch wirklich lässig mithalten.”

      Stimmt. Vielleicht sehen wir die Homöopathie doch zu negativ. Auch wenn die Möglichkeiten der allopathischen alkoholischen Konkurrenz in den letzten 2 Jahrhunderten drastisch angestiegen sind.

  2. #3 BSR
    21. Oktober 2014

    …. und genau darum ist es wichtig zu schauen, wie homöopathiekurse zum beispiel in volkshochschulen angeboten und beworben werden. im grunde genommen sind es werbeveranstaltungen, die gegen das heilmitelwerbegesetz verstoßen. hier wird nämlich auf ein symptom eingegangen und erklärt welches homöopatika hier zum einsatz kommen würde. orientieren sollte man sich hier am urteil des olg hamm aus dem jahre 2010, besonders abschnitt 31. hier wird besonders auf die schutzbedürftigkeit des verbrauchers verwiesen.
    https://www.statt-schamanen.de/index.php?option=com_content&view=article&id=453:olg-hamm-m-urteil-vom-15-april-2010-m-az-4-u-21809&catid=36:urteile&Itemid=56
    mit dem urteil als verweis, ruhig ausdrucken und mitnehmen, anzeige bei jeweiliger polizeidienststelle stellen. warum? damit dieser unsinn ein ende findet. zusätzlich sind aufsichtsführende behörden in jeweiliger region bis hin zum bundesgesundheitsministerium über jeden einzelfall zu informieren. dann, und nur dann, werden auch mitarbeiter hierfür sensibilisiert.

  3. #4 Ulli
    21. Oktober 2014

    Und was macht man, wenn einen die eigene Krankenkasse freudestrahlend informiert, dass sie nun auch bestimmte Homöopathika und Schüßlersalze bezahlt? Welches Urteil kann man denen dann unter die Nase halten?

    Ich würde ja gern wechseln – gibt es denn eine KK, die sich asudrücklich von diesem Schmarrn distanziert?

  4. #5 BSR
    21. Oktober 2014

    @Ulli,
    leider greift hier der Binnenkonsenz für sogenannte “besondere Theapieverfahren”. Es geht nur um die Werbung.

  5. #6 Michael
    21. Oktober 2014

    Homöopathie ist auf dem Vormarsch:
    “Erster homöopathischer Klempnerbetrieb bietet alternativ-handwerkliche Reparaturen an”

    https://www.der-postillon.com/2013/10/erster-homoopathischer-klempnerbetrieb.html#at_pco=smlwn-1.0&at_si=5445202a2c71cd08&at_ab=per-2&at_pos=0&at_tot=1

  6. #7 Hans-Werner Bertelsen
    21. Oktober 2014

    Warum ist die Homöopathie so attraktiv?
    Hier ist die Antwort:

    https://www.dr-bertelsen.de/documents/Homoeopathie-Journal-8-11_2.pdf

  7. #8 Hans-Werner Bertelsen
    21. Oktober 2014
  8. #9 Dr. Webbaer
    21. Oktober 2014

    Oft ist statt homöopathischer Mittel eine Flasche Bier die bessere Wahl.

    • #10 Joseph Kuhn
      21. Oktober 2014

      Heute so humorvoll, geht’s Ihnen gut?

  9. #11 Dr. Webbaer
    21. Oktober 2014

    @ Herr Dr. Kuhn :
    Auf die webübliche Härte kann natürlich verzichtet werden, wenn umfänglich zustimmungsfähige und nicht humorlose Beiträge seitens der primären Inhaltegebung vorliegen.
    MFG
    Dr. W (der in diesem Zusammenhang auch das Foto mit dem halbvollen Glas Rotwein goutiert, auch wenn Sie wissen könnten, dass Rotwein für einige Totwein ist)

  10. #13 hein
    22. Oktober 2014

    Wo doch schon Ärzte in homöopathischen Dosen angesprochen wurden – wie findet man eigentlich einen Arzt, der nicht homöopathisch behandelt?

    • #14 rolak
      22. Oktober 2014

      Wie?

      moin hein, da gibt es zwei Antworten: Auch bei der für Dich zuständigen KV dürfte es eine Ärztesuche geben (bei mir auf der Startseite unterm Logo, bei anderen durchaus auch mal etwas besser versteckt. Bereits dort wird in der Eigenbeschreibung der einzelnen Praxen mit den supitollen Alternativangeboten geprahlt. Aus eigener Efahrung: Ein fast alles blockierender Filter…
      Für den verbleibenden Rest der möglichen Vorabinformation über die Umgebungsärzte eine schöne Spaziergangs-Route planen (fürs Leben lernen 😉 ) und an einem praxisoffenen Vormittag mal vorbeischauen, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Danach fiel zumindest mir die Wahl ziemlich leicht – und hat auch gepasst. Ist ja noch überhaupt nichts darüber gesagt worden, ob und wie Du mit dem erwählten Menschen zurechtkommst….

    • #15 rolak
      22. Oktober 2014

      Da hab ich doch glatt die zweite (bzw lesetechnisch geplant erste) Antwort vergessen:

      wie findet man? Schwer!

  11. #16 Ulli
    22. Oktober 2014

    Beim Arzt gibt es einen einfachen Test:
    Will er dir Homöopathika oder Ähnliches verschreiben / aufschwatzen, dann teile ihm sachlich und kurz mit, dass du das nicht willst.

    Dann gibts in der Regel nur zwei Möglichkeiten:
    Entweder er/sie geht kommentarlos darüber hinweg und gibt dir etwas anderes: Guter Mann / gute Frau!

    Oder er / sie versucht dich zu überzeugen (“dashilft vielen meiner Patienten / ich nehms selber”, etc. …):
    Vergiss ihn / sie!

  12. #17 hein
    22. Oktober 2014

    Danke für die Vorschläge. Jetzt heißt es also alle Praxen ohne Internetauftritt in meiner Region (alle Praxen mit Internetauftritt werben mit “alternativen Heilmethoden”) zu Fuß abklappern.

  13. #18 rolak
    22. Oktober 2014

    alle Praxen ohne Internetauftritt

    Also von den kassenärztlichen Praxen sind alle auf der site der jeweiligen KV (siehe oben) vorhanden, hein, mit oder ohne einen eigenen Internetauftritt. Auch mein aktueller, nichtschamanischer, homepage-loser Zahnarzt wurde so ermittelt.

  14. #19 hein
    22. Oktober 2014

    Wenn man nur die Hälfte schreibt, wird man falsch verstanden…
    Komisch…
    Also noch mal von vorne: bei der KV erfahre ich die Grundgesamtheit aller in Frage kommender Ärzte. Für eine Teilmenge finde ich über Google eine Homepage. Von dieser Teilmenge schließe ich 100% aus, da sie alle mit alternativen Methoden werben. Den Rest muss ich wohl oder übel persönlich aufsuchen…

    • #20 rolak
      22. Oktober 2014

      bei der KV erfahre ich die Grundgesamtheit aller in Frage kommender Ärzte. Für eine Teilmenge finde ich über Google

      Nein hein, da biste falsch abgebogen (falls Deine KV sich nicht von den bisher konkret empfohlenen und daher vorher getesteten unterscheidet): Erst kommt bei der KV eine Übersicht, ein clic auf [Details] liefert das Gewünschte.

  15. #21 rolak
    24. Oktober 2014

    Noch was Aktuelles vom Nichts: Kassen müssen Homöopathie nur bei nachgewiesener Wirksamkeit zahlen, beschließt das BSG.

  16. #22 Joseph Kuhn
    24. Oktober 2014

    @ rolak: Danke für den Link. Eine höchstrichterliche Klarstellung, dass die Homöopathie bei der Finanzierung durch die Krankenkassen keine Privilegien genießt.

  17. #23 IO
    24. Oktober 2014

    “Noch was Aktuelles vom Nichts: Kassen müssen Homöopathie nur bei nachgewiesener Wirksamkeit zahlen, beschließt das BSG.”

    Hoffentlich hat das Urteil wenigstens auch einen Effekt und wird nicht verdünnt, äh verwässert.

    Ich freue mich insofern, dass ich in einem Land leben kann, in dem
    – die Quacksalberei kaum verbreitet ist,
    – im Gesundheitssystem für die allgemeine Bevölkerung nicht angeboten wird,
    – in dem in Apotheken so gut wie keine Homöopathie vorhanden sind, kaum gekauft und nicht beworben werden.
    Hoffentlich bleibt das so. Wenn es hier um Gesundheit geht und um Behandlungen, habe ich nun in gefühlten Ewigkeiten niemanden über den Homöo-Hokuspukus sprechen hören oder über Esoterisches.
    Warum nur sind speziell in Deutschland so enorm viele Homöopathiegläubige (von anderen Quackereien abgesehen)?

  18. #24 Joseph Kuhn
    24. Oktober 2014

    @ IO:

    “Hoffentlich hat das Urteil wenigstens auch einen Effekt”

    Der Effekt ist vor allem symbolischer Natur: fehlender Wirksamkeitsnachweis höchstrichterlich bestätigt und kein Anspruch auf Geltendmachung des Binnenkonsens bei der Kassenfinanzierung.

    Das Urteil verbietet den Kassen aber nicht, Homöopathie zu bezahlen und das werden sie auch weiterhin aus Marketinggründen eifrig tun. Immerhin: sie müssen es nicht.

    “Ich freue mich insofern, dass ich in einem Land leben kann …”

    … dann leben Sie nicht in Deutschland? Hier ist Quacksalberei ziemlich verbreitet, wird der Bevölkerung auch überall angeboten und die Homöopathie gehört zum Regelangebot vieler Apotheken. Oder habe ich Ironietags Ihres Kommentars übersehen?

  19. #25 IO
    24. Oktober 2014

    (Kommentare-Abo)

  20. #26 IO
    24. Oktober 2014

    Nein, das war keine Ironie: Ich lebe seit Jahren in Schweden.
    Ich frage mich, tatsächlich warum es in Deutschland in dieser Hinsicht so viel gläubiger zugeht. Woran liegt das?

  21. #27 Dr. Webbaer
    25. Oktober 2014

    Die BRD ist ein Land, in dem irrationale Ängste ernst genommen werden und rationale Befürchtungen weniger.

  22. #28 Joseph Kuhn
    26. Oktober 2014

    @ IO:

    “Woran liegt das?”

    Gute Frage.

  23. #29 Dr. Webbaer
    26. Oktober 2014

    Vielleicht noch ergänzend:
    Es gab in der BRD in den späteren Siebzigerjahren, als die Ökologisten aufgekommen sind und es klar war, dass die Revolution nicht kommen wird, eine Art Umschwung ins Gefühlige; Meinungsträger oder Menschen gelangten in die Medien, die ihre Gefühle medial einbrachten und den Anspruch erhoben diese als nur dann in Debatten angreifbar zu betrachten, wenn dies mit der Beleidigung Einzelner oder von Gruppen einherging – eine Sicht, die leider in ganz beträchtlichem Umfang gesellschaftlich durchgesetzt werden konnte.

    • #30 Joseph Kuhn
      26. Oktober 2014

      … und eine “gefühlige” Antwort des Webbären, die mehr Auskunft über seinen “politischen Binnenkonsens” als über die Sachfrage gibt. Wobei der erste Teil seines Kommentars ein Körnchen Wahrheit enthält: Der Zerfall der Studentenbewegung in den 1970er Jahren steht in der Tat in Zusammenhang mit dem damals aufkommenden “Psychoboom”. Statt an der Verbesserung der Gesellschaft versuchte man sich an der Verbesserung der eigenen Persönlichkeit, der eigenen Erleuchtung, des eigenen Körpers usw. – eine Entwicklung, die schon Ende der 1970er z.B. von Bach/Molter (“Psychoboom – Wege und Abwege moderner Psychotherapie”) und anderen zeitgenössischen Beobachtern beschrieben wurde. Die Esoterikszene hat hier eine ihrer Wurzeln. Inwieweit man das allerdings umstandslos auf die Homöopathie übertragen darf und wie damit Länderunterschiede zu erklären wären, bleibt offen.

  24. #31 Dr. Webbaer
    26. Oktober 2014

    Sehr nett, Herr Dr. Kuhn, dass Sie die versuchte Aussage noch ergänzen konnten. Bei Ihnen weiß man ja nicht, wie alt Sie sind und ahnt es kaum. – Nöh! Sie treffen es, die Studentenbewegung war noch streng dem Rationalen verbunden, wenn dort mal agitiert worden ist, dann wurde dies sogar manchmal schlicht eingeräumt, wenn es um die Menge ging, im Guten, versteht sich, aber der “Psychoboom” oder das “Gefühlige” war seinerzeit tatsächlich neu, beziehungsweise war es neu, dass dies “schmerzfrei” kommuniziert werden konnte, medial.

    Äh, wie könnte die Homöopathie hier hineinspielen? Kam die in der BRD erst verstärkt so um 1980 auf oder war sie immer schon da, quasi als Hexenkunde?

    MFG
    Dr. W