Werner Bartens macht heute in der Süddeutschen auf einen neuen Artikel von John Ioannidis aufmerksam. Ioannidis ist für viele hier vermutlich kein Unbekannter. Er hat vor 10 Jahren das berühmte Papier ”Why Most Published Research Findings Are False“ veröffentlicht, in dem er, unter anderem im Rückgriff auf Bayes, auf die mangelnde Belastbarkeit vieler wissenschaftlicher Veröffentlichungen hinweist.
In seinem aktuellen Artikel “How to Make More Published Research True” greift er dieses Problem einmal mehr auf – diesmal ganz statistikfrei – und argumentiert, dass es zwar bewährte Strategien zur Verbesserung der Qualität wissenschaftlicher Publikationen gibt, die aber nicht einfach umzusetzen sind, weil die am Forschungs- und Publikationsprozess Beteiligten ganz unterschiedliche, nicht einfach zusammenzuführende Interessen verfolgen. Seinen alten Befund, dass der größte Teil der publizierten Ergebnisse falsch sei, hält er aufrecht: „Currently, many published research findings are false or exaggerated, and an estimated 85% of research resources are wasted.“ Einen wesentlichen Grund dafür sieht er im gegenwärtigen wissenschaftlichen Gratifikationssystem mit seinen Anreizen, auch schlechte Wissenschaft zu veröffentlichen – ein Thema, das hier auf Scienceblogs schon mehrfach aufgegriffen wurde. Ob sich daran etwas ändern lässt? Ioannidis ist zuversichtlich, mit einer recht paradoxen Argumentation: Es würden so viele wissenschaftliche Ressourcen verschwendet, dass spürbare Verbesserungen fast sicher machbar seien (!).
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