Werner Bartens macht heute in der Süddeutschen auf einen neuen Artikel von John Ioannidis aufmerksam. Ioannidis ist für viele hier vermutlich kein Unbekannter. Er hat vor 10 Jahren das berühmte Papier ”Why Most Published Research Findings Are False“ veröffentlicht, in dem er, unter anderem im Rückgriff auf Bayes, auf die mangelnde Belastbarkeit vieler wissenschaftlicher Veröffentlichungen hinweist.

In seinem aktuellen Artikel “How to Make More Published Research True” greift er dieses Problem einmal mehr auf – diesmal ganz statistikfrei – und argumentiert, dass es zwar bewährte Strategien zur Verbesserung der Qualität wissenschaftlicher Publikationen gibt, die aber nicht einfach umzusetzen sind, weil die am Forschungs- und Publikationsprozess Beteiligten ganz unterschiedliche, nicht einfach zusammenzuführende Interessen verfolgen. Seinen alten Befund, dass der größte Teil der publizierten Ergebnisse falsch sei, hält er aufrecht: „Currently, many published research findings are false or exaggerated, and an estimated 85% of research resources are wasted.“ Einen wesentlichen Grund dafür sieht er im gegenwärtigen wissenschaftlichen Gratifikationssystem mit seinen Anreizen, auch schlechte Wissenschaft zu veröffentlichen – ein Thema, das hier auf Scienceblogs schon mehrfach aufgegriffen wurde. Ob sich daran etwas ändern lässt? Ioannidis ist zuversichtlich, mit einer recht paradoxen Argumentation: Es würden so viele wissenschaftliche Ressourcen verschwendet, dass spürbare Verbesserungen fast sicher machbar seien (!).

Kommentare (4)

  1. #2 demolog
    22. Oktober 2014

    YO, quantität als Grundlage für Qualität. Aus “mehr könnte mehr”.
    Genau, scheisst die akademische Forschung mit Geld zu. Dann kommen da auch mal Studien raus, wie “was passiert, wenn man nicht mehr weiß, wohin mit dem Geld”. Papers, die die Welt längst braucht.

    Das steht auch entgegen dem reduktionistischem Dogma in der Wissenschaft . Solch Dissonanzen regen zuweilen zum (kritischen) Denken an. Also: Erfolg garantiert.

  2. #3 ulfi
    22. Oktober 2014

    @demolog Zielstrebig am Artikel vorbei?

    Die Quintessenz ist doch einfach: egal was man probiert um die Lage zu verbessern, der Geldwert jeder noch so kleinen Verbesserung ist so hoch(von 15% zu 16% effizienz zum Beispiel), dass die davon erzeugten Ergebnisse zu spürbarer Verbesserung führt.

    Ich wende einfach mal ein: Wer gibt mir in einem 3jährigen Phd(mit ca 50% der Zeit Lehre und Fortbildung) denn die Zeit, Ideen wegzuwerfen?

  3. #4 demolog
    22. Oktober 2014

    @ #3
    Also da bin ich sicher: Anlass und Zeit Ideen verschwinden zu lassen, wird es immer geben – wo auch immer der Auslöser dazu dann herkommt (Druck aus der Direktion oder aus dem eigenen schlechten Gewissen …o.ä.)

    Es ist nur gerade wohl eine Zeit, in der man offenbar mit Geld andere Probleme “zuscheissen” will – damit sie verdrängt werden können. Nicht nur wie hier in der Wissenschaftsszene, sondern ja auch gerade die übliche Wirtschaftssphäre.

    Die Gelegenheit scheint gut – daher frage ich auch mal bei meiner Geldquelle nach. Weil ich habe unangenehme Probleme und will sie verdrängen. Krieg ich jetzt Geld?

    chapeau