Im Forum Gesundheitspolitik hat Bernard Braun einen Artikel über zwei Experimente vorgestellt, die darauf hindeuten, dass Medikamente für wirksamer gehalten werden, wenn die Beschreibung der Medikamente eine Grafik oder eine Formel enthält. Zu Recht weist Bernard Braun darauf hin, dass die beiden Experimente in ihrer Aussagekraft etwas schwächeln. Das eine beruht auf 61, das andere auf 57 Probanden, beide mit einem insgesamt recht „legeren“ Studiendesign. Vielleicht zeigt ihre Beschreibung also auch gar nicht, was sie zu zeigen vorgibt, sondern demonstriert nur an sich selbst, wie Darstellungen mit Grafiken und Formeln Wissenschaftsschein erzeugen. Was paradoxerweise wiederum ihre Aussage stützen würde.
Unplausibel sind die Ergebnisse der beiden Experimente aber nicht. Dass das Design das Bewusstsein bestimmt, kennt man schließlich schon lange aus der Werbung, z.B. wenn die Zahncreme von einem seriösen älteren Herrn in weißem Laborkittel als „klinisch getestet“ vorgestellt wird, mit Reagenzgläsern im Bildhintergrund. Zahlen, Formeln, Grafiken, weiße Kittel: das suggeriert eben Wissenschaftlichkeit. Mich würde ja viel mehr interessieren, ob mit Grafiken und Formeln aufgemachte Medikamentenbeschreibungen nicht nur die Wirksamkeitsvermutung bei den Lesern, sondern auch die Wirksamkeit der Medikamente bei den Anwendern erhöhen, also den Placeboeffekt verstärken, den bekanntlich auch wirksame Medikamente haben. Gesünder durch schönere Formeln, das hätte doch was.
Wer die Sache nachlesen will: Der Artikel „Blinded with science: Trivial graphs and formulas increase ad persuasiveness and belief in product efficacy“ ist in der Zeitschrift „Public Understanding of Science“ erschienen, eine kurze Besprechung gibt es, wie gesagt, im ohnehin empfehlenswerten Forum Gesundheitspolitik, und wer noch etwas um das Thema herum lesen will: hier zwei Links zu verwandten Themen auf Gesundheits-Check:
1. ”Bessere Wissenschaft ist möglich”
2. ”Datensammleritis und Studienschein”
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