Am 1. Januar ist Ulrich Beck gestorben. Er war, wie die Medien in ihren Nachrufen zu Recht schreiben, einer der bedeutendsten gegenwärtigen Soziologen Deutschlands. Seine Versuche, die Moderne zu verstehen und in Kategorien der Individualisierung, Verwissenschaftlichung und Globalisierung gesellschaftlicher Beziehungen zu beschreiben, niedergelegt in Büchern wie „Risikogesellschaft“, „Reflexive Modernisierung“ (zusammen mit Anthony Giddens und Scott Lash) oder „Weltrisikogesellschaft“, haben auch jenseits der soziologischen Fachkreise Aufmerksamkeit gefunden und wegweisende Diskussionen stimuliert. Die unvermeidliche Produktion neuer Unsicherheiten durch die Moderne, von den Folgen des technischen Fortschritts über die Pluralität des Expertenwissens bis hin zu den dramatischen sozialen Verwerfungen der Gegenwart – der „zivilisatorisch fabrizierten Barbarei“ – war sein Thema. Seine Antwort darauf war eine zweite, „reflexive“ Moderne, ein Wiederaufgreifen aufklärerischer Impulse, statt dem Blick zurück auf alte Ordnungsmuster. Dass sich Soziologie als reine Theorie apolitisch aus dem gesellschaftlichen Diskurs heraushalten könnte, war von Anfang an nicht seine Sicht der Dinge. Im letzten Absatz seiner Dissertation „Objektivität und Normativität“ aus dem Jahr 1973, die sich mit Werturteilsfragen in der deutschen und amerikanischen Soziologie beschäftigt, schrieb er, dass es gelingen müsse, in der Soziologie „wenigstens einige Brücken zu den Hoffnungen und Zielen der Menschen zu schlagen“. Das ist ihm ohne Zweifel gelungen.
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