Die Ärztezeitung meldet heute, dass es beim aktuellen Masernausbruch in Berlin inzwischen mehr als 400 Erkrankungsfälle gibt und ein Drittel davon stationär behandelt werden musste. Der Ausbruch betraf anfangs vor allem Asylbewerber. Die Mehrzahl der Erkrankten sind jetzt Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden, die also zu jung sind, um eine Immunität über eine durchgemachte Erkrankung erworben zu haben, und zu alt, um zu den Geburtskohorten mit hohen Impfraten zu gehören.
Was soll man zu alldem noch sagen? Dass das mit der WHO vereinbarte Ziel, die Masern 2015 aus Europa zu verbannen, wieder einmal nicht erreicht wird, nachdem schon das ursprüngliche Ziel 2010 verfehlt wurde? Dass Masern keine harmlose „Kinderkrankheit“ sind? Dass man einen öffentlichen Gesundheitsdienst mit ausreichend Personal braucht, um aufzuklären und Impflücken zu schließen, dies rechtzeitig auch bei den Asylbewerbern im Rahmen der Erstuntersuchung? Dass Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden, sich doch bitte impfen lassen sollen? Dass man bei dem Thema ein Endlosband mit den immer gleichen Sätzen laufen lassen könnte? Mir fällt nichts Neues mehr dazu ein.*
* Oder höchstens noch etwas Sarkastisches: In Chemnitz findet seit Jahren ein sog. „Impfsymposium“ statt, am 23.3. das neunte seiner Art. Dort treffen sich allerdings nicht gerade die Leute, die sich Sorgen um den Berliner Masernausbruch machen, zumindest wird man dort nicht darüber klagen, in Berlin sei zu wenig geimpft worden. Die Titelfrage dieser Veranstaltung ist dennoch von höchster Aktualität: „Impfschutz: Traum oder Wirklichkeit“? Dass die Veranstaltung ausgerechnet an der TU Chemnitz stattfindet – was soll man zu alldem noch sagen?
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