Am vergangenen Dienstag haben die Leopoldina (die Nationale Akademie der Wissenschaften), die acatech (die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften) und die Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften eine Stellungnahme „Public Health in Deutschland“ veröffentlicht. Daran wurde mit Arbeitsgruppen mehrere Jahre gearbeitet. Das Papier stellt unter anderem fest, dass Public Health in Deutschland einen neuen Schub braucht, dass dazu die Aus- und Weiterbildung in diesem Feld reformiert werden und die Forschung in allen tangierten Disziplinen ausgebaut und besser vernetzt werden muss, dass mehr für die Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis zu tun ist und dafür auch ein Dialog mit der Öffentlichkeit nötig ist und dass man Public Health mehr als bisher als Global Health verstehen muss. Dann deutet das Papier noch vier Optionen an, wie man bei alldem auf der Strukturebene vorankommen könnte.
Das ist eine im Kern richtige Positionsbestimmung. Mich persönlich freut, dass der Öffentliche Gesundheitsdienst in dem Papier an verschiedenen Stellen angesprochen und in seiner Bedeutung – oder besser gesagt: potentiellen Bedeutung – hervorgehoben wird. Ebenso, dass die bei der Entwicklung des Papiers ursprünglich zu enge Orientierung auf ein Nationales Public Health-Zentrum jetzt einer pluraleren Perspektive gewichen ist und dem Ausbau von Public Health an den Hochschulen mehr Platz eingeräumt wird. Die Akademien stellen wissenschaftspolitisch einflussreiche Institutionen dar, ihre Protagonisten sind erfahrene Wissenschaftsmanager, insofern kann es sein, dass dieses Papier tatsächlich einen Ruck durch die deutsche Public Health-Landschaft gehen lässt, oder wenigstens ein Rückchen. Notwendig wär’s.
Stilistisch hätte man das Papier allerdings auch noch etwas zurechtruckeln sollen. In fast jedem Absatz blubbern die Sprechblasen. Ob das das Narbengewebe des Zusammenwachens der eher biomedizinischen Orientierung vieler Beteiligter mit der bevölkerungsmedizinischen Sichtweise ist? Wie dem auch sei, man denkt beim Lesen am besten nicht allzu sehr darüber nach, was die einzelnen Sätze sagen wollen, sondern versucht, sich durch das sprachliche Unterholz zu schlagen und der großen Linie zu folgen.
Wie wird die Public Health-Gemeinde dieses Papier wohl aufnehmen? Ich bin gespannt. Und ebenso darauf, wie es konkret weitergeht. Ein wissenschafts- und gesundheitspolitischer Selbstläufer wird diese Stellungnahme sicher nicht. Planet Earth is blue, and there’s nothing we can do?
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