Im Juni wurde hier auf Gesundheits-Check die Stellungnahme „Public Health in Deutschland“ dreier renommierter Wissenschaftsakademien zur Diskussion gestellt. Federführend war die Leopoldina, also die Nationale Akademie der Wissenschaften. Die Stellungnahme der Akademien ist in Fachkreisen harsch kritisiert worden und die Dachgesellschaft der Public Health-Verbände, die Deutsche Gesellschaft für Public Health, hat eigens eine Stellungnahme zur Stellungnahme veröffentlicht.
Jetzt hat Nino Künzli, Public Health-Professor in Basel, im Nachgang noch eine peinliche Geschichte aufs Tapet gebracht. Teil der Stellungnahme der Akademien war eine bibliometrische Analyse des Outputs der deutschen Public Health-Forschung. Die sah recht merkwürdig aus, sowohl was die niedrigen Publikationszahlen anging als auch das Ranking der Institutionen. Heidelberg ganz vorn. Nun gut. Nino Künzli hat sich die Sache einmal näher angesehen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Akademien den größten Teil der einschlägigen Publikationen infolge einer falschen Suchstrategie übersehen haben. Vielleicht 80 %, vielleicht sogar noch mehr. Für einen Helmholtz-Kollegen kam er auf einen Anteil von 97 % übersehener Publikationen.
Künzli hält daher, bei allem Befürworten, dass Public Health in Deutschland gestärkt werden muss, die negative Bewertung des Publikations-Outputs schlicht für falsch:
„In conclusion, I maintain the hypothesis that German public health research output is not significantly different from other comparable countries that are also in need of better infrastructure and funding instruments in this highly relevant field of science“.
Künzli N (2015) Trashing epidemiology and public health with bibliometry? In defence of science in Germany (and elsewhere). International Journal of Public Health, published online: 16. September 2015, DOI 10.1007/s00038-015-0741-4
Das ist hart, und peinlich. Die Wissenschaftsakademien hätten gut daran getan, die Public Health-Verbände in Deutschland stärker einzubeziehen. Dann wäre ihnen das – und manch andere Untiefe ihres Papiers – vermutlich erspart geblieben.
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