Die schrägen Ansichten des „Verbands der deutschen Rauchwarentabakindustrie“ waren hier auf Gesundheits-Check schon einmal Thema. Gestern hat der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Michael von Foerster, anlässlich des 95-jährigen Bestehens seines Vereins Folgendes von sich gegeben:

“Angesichts der derzeitigen Regulierungswut (…) gilt es verstärkt als (…) gegen den allgemeinen Tabakächtungswahn einzutreten. Wir müssen für einen sachgerechten Umgang mit Tabakerzeugnissen werben und einen neuen, offenen Diskurs begründen, der die gesundheitliche Aufklärung stärkt und Tabakgenuss weiterhin gleichberechtigt als Kulturgut in der Gesellschaft verankert. Wir müssen wegkommen von der oktroyierten Verhaltensdiktatur in unserer Gesellschaft!”

Mit dem „sachgerechten Umgang mit Tabakerzeugnissen“ ist natürlich nicht ein effektiver Nichtraucherschutz gemeint, es geht auch nicht um gesellschaftliche Strategien, damit weniger Jugendliche als Ersatz für die vorzeitig dahinsiechenden Altkonsumenten mit dem Rauchen anfangen, das ist schließlich alles Regulierungswut, Tabakächtungswahn und Verhaltensdiktatur. Viel dicker hätte der gute Mann vermutlich nicht auftragen können. Als Steigerung ist beim nächsten Mal vielleicht noch drin, Nichtraucherschutz und IS-Terror gleichzusetzen, aber viel mehr geht wirklich nicht.

Gekonnte Demagogie ist die Empfehlung v. Foersters, gesundheitliche Aufklärung zu stärken und den Tabakgenuss als Kulturgut in der Gesellschaft zu verankern. Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch in sich klingt, bringt einen Lernprozess der Tabakindustrie zum Ausdruck: Gegen bloße Aufklärung hat die Tabakindustrie nämlich nicht so viel, sie weiß, dass sie das durch Werbung problemlos kompensieren kann. Was wirkt, damit weniger geraucht wird, sind Rauchverbote in öffentlichen Räumen, Tabaksteuererhöhungen, Werbeverbote und – ergänzend dazu – gesundheitliche Aufklärung. Das muss daher als Regulierungswut, Tabakächtungswahn und Verhaltensdiktatur delegitimiert und denunziert werden. Dummerweise fühlt sich die Mehrheit der Bundesbürger/innen keiner „Verhaltensdiktatur“ ausgesetzt, sondern befürwortet Rauchverbote in öffentlichen Räumen und andere wirksame Maßnahmen der Tabakprävention. Übrigens auch die Raucher/innen selbst, wie kürzlich eine Befragung des „Bertelsmann Gesundheitsmonitors“ gezeigt hat. Der Tabaklobbyismus bevormundet und verdummt die Bevölkerung.

Kommentare (28)

  1. #1 MartinB
    26. November 2015

    Ne oktroyierte Diktatur ist auch seltsam, oder? Jemand zwingt uns eine Dikttatur auf?

    • #2 Joseph Kuhn
      26. November 2015

      Vermutlich der große Diktator, der die Diktatur diktiert.

    • #3 rolak
      26. November 2015

      >>> seltsam, oder?

      mir fällt vor allem anderen erst mal überhaupt kein Grund für die Attributierung ein – lebt es sich anders, wenn die Diktatur oktroyiert wurde?

      (..ulkig, daß <blockquote> nicht nur nicht mehr automagisch einrückt, sondern auch generell sturzunauffällig bleibt…)

  2. #4 Ludger
    26. November 2015

    … Ansichten des „Verbands der deutschen Rauchwarenindustrie …

    siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Rauchwaren

    • #5 Joseph Kuhn
      28. November 2015

      Danke, habe es korrigiert.

  3. #6 Sgt. Pinback
    Stuttgart
    26. November 2015

    Ist schon sehr lustig wenn ein Gesundheitswissenschaftler über Werbeverbote
    von Tabakwaren doziert, und dabei mit einem Glas
    Wein in der Hand in die Kamera grinst !?
    Zum Glück ist der Alkoholkonsum ein überaus
    wichtiges Kulturgut, ebenso wie öffentliches Autofahren mit Benzinmotor.
    Von den kulturellen Bereicherungen der Zucker- oder Pharmaindustrie ganz zu schweigen.
    Sorry, aber dieses ganze Raucherbashing ist doch wieder nichts weiter als der Versuch ein paar Sündenböcke zu finden, an denen die eigene Selbstgerechtigkeit zelebriert werden kann.

    • #7 Joseph Kuhn
      26. November 2015

      “Ist schon sehr lustig …”

      Eben, finde ich auch.

      “Raucherbashing”

      Zeigen Sie mir bitte mal einen Satz im Blogbeitrag mit “Raucherbashing”. Über Raucher (und -innen) und ihr Verhalten und wie das zu bewerten ist, steht kein Wort in dem Blogbeitrag. Ebenso wie in Ihrem Kommentar kein Wort zum Thema des Blogbeitrags steht. Ein Vernebelungskommentar.

  4. #8 user unknown
    https://demystifikation.wordpress.com/2014/05/31/minouche-rauchend/
    27. November 2015

    Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie es kommt, dass die Politik die E-Zigaretten, welche nichts verbrennen, sondern Dampf erzeugen, ähnlich regulieren will wie Zigaretten.

    Dabei laviert sie von einer Begründung zur anderen – erst sollte das Nikotin arg gesundheitsschädlich sein, als sich dieses Argument nicht halten ließ waren es die Aromen, denen man übles nachsagte. Inzwischen ist man bei Kleinstpartikeln gelandet.

    Fruchtaromen, Süßes, Lakritze, Minze – das alles soll verboten werden, nur Tabakaromen sollen erlaubt bleiben. Womöglich um so besser zusammen mit Tabakerzeugnissen reguliert zu werden.

    Tatsache ist, dass man nach mittelmäßigen Anschaffungskosten zu einem Bruchteil der Kosten des Rauchens Dampfen kann, oder dampfen konnte – mein Eindruck ist, dass dieser weit weniger gesundheitsschädliche Konsumform mit mehr Leidenschaft als Verstand der Kampf angesagt wird, dass dieses Mittel, das auch für viele der Ausweg aus dem Rauchen war, als Einstiegsdroge diffamiert werden soll.

    Ich will mit Verschwörungen vorsichtig sein, aber der Wegfall der Steuereinnahmen könnte hier eine treibende Kraft sein oder die Lobby der Tabakindustrie, die eine Abwanderung im Erdrutschstil fürchtet.

  5. #9 Sgt. Pinback
    27. November 2015

    “Raucher setzen Nichtraucherschutz mit IS-Terror gleich”
    Natürlich erst beim nächsten Mal !?
    “Raucher delegitimieren und denunzieren gesundheitliche Aufklärung”
    “Vorzeitig ablebende Altkonsumenten”
    Sicherlich wurden in allen Studien zum
    Zusammenhang von Lungenkrankheiten und Tabakkonsum
    sehr genau berücksichtigt, wieviele Schadstoffe die Probanden
    inhaliert haben, als sie im Kinderwagen auf Auspuffhöhe
    durch Kohlenmonoxid verseuchte Innenstädte geschoben wurden.
    Genauso wie der Anteil an krebserregenden Verbindungen in ihrer
    heimischen Atemluft, ausgehend von Tapeten,
    Wandfarben und Teppichen etc..
    “Eben finde ich auch”
    Na dann Prost – auf ein fröhliches Vernebeln..

    • #10 Joseph Kuhn
      27. November 2015

      “Raucher setzen Nichtraucherschutz mit IS-Terror gleich”

      Mir das als wörtliches Zitat unterzuschieben, nur um zu suggerieren, ich würde doch “Raucherbashing” betreiben, ist schon ziemlich dreist. Da darf ich Sie wohl ganz ohne schlechtes Gewissen als Schmierfink bezeichnen. Kritik am Stil eines Tabakindustriefunktionärs als “Raucherbashing” umzumünzen, die Raucher/innen sozusagen als Verteidigungslinie vor die Industrie zu schieben, wer mag daran ein Interesse haben? Der Rest Ihres Kommentars, andere Gefahrstoffe als Einwand dagegen anzuführen, dass Rauchen des Leben verkürzt, ist von einem geistigen Niveau, dass sich die Tabaklobby vermutlich für Sie schämt.

      • #11 rolak
        27. November 2015

        als wörtliches Zitat unter[zu]schieben

        Es ist darüber hinaus noch nicht einmal etwas zitiertes Zitiertes, sondern ein aus der Luft gepultes Kunstprodukt, wurde diese Wortkombination doch erstmalig im Rahmen dieses PseudoZitates zusammengestellt. Doch immerhin: die bisher lebensechteste Inkarnation eines Strohmannes für mich, kudos!

  6. #12 Sgt. Pinback
    27. November 2015

    Sie müssen nicht gleich ausfallend werden, ich habe
    ja gar nichts dagegen wenn einer mal ein Gläschen trinkt.
    Obwohl gerade Sie als Gesundheitswissenschaftler
    über die katastrophalen, gesellschaftlichen Konsequenzen des
    Alkoholkonsums aufgeklärt sein müssten.
    Dann bitte ich aber darum, mir nicht vorschreiben zu wollen
    was ich zu konsumieren habe, und dazu
    muß ich gar kein Tabaklobbyist sein.
    Inzwischen denke ich allerdings der Herr Foerster
    hat gar nicht so unrecht.

    • #13 Joseph Kuhn
      28. November 2015

      Ich werde ausfallend, wenn Sie mir Sätze als Zitat unterschieben wollen, die ich nicht gesagt habe? Ist das Chuzpe oder Realitätsverlust? Und dass ich Ihnen vorgeschrieben hätte, was Sie konsumieren sollen, ist mir ebenfalls völlig neu. Ich frage auch gar nicht, wo ich das geschrieben haben soll, antworten ist ja nicht so Ihr Ding.

      Inzwischen denken Sie also, Herr v. Foerster hätte gar nicht so unrecht? Vorher dachten Sie anders? Ich lach mich kaputt. Nein, Sie müssen kein Tabaklobbyist sein, aber Sie sind einer, und zwar einer von der üblen Sorte, destruktiv motiviert, einfach ein Kotzbrocken.

  7. #14 BreitSide
    Beim Deich
    28. November 2015

    @Sgt. Pinbacke:

    Sicherlich wurden in allen Studien zum
    Zusammenhang von Lungenkrankheiten und Tabakkonsum
    sehr genau berücksichtigt, wieviele Schadstoffe die Probanden
    inhaliert haben, als sie im Kinderwagen auf Auspuffhöhe
    durch Kohlenmonoxid verseuchte Innenstädte geschoben wurden.
    Genauso wie der Anteil an krebserregenden Verbindungen in ihrer
    heimischen Atemluft, ausgehend von Tapeten,
    Wandfarben und Teppichen etc..

    Wurden sie.

    Anders herum wird ein Schuh daraus: Keine Studie zu gesundheitlichen Wirkungen kommt ohne Tabakkorrektur (mir fällt grad das korrekte Wort nicht ein) aus. Das ist häufig schwierig, da Rauchen praktisch immer die weitaus schwerste Gesundheitsgefährdung ist.

  8. #15 Adent
    28. November 2015

    @Sgt. Pinback
    Wollten Sie noch was zum Thema schreiben (bzw. erstmalig), oder bleibt es dabei, dass sie sich hier um Kopf und Kragen posten?
    Das sage ich als Raucher, ich bin aber wahrscheinlich schon durch die Antitabak-Kampagnen und das dauernde Raucherbashing so geschädigt, dass ich nur noch duckmäuserisch zustimme, um ja nicht aufzufallen.
    @Joseph
    Wie lange es wohl dauert bis hier mal wieder die Kellnerstudiensau durchs Dorf getrieben wird? 😉

  9. #16 RAJ
    29. November 2015

    @BreitSide #14

    Völlig korrekt, in Studien zur Wirkung eingeatmeter Schadstoffe ist häufig Rauchen als mitbeeinflussender Faktor = confounder vorherrschend, d.h. das „Herausrechnen“ = Adjustieren für Rauchen fällt stärker aus als die eigentlich zu untersuchenden Effekte. Ich nehme an, das sind die Begriffe, die Ihnen nicht einfielen. Genau deshalb ist es so abwegig, die Folgen des Rauchens durch Vergleiche bagatellisieren oder relativieren zu wollen. Dieser Versuch gedeiht nur auf dem Nährboden der Inkompetenz oder der bewussten Irreführung oder beidem.

    • #17 BreitSide
      Beim Deich
      29. November 2015

      Exakt. Danke.

  10. #18 Alexander
    30. November 2015

    Auf der vorgestern veröffentlichten Liste von Verbänden, Unternehmen und Organisationen, die von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion einen Hausausweis für den Bundestag erhalten haben findet man auch Reemtsma und Corporate Affairs & Communications – JTI. Wie schön, dass sich Tabakkonzerne so unbürokratisch direkt beim Gesetzgeber gegen Bevormundung wehren können! Herr von Foerster müsste das doch eigentlich sehr glücklich machen?

  11. #19 yeRainbow
    yeRainbow.wordpress.com
    1. Dezember 2015

    nur mal so erwähnt, Achtung, persönliche Meinung (kein Beleg von Fakten).
    1. eZigarette find ich gut, so ein Dampfer stinkt nicht so.
    als Raucher merkt man das selbst ja gar nicht richtig.
    da ich selbst Raucher war, ist mir das klar.
    als Nichtraucher kriegt man dann doch wieder ein empfindlicheres Näschen…

    2. wenn sich jemand ungesund verhalten will… seine Sache.
    zwingt er an Umfeld dazu, weniger witzig.
    und seltsam:
    3. verdient sich jemand daran ordentlich gesund – dann ist was faul.
    bedenkenswert ist DAS auf jeden Fall.

  12. #20 Dr. Webbaer
    1. Dezember 2015

    Dass Tabakkonsumenten auf dem Kieker sind, lässt sich auch an aktuellen EU-Richtlinien ablesen.
    Und beim Schnupfen gibt es keinen Passiv-Konsum.

    Während der eine oder andere vergnügt am Rotweinglas schnuppert oder zu den verstärkt promovierten THC-Produkten greift, vielleicht auch zu den sogenannten Legal Highs.

    Dass Tabak neben anderem eine sog. Kulturdroge ist, dürfte unstreitig sein.

    Lustig vielleicht auch “Schmidt Schnauze”:

    Damals habe ich von den Bergleuten gelernt, Schnupftabak zu nehmen, denn da unten durfte man wegen der Explosionsgefahr nicht rauchen. Und der Schnupftabak war mit Menthol parfümiert.

    MFG
    Dr. W (der insofern, sine ira et studio, eine sachnahe Bearbeitung sog. Kulturdrogen anrät)

  13. #21 michael
    1. Dezember 2015

    @WB
    > … promovierten THC-Produkten greift…

    Gut gekifft ist halb promoviert, nicht wahr Bärchen ?

  14. #22 Dr. Webbaer
    2. Dezember 2015

    @ michael :

    Also der Webbaer ist gegen den Drogenkonsum, als Liberaler auch für (!) die dbzgl. Prohibition, ist auch immer, fast immer, THC-abstinent geblieben, ein kreativer Sanguiniker benötigt kein Input dieser Art, bei anderen könnte es anders aussehen, korrekt.

    MFG
    Dr. W

  15. #23 A tiny meme
    2. Dezember 2015

    “Tabakächtungswahn”
    Auf so ein Wort muss man erstmal kommen. Leute, ihr stinkt einfach. Das ist alles. D:

  16. #24 RAJ
    3. Dezember 2015

    Folgender Satz am Ende des PR-Artikels im “Tagesspiegel” fiel mir erst jetzt auf:

    “Der VdR hat eine lange Tradition als Interessenvertreter für verantwortungsvollen Tabakgenuss gegenüber der Öffentlichkeit, der Politik in Berlin sowie Brüssel und steht im engen Dialog mit Wirtschaft und Medien als die älteste Stimme des Mittelstands der Tabakwirtschaft.”

    Diese Wortzusammenstellung muss man mehrfach lesen, sie ist nicht frei von Aberwitz. „Interessenvertreter für verantwortungsvollen Tabakgenuss“. Alles in guten Händen: Verantwortung, Genuss , Interessen. Führt man sich vor Augen, in welch herausragendem Maße Rauchen Ursache für Lungenkrebs, COPD, Herz- und Gefäßerkrankungen ist sowie vieles mehr an Erkrankungen begünstigt, dann staunt man. Ich kannte Patienten, die Raucher waren und mit Anfang 40 an Lungenkrebs starben. War das nun verantwortungsvoller Tabakgenuss, und wenn nicht, wo fehlte es an Verantwortung? Und wo eigentlich finden sich verantwortungsvolle Plakate der Tabakindustrie der Art: Rauchen Sie nicht mehr als 2 Zigaretten pro Tag, dann hält sich das Risiko in Grenzen? Sicher kann man argumentieren, dass Tabak als langjährig etabliertes Genussmittel in gewissem Sinn auch ein Kulturgut darstellt. Ob das aber noch gilt, wenn durch den Übergang vom gelegentlichen Rauchen zur täglichen Konsumption großer Mengen von Zigaretten der Genuss zur Sucht wird, wage ich zu bezweifeln.

    Siehe übrigens auch die neue Arbeit (2015) von Ma et al. „The significant association of Taq1A genotypes in DRD2/ANKK1 with smoking cessation in a large-scale meta-analysis of Caucasian populations“ in Transl Psychriatry, in der die Schwierigkeit, von der Zigarette loszukommen, mit einer genetischen Variante im Dopamin-System in Verbindung gebracht wird. Das ist plausibel und hilft möglicherweise, neue, effektivere Entwöhnungsstrategien zu entwickeln; die Mehrzahl der Raucher hat ja schon vergeblich versucht, loszukommen. Dann hätte die Tabakindustrie noch mehr Grund, „mit Sorge in die Zukunft zu blicken“, wie es in der Überschrift heißt. Zumindest in Deutschland. Diejenigen, die sich, anders als die Industrie, täglich mit Lungenkrebs und COPD herumschlagen, sehen das eher ohne Sorge.

  17. #25 BreitSide
    Beim Deich
    5. Dezember 2015

    OMG, der Petz hat es wieder genau getroffen: Ein Liberaler MUSS ja gerade FÜR Prohibition sein! Liegt doch schon im Wort selbst: Lieber aalglatt als vernünftig…

    Was für ein Prototyp von kognitiver Dissonanz! Das muss man schon neidlos anerkennen. Da kommen sogar die von RAJ Zitierten nicht mit… 🙄

  18. #26 Anderer Michael
    17. Dezember 2015

    Als Herr der gerontophilen Textwände versuche ich mich kurz zu fassen.
    Aus meiner Erinnerung (keine Literatur parat). Die Tabakindustrie hat schon vor Jahrzehnten massiven Einfluss auf Entscheidungsträger genommen. Deutschland war das wissenschaftliche Kampffeld bei der Verharmlosung des Passivrauchens, Wissenschaftler haben sich mehr oder weniger bestechen lassen. Zugleich wurde die Politik beeinflusst, Parteispenden an CDU/CSU, SPD; Grüne, FDP in indirekter Form, z.B.das Essen für Journalisten über 100% Tochterfirmen während Parteitagen zu finanzieren, oder wie bei den Grünen Anzeigen zum “Fairen Rauchen” teuer bezahlt im Parteitagsprogramm. Desweiteren gab es das Konzept des ” social engeering” (oder so ähnlich), d.h. sich indirekt präsentieren,Wissenschaftspreise ausloben, Kultursponsoring, Bildungsförderung. Manche öffentlichkeitswirsame Aktion des einen oder anderen Politikers/landesregierung war vom Geld der Tabakindustrie abhängig. Selbst die Bundesregierung entblödete sich nicht, Geld für ein Präventionsprogramm anzunehmen, unter der Bedingung keine negativen Aussagen über die Tabakindustrie bei diesem Programm. Ein weiteres zentrales Thema war, wie bekommen wir die Jugend möglichst früh zum Rauchen. Das klingt jetzt schon wie Weltverschwörungstheorie, drum habe ich es mir gemerkt. Nikotin hat eine hohe Suchtpotenz, soll höher als Heroin sein, je früher man raucht um so schneller und intensiver ist die Abhängigkeit. Wenn ein Nichtraucher ungeübt einen tiefen Lungenzug nimmt, reagiert die Bronchialschleimhaut, es kommt zu heftigem Husten, die Resorption des Nikotins ist verringert,und damit die Entwickelung einer Abhängigkeit. Was tun? Den unangenehmen Hustenreiz unterdrücken mittels Beimischung von Menthol, Kakao oder ähnlichem. Das funktioniert, ich habe es ausprobiert. Es zielte auf 12-13Jährige. Der Tabakindustrie war in den USA verpflichtet worden, eine Unmenge an Dokumenten zu veröffentlichen, dort könne man dieses nachlesen. So um 2002 gab es im Deutschen Ärzteblatt den Aufruf einiger Professoren, der im Vorwurf mündete, die deutsche Tabakindustrie sei nichts anderes als ein “Hersteller von Designerdrogen”.
    Es gibt in unserer Bevölkerung den nicht ganz unberechtigten Eindruck, man werde immer mehr fremdbestimmt, was man zu tun und zu lassen habe werde dogmatisch bis in private Lebensbereiche bestimmt. Ich habe den Eindruck, die Tabakindustrie nutzt diese Stimmung um sich als kleiner Rettungsanker der individuellen Freiheit zu präsentieren. In meinen Augen eine Unverfrorenheit.
    Ich weiß, wieder viel zu lang, aber auf ein Thema beschränkt.Keine Andeutungen, Vermutungen oder Verklausulierungen. Und wie kürzer?

  19. #27 Alexander
    17. Dezember 2015

    @Anderer Michael: Das Problem ist nur, dass das Thema Tabaklobbyismus die große Mehrheit der Bevölkerung nicht interessiert. Was man ja auch an der Anzahl der Wortmeldungen hier erkennen kann. Die Opferzahl von Paris (sehr schlimme Sache!) “schafft” die Tabakindustrie allein in Deutschland locker an einem Vormittag. Das sind mehr Tote als durch Alkohol, Morde, Freitode, Verkehrsunfälle, AIDS und illegale Drogen zusammen! Andere Länder handeln. In Deutschland hingegen verdienen die Regierungsparteien viel Geld mit Ständen von Tabakkonzernen auf ihren Parteitagen und verschleppen im Gegenzug wirksame Maßnahmen. Wie kürzlich bekannt geworden ist hat die CDU sogar zwei Tabakkonzernen (Reemtsma und Corporate Affairs & Communications – JTI) Hausausweise für den Bundestag ausgestellt. Welchen besseren Indikator könnte es dafür geben, dass in diesem Land gilt: Profit over people!

  20. #28 BreitSide
    Beim Deich
    17. Dezember 2015

    @Anderer Michael: Na das nenne ich mal eine Zusammenfassung. Hast sozusagen fast das ganze Feld in einem eigentlich nicht mal zu langen Post zusammengefasst 😀