Vor einem Jahr war der Masernausbruch in Berlin auf seinem Höhepunkt. Etwa 1400 Erkrankungsfälle hat es im Verlauf des Ausbruchs gegeben, fast 90 % waren nicht geimpft und ein Viertel der Betroffenen musste im Krankenhaus behandelt werden. Derzeit verzeichnet das Meldewesen des Berliner LAGESO kaum Masernfälle, in den letzten Wochen des Jahres 2015 waren es mal einer, mal keiner.
Allerdings könnte das eine trügerische Ruhe sein. Nicht nur, dass im Laufe der Zeit die Zahl der Personen mit mangelhaftem Impfschutz wieder zunimmt, sondern auch, weil in „ruhigen“ Zeiten wohl auch das Meldewesen etwas ruhiger ist, es werden dann möglicherweise mehr Fälle nicht gemeldet. Diesen Schluss muss man jedenfalls aus einer schon etwas zurückliegenden, leider wenig beachteten Studie des Robert Koch-Instituts ziehen, die 2014 im Bulletin der WHO veröffentlicht wurde. In der Studie wurde die Maserninzidenz (Neuerkrankungsrate) aus den Meldungen nach Infektionsschutzgesetz und aus den Abrechnungsdaten der kassenärztlichen Versorgung in Deutschland für einen mehrjährigen Zeitraum verglichen. Den Abrechnungsdaten nach lag die Inzidenz 2- bis 5-fach so hoch wie in den Meldedaten. Man muss Abrechnungsdaten aus der kassenärztlichen Versorgung sicher mit Vorsicht betrachten, aber man sollte sich auch nicht zu sehr auf die Meldedaten allein verlassen. Die Masern könnten auch einmal hinter den Kulissen des Meldewesens unterwegs sein.
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