Vor ein paar Monaten hatten wir hier auf Gesundheits-Check darüber diskutiert, dass die Bremer Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz, Frau Prof. Dr. Eva Quante-Brandt, in unguter Tradition deutscher Gesundheitspolitik die Schirmherrschaft für den Deutschen Homöopathie-Kongress 2016 in Bremen übernommen hat und darin offensichtlich auch kein Problem sieht. Auf meine Anfrage hatte sie erst gar nicht reagiert.

Nun gibt es eine in Bremen auf den Weg gebrachte Petition gegen solche Schirmhändel, drüben bei „Kritisch gedacht“ wird sie auch gerade beworben:
https://ich-glaube-der-hamster-bohnert.de/

Nachdenken! Unterzeichnen! Weiterverbreiten!

Kommentare (18)

  1. #1 Alisier
    26. Januar 2016

    Ich meine, die Frau heißt Quante-irgendwas. Mit dem Namen MUSS sie einfach die Schirmherrschaft übernehmen.
    Denn:
    Wenn das kein Zeichen ist, dass die Quanteneffekte der Kügelchen absolut wahrhaftig sind!
    Sie ist Professorin, und Autoritätsargumente zählen sehr viel, wenn nicht alles in der Homöopathie.
    Eine Petition beweist doch nur, dass die Pharmaindustrie überall die Hände im Spiel hat.

    Wenn man sich die Denkweise der Homöomenschen zu eigen macht, ist eine zünftige Argumentation keine große Sache mehr. Allerdings kriegt man davon recht zuverlässig Pickel im Gehirn, was mir persönlich als Erstverschlimmerung zu heftig ist, besonders weil es offensichtlich zu dauerhaften Schäden führen kann, wie man dei den zahlreichen Adepten immer wieder sieht.

  2. […] Verbraucherschutz und Homöopathie: nicht unter einem Dach! Gesundheits-Check am 26. Januar […]

  3. #3 Joseph Kuhn
    26. Januar 2016

    Das Grußwort der Senatorin auf der Seite des Homöopathenvereins sollte man sich übrigens nicht entgehen lassen. Die Verrenkungen zwischen freundlichem Grußwort und Referenz an die Kritik im Versuch, es allen recht zu machen, darf man durchaus goutieren:

    “Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste!

    Es ist mir eine Freude, Sie anlässlich der 165. Jahrestagung des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärztinnen und Ärzte im Mai 2016 in Bremen willkommen zu heißen.
    Als Gesundheitssenatorin lege ich großen Wert auf den Stellenwert verschiedener Methoden in der Humanmedizin. Eine qualifizierte Würdigung auch unkonventioneller Methoden halte ich für unabdingbar. Die kontinuierliche medizinische Weiterentwicklung ist ohne die Schulmedizin wie auch alternative Ansätze nicht vorstellbar.
    Natürlich wissen Sie, dass die Homöopathie trotz zwischenzeitlich vielfach zu beobachtender Therapieerfolge noch immer unter kritischer Beobachtung vor allem dann steht, wenn es um naturwissenschaftlich belegbare Nachweise von Wirkungen geht. Eine kritische Begleitung der Homöopathie ist nach wie vor angezeigt.
    Daher begrüßte ich besonders das Motto Ihres Kongresses, der sich der Vielfalt der Methoden im Wandel der Zeit widmet und ein gesondertes Forum zur wissenschaftlichen Forschung vorsieht. Auch durch Ihren Ansatz, über Neuerungen innerhalb der Homöopathie zu diskutieren, sehe ich Ihren Kongress als ein wichtiges Signal in Richtung kritischer Stimmen aus der Schulmedizin.
    Ich bin überzeugt davon, dass Sie den fachlichen Austausch für das Wohl Ihrer Patientinnen und Patienten nutzen werden. Bitte nutzen Sie dabei ebenfalls die Gelegenheit, für einen durchweg angenehmen Aufenthalt auch die Vorzüge unserer schönen Hansestadt zu genießen.
    Ich wünsche Ihnen eine gute Anreise!
    Herzlichen Gruß
    Prof. Dr. Eva Quante-Brandt
    Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz”

  4. #4 Alisier
    26. Januar 2016

    Sie benutzt allen ernstes das Wort “Schulmedizin”….
    Das geht meiner Meinung nach weit über den Versuch es allen recht zu machen hinaus. Das ist eine echte, ranzige Ranschmeiße reinsten Wassers.

    • #5 Joseph Kuhn
      26. Januar 2016

      @ Alisier:

      Jeder einzelne Satz in diesem Grußwort hat etwas zu bieten. Mir gefällt z.B. die Sentenz, “dass die Homöopathie trotz zwischenzeitlich vielfach zu beobachtender Therapieerfolge noch immer unter kritischer Beobachtung vor allem dann steht, wenn es um naturwissenschaftlich belegbare Nachweise von Wirkungen geht.” Es gibt also “vielfach zu beobachtende Therapieerfolge”? Die Homöopathie steht “noch” unter kritischer Beobachtung, aber nicht mehr lange? Und vor allem dann, wenn es um “naturwissenschaftlich belegbare Nachweise von Wirkungen” geht? Wo die Menschen die Homöopathie doch mögen! Ergo: “Daher begrüßte ich besonders das Motto Ihres Kongresses, der sich der Vielfalt der Methoden im Wandel der Zeit widmet und ein gesondertes Forum zur wissenschaftlichen Forschung vorsieht.” Ob damit die oben angesprochene Naturwissenschaft gemeint ist? Eher nicht. Für die “wissenschaftliche Forschung” gibt es ja den Binnenkonsens. Wie gesagt, jeder einzelne Satz hat was zu bieten. Vor dem Lesen des Grußworts und gleichzeitigem Genuß heißen Kaffees sei aus Verbraucherschutzgründen allerdings gewarnt!

  5. #6 michael
    26. Januar 2016

    > trotz zwischenzeitlich vielfach zu beobachtender Therapieerfolge

    Welcher Therapieerfolge ?

    • #7 Joseph Kuhn
      26. Januar 2016

      “Welcher Therapieerfolge ?”

      Na, der “vielfach zu beobachtenden”. Das muss was anderes sein als die “naturwissenschaftlich belegbare(n) Nachweise von Wirkungen”, denn das “vielfach zu beobachtende” und das “naturwissenschaftlich belegbare” stehen im Kontrast zueinander.

  6. #8 schlappohr
    27. Januar 2016

    Man könnte der Frau Prof. Dr. rer. pol. zugute halten, dass sie als Soziologin vielleicht mit den strengen Prinzipien der Naturwissenschaften weniger vertraut ist und daher ein tendenziell eher entspanntes Verhältnis zu den Methoden der Homöopathie entwickelt hat. Das trifft sicher auf viele Menschen zu und ist zunächst einmal keine Abwertung. Ob das allerdings für eine Professorin und Wissenschaftssenatorin gut und richtig ist, ist nochmal eine andere Frage.
    Hätte Sie die Schirmherrschaft andererseits abgelehnt, dann wären sicher eine dicke Schlagzeile und jede Menge negative Publicity die Folge gewesen. Als Regierungsmitglied des Bundeslandes Bremen und Mitglied einer im Moment eher nicht so durchzugsstarken Partei muss sie natürlich immer ein Auge, oder auch beide, auf ihre Beliebtheitsskala haben und die Prioritäten auf eine Weise festlegen, die uns anderen bisweilen ein wenig verwunderlich erscheinen mag.

  7. #9 Joseph Kuhn
    27. Januar 2016

    @ schlappohr: Im Soziologiestudium gibt es oft eine sehr gute Methodenausbildung, mit mehr Wissenschaftstheorie als in vielen naturwissenschaftlichen Studiengängen üblich. Davon abgesehen ist Frau Quante-Brandt keine Soziologin, sie hat lt. Wikipedia Pädagogik, Germanistik und Sport für’s Lehramt studiert.

  8. #10 schlappohr
    28. Januar 2016

    Zumindest in der Deutschen Nationalbibliothek wird sie unter anderem als Soziologin und Sozialwissenschaftlerin gelistet:

    https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D12841278X

    Aber studiert hat sie das nicht, das ist richtig. Vielleicht stünde sie dann sogar etwas anders zum Thema Homöopathie.

  9. #11 Trottelreiner
    30. Januar 2016

    @Schlappohr:
    Ganz allgemein scheint ein “Dr. rer.pol.” lt. Wiki

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_akademischer_Grade_(Deutschland)

    im Bereich “Wirtschafts- und Sozialwissenschaften” promoviert zu sein, wobei es noch den “Dr. oec.” und den “Dr. phil.” in denselben Feldern gäbe.

    Also könnte sie theoretisch auch im Bereich BWL/VWL promoviert haben, wobei mangelnde Wissenschaftlichkeit auch damit zu vereinbaren wäre. 😉

    Ansonsten scheint sie wohl ihre Arbeit im Bereich Pädagogik geschrieben zu haben, der so zusammen mit Management und Verkaufsgeprächen mit zu meinen Lieblingsfeldern bezüglich Reproduzierbarkeit gehört. Ist so ähnlich wie vedische Opferrituale,

    https://en.wikipedia.org/wiki/Yajurveda

    wenn es nicht klappt, hast du immer einen Grund, warum es nicht geklappt haben könnte.

  10. #12 Joseph Kuhn
    7. Februar 2016

    Um die Ehre der Pädagogik als akademischem Fach zu retten: Die Homöopaathie hat auch prominente Fürsprecher aus den harten MINT-Fächern. Der Homöopathiekongress in Bremen wird beispielsweise von der gelernten Physikerin Dagmar Schipanski eröffnet, die Ende letzten Jahres den Vorsitz der Homöopathie-Stiftung übernommen hat.

  11. #13 Joseph Kuhn
    12. Februar 2016
  12. #14 Anderer Michael
    12. Februar 2016

    zu 9, Herrn Joseph Kuhn
    “mit mehr Wissenschaftstheorie als in vielen naturwissenschaftlichen Studiengängen üblich”

    Ergänzend verweise ich auf Helmut Seiffert, Philosoph, Honorarprofessor und seine Grundlagenwerke.
    -Einführung in die Hermeneutik.
    -Einführung in die Wissenschaftstheorie.
    Bd. 1: Sprachanalyse, Deduktion, Induktion in Natur- und Sozialwissenschaften.
    Bd. 2: Phänomenologie, Hermeneutik und Historische Methode, Dialektik. München
    Bd. 3: Handlungstheorie, Modallogik, Ethik, Systemtheorie.
    Bd. 4: Wörterbuch der wissenschaftstheoretischen Terminologie

    Es wäre gelogen, wenn ich behauptete, diese umfangreichen Werke vollständig gelesen zu haben. Meine Schwiegereltern,mit Prof. Seiffert aus seiner Erlanger Zeit bekannt, haben diese mit persönlicher Widmung. Dort zu Besuch habe ich in diesen etwas gelesen. Prof. Seiffert war in seinem Fazit wesentlicher bescheidener.Er wollte belegen, dass philosophische Fächer genauso wissenschaftlich arbeiten können wie Naturwissenschaften. Ich glaube so gründlich wurden und werden Naturwissenschaftler/Mediziner nicht in die Thematik eingearbeitet.

    • #15 Joseph Kuhn
      12. Februar 2016

      In den Naturwissenschaften ist das Experiment ein guter Schutz vor spekulativem Überschuss in der Theoriebildung. Das reicht in der Regel für’s Studium, aber man braucht ja nur eines der Bücher mit den Wörtern Philosophie und Physik in die Hand zu nehmen, um zu sehen, dass es in der Physik philosophisch höchst anspruchsvoll hergeht und man diesen Debatten ohne gute physikalische Kenntnisse nicht mehr folgen kann (siehe z.B. Esfeld M (Hrsg.) Philosophie der Physik, Frankfurt 2012). In anderen Fächern wird man früher mit der Fragwürdigkeit des Gegenstands der Disziplin konfrontiert, weil das, was man untersuchen will, nicht so einfach “gegeben” ist, wie es in der Physik erst mal der Fall zu sein scheint. Die Medizin ist in dieser Hinsicht ein seltsamer Zwitter. Einerseits gibt es viele “Fakten”, andererseits versinkt man schon beim Nachdenken darüber, was Krankheit und Gesundheit sind, oder das Heilen, also die Grundbegriffe des Fachs, im theoretischen Sumpf (siehe dazu z.B. Schramme Th (Hrsg.) Krankheitstheorien, Frankfurt 2012).

  13. […] und Verbraucherschutz, Frau Prof. Dr. Eva Quante-Brandt, für den Homöopathiekongress 2016 steht seit Wochen in der Kritik. Eine andere prominente Unterstützerin haben die Homöopathen in Frau Prof. Dr. Dagmar Schipanski […]

  14. #17 Beobachter
    23. April 2016

    Aktuelles zu den öffentlichen Aktivitäten/Funktionen der Senatorin und Homöopathie-SchirmherrIn Frau Eva Quante-Brandt:

    https://taz.de/Ausweitung-der-Exzellenzinitiative/!5294802/

    “Die Exzellenzinitiative 2.0 steht. Gut eine halbe Milliarde Euro jährlich wollen Bund und Länder ab 2019 in Elitehochschulen und Spitzenforschung stecken. Das verkündeten die Vorsitzenden der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz, Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) und Bremens Wissenschaftssenatorin, Eva Quante-Brandt (SPD), am Freitag. … ”

    Erschreckend und fürchterlich ist es zu sehen, dass Leute wie Homöopathie-BefürworterIn E. Quante-Brandt in solch entscheidenden Positionen sitzen.
    Es werden nun verstärkt Gelder in die “Spitzenforschung und Elitehochschulen” gesteckt (wo bleibt die “normale” Forschung, wo bleiben die “normalen” Hochschulen ?) –
    vielleicht für Homöopathie-“Forschung” und -“Lehre” ?!
    Oder für die (Er-)Forschung (in) der “Schwingungsmedizin” und “Quantenmedizin” ?!

  15. […] nebenan bei „Kritisch gedacht“ schon bekannt. Er ist Zahnarzt in Bremen und war u.a. vehementer Kritiker der Schirmherrschaft der Bremer Gesundheitssenatorin für den Homöopathie-Kongress vor zwei Jahren. In seinem aktuellen Gastbeitrag kritisiert er seine eigene Profession. Der Text […]