Die Homöopathie hat etwas von einem Faschingsumzug. Die Vernunft, die uns sonst im Alltag ganz gut begleitet, ist bei diesem Narrentreiben suspendiert. Jeder Wagen im Umzug ist dabei auf seine Art und Weise kreativ. Kennen Sie z.B. die “Vereinigung christlicher Heilpraktiker”? Die Internetseite dieser Leute lohnt einen Besuch, sie ist wirklich lustig.
Die christlichen Heilpraktiker grenzen sich ausdrücklich von esoterischen Heilmethoden ab. Darunter zählen sie das Pendeln, die Wünschelrute (Radiästhesie), den Heilmagnetismus, die Astrologie, Geistheilungen und die Anthroposophische Medizin. Letztere unter anderem aufgrund folgender Einsicht: “Lassen sich ‘außerirdische Kräfte’ in Flaschen, Salben, Ampullen, Tabletten, Globuli einmischen? Das glauben wir, mit Paulus, nicht.”
Das glaube ich, mit oder ohne Paulus, auch nicht. Dafür frage ich mich, warum die christlichen Heilpraktiker dann nicht auch die Homöopathie ablehnen. Die Vereinigung sieht das auf ihrer FAQ-Seite so: “Die Homöopathie ist heute eine anerkannte Heilmethode und kann eigentlich nicht mehr als Außenseitermethode bezeichnet werden.” Und weiter: “Es handelt sich um Heilmittel, die nach pharmazeutischen Gesichtspunkten produziert und in den Apotheken verkauft werden, da kann keine Rede von Geheimmitteln sein. Die Herstellungs-Technik, das Verschütteln, ist nicht neu, denn jeder Hustensaft sollte vor Gebrauch geschüttelt werden.”
Der Schlaf der Vernunft gebiert bekanntlich Ungeheuer. Oder Faschingsjecken. Unter diese Kategorie fallen wohl auch die christlichen Heilpraktiker, auch wenn ihre Kamelle etwas klein geraten sind.
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