Als Reaktion auf die Ermittlungen in 70 Todesfällen im Zusammenhang mit einer alternativen Krebsbehandlung fordert der CDU-Politiker Rudolf Henke in einem Interview mit der Deutschen Apotheker Zeitung nun eine Reform des Heilpraktikerwesens. Sehr gut, das wäre in der Tat überfällig, aber werden den Worten auch Taten folgen?

Rudolf Henke weist des Weiteren darauf hin, dass es nichts hilft, die Gesundheitsämter in die Verantwortung zu nehmen:

„Einfach nur Kontrollen zu fordern, ist wohlfeil – das lässt die Gesundheitsämter mit der Realisierbarkeit alleine. Sie müssten dann auch – personell wie rechtlich – entsprechend ausgestattet werden.“

Richtig. Einfach nur Kontrollen zu fordern, ist wohlfeil. Das seitens der Politik einfach nur festzustellen, ist allerdings auch wohlfeil. Man könnte schließlich die Gesundheitsämter in der Tat – personell wie rechtlich – entsprechend ausstatten. Die Gesundheitsminister der Länder haben das auf der 89. Gesundheitsministerkonferenz im Juni 2016 unter der Überschrift „Perspektiven zur Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes“ sogar beschlossen:

“Die GMK sieht die Notwendigkeit, den ÖGD adäquat mit Ressourcen auszustatten.“

Also, frisch ans Werk, lasst uns den ÖGD stärken und das Heilpraktikerwesen besser regulieren, nicht mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit (1 Johannes 3:18).

—————————–
Nachtrag 22.8.2016:
Wie konnte ich das vergessen! Die 89. GMK hat sich auch zur Notwendigkeit einer Reform des Heilpraktikerrechts geäußert, auch wenn sie nur auf die Ausweitung des Kenntnisprüfung zielt:

„1. Die GMK stellt fest, dass die Anforderungen an die Erlaubniserteilung nach dem Heilpraktikerrecht nicht den Qualitätserfordernissen genügen, die aus Gründen des Patientenschutzes an die selbständige Ausübung der Heilkunde zu stellen sind.
2. Die GMK bittet das BMG, unter Beteiligung der interessierten Länder die Inhalte und Gegenstände der Überprüfung (Ziff. 2.3 der Leitlinien Heilpraktikeranwärter) zu überarbeiten und ggf. auszuweiten, um dem Patientenschutz besser gerecht zu werden und bessere Voraussetzungen für die Einheitlichkeit der Kenntnisüberprüfungen zu schaffen.“

Kommentare (34)

  1. #1 ChemDoc
    20. August 2016

    Eigentlich müsste es jetzt richtig krachen. Wieso überlässt man Behandlungsmethoden, die in der seriösen Medizin nicht angewendet werden dürfen, irgendwelchen Nicht-Medizinern? Das ist doch absolut widersinnig. Es müsste doch genau umgekehrt laufen: wenn gar nichts mehr hilft, DANN könnte man erfahrenen Medizinern die Entscheidung über die Anwendung irgendwelcher Außenseitermethoden überlassen. So herum, wenn überhaupt.

  2. #2 tomtoo
    20. August 2016

    weil es keine seriöse medizin gibt ?
    aber daran sind die mediziener selber schuld….wusch..und….wech.

  3. #3 Laie
    20. August 2016

    Bei manchen der alternativen Heilbehandlungen, wie der Bioresonanz-Methode, weiß man, es geht darum die ganz Verblödeten, aber auch die ganz ohne Hoffnung (auf Heilung) damit abzuzocken. Ich selbst konnte mal Zeuge eines solchen Betrügers werden, und versuchte das Opfer aufzuklären. Ergebnis war, das Opfer verstand nicht und glaubten dem Bioresonanzprediger weiter, der Bioresonanzprediger (=Geschäftsmodell), ist moralisch zwar ganz unten zu sehen, aber so wie ich das verstehe, ist das alles noch im Bereich der Demokratie zulässig.

  4. #4 Randifan
    20. August 2016

    Diese Lobby ist fast genauso mächtig wie jede andere Industrielobby, nur ein Politiker mit viel Unterstützung und Nerven kann damit fertig werden. Im Grunde müssten tausende von Menschen sterben wegen dieser alternative Behandlung sterben, ehe die Politik aufwacht, es ist zynisch, wenn ich sage 70 sind viel zu wenig.

  5. #5 Michel
    20. August 2016

    Wäre es nicht möglich, das Heilpraktikertum einfach wie den ganzen Wellness-Bereich zu behandeln, um es damit ganz klar von der Medizin abzugrenzen? Das Problem ist doch, dass Otto-Normal-Mensch, Heilpraktikern signifikante medizinische Kompetenzen zuspricht, die sie sicher nicht haben.

  6. #6 RPGNo1
    20. August 2016

    Zwei Punkte:
    1) Wenn das (Un-)heilpraktikertum schon nicht verboten werden kann, so muss es weitaus schärfer überwacht werden. Wie Joseph Kuhn ausführt, müssen aber dann auch die Gesundheitsämter entsprechend ausgestattet sein. Wir stehen hier vor demselben Dilemma, das auch z.B. die Lebensmittelüberwachung oder der Zoll hat. Es fehlt das Personal. Und selbst mit einer entsprechenden Finanzaufstockung benötigt es Zeit, neue Leute auszubilden.
    2) Es ist schade, dass es erst nach den Todesfällen in der “Alternativ”klink zu Reaktionen zu kommen scheint. Die ganze Chose poppt ja nicht urplötzlich auf.

  7. #7 Groucho
    20. August 2016

    Der Fisch stinkt halt vom Kopf her. Alter Spruch, stimmt aber. Solange das Heilpraktiker(un)wesen staatlich anerkannt ist und dadurch die Wahrnehmung in der Bevölkerung die ist, dass das auch sowas wie ein Arzt ist, nur halt anders (sanfter, natürlicher, bla), braucht man nicht mehr Personal für die Überwachung von Heilpraktikern. Wie denn auch. Keine Dokumentationsspflicht, (fast) alles erlaubt bis auf die Sachen, die man sowieso gerne an einen Arzt durchreicht, man muss sich ja die Finger nicht schmutzig machen und gestorben wird im Krankenhaus.

    Ich wette eine Kiste trinkbaren Roten, dass sich da nichts Wesentliches ändern wird. Sturm im Wasserglas, und die Angst, Wähler zu verprellen, ist nunmal das große Leitmotiv der aktuellen Regierung.

  8. #8 Spritkopf
    21. August 2016

    @ChemDoc

    Eigentlich müsste es jetzt richtig krachen. Wieso überlässt man Behandlungsmethoden, die in der seriösen Medizin nicht angewendet werden dürfen, irgendwelchen Nicht-Medizinern? Das ist doch absolut widersinnig.

    Vor allem, wenn man das mit den Gepflogenheiten im Handwerkertum vergleicht. Bist du nicht Meister, sondern nur Geselle, darfst du keinen entsprechenden Betrieb gründen. Sprich, jemand, der eine Schreinerlehre von 3 Jahren Länge absolviert und eine Prüfung vor der Handwerkskammer abgelegt hat, wird immer noch nicht als kompetent genug angesehen, diesen Beruf selbständig auszuüben.

    Aber ausgerechnet im Gesundheitsbereich, also dort, wo es direkt um das Wohl und Wehe von Menschen geht, reicht es, wenn einer einen Multiple-Choice-Fragebogen ausfüllt. Er muss noch nicht mal den Nachweis erbringen, dass er eine entsprechende reguläre Ausbildung genossen hat, geschweige denn, dass diese auch einen angemessenen Zeitraum gedauert hätte. Nee, er gibt seinen Fragebogen ab und wird dann auf die Menschheit losgelassen.

    Es ist unfassbar.

    • #9 ChemDoc
      21. August 2016

      Jep. Und die Handwerker dürfen bestimmt nicht beliebig viele Prüfungen machen, bis sie es endlich geschafft haben.
      Und dann vergleiche man mal die Verdienste.
      Das will mir alles nicht in den Kopf.

  9. #10 vaclav gogl
    21. August 2016

    Ich kenne 6 Menschen aus meinem Bekanntenkreis, die die Diagnose Krebs hatte. Alle ließen sich ausschliesslich schulmedizinisch behandeln; alle starben in 1 – 3 Jahren.
    Warum ist das völlig in Ordnung?
    Und die anderen Kurpfuscher.
    Ich schätze beide sind machtlos gegen diese Krankheit.

    • #11 Joseph Kuhn
      21. August 2016

      @ vaclav gogl:

      In Deutschland sterben zurzeit jährlich ca. 230.000 Menschen an Krebs. Die meisten davon werden vor ihrem Tod in “schulmedizinischer” Behandlung sein. Daraus folgt aber nichts. Die Medizin ist auch nicht “machtlos” gegen Krebserkrankungen, bei den meisten Tumoren haben sich die Überlebensraten verbessert, bei einigen, z.B. Leukämien, gab es ernorme Fortschritte, bei anderen nur geringe. Zur Entwicklung der Überlebensraten finden Sie Daten beim Zentrum für Krebsregisterdaten beim Robert Koch-Institut.

  10. #12 Smok Danek
    22. August 2016

    @ “ChemDoc”, #1:

    Abgesehen von der Frage, wen oder was sie als jenen “man” definieren, der dies oder jenes überlassen soll (Politbüro? Bildermaurer? Freiflieger? Weise Protokollanten? Radfahrer?):

    Es gibt durchaus Ärzte, die den ganzen Quatsch anpreisen. Leider! Dann heißt es bei der Kundschaft empört: “Der ist doch SCHULmediziner, der wird doch wissen, was er tut…”. Natürlich weiß der Arzt in diesem Fall, was er tut: die finanzielle Lage seiner Praxis verbessern. An sich ein redliches, erstrebenswertes Ziel; alleine, die Mittel kann es nicht heiligen.

    Die Patienten wissen es nicht, vertrauen dem allzu geschäftstüchtigen Onkel Doc, und so kommen Quacksalbereien wie Bioresonanz, Kinesiologie, chinesische/vedische Schwemetall-Kräuter und -Pilze und die Homöopathie zum Einsatz – aber auch die ganzen “Mikro-Makro-Nano”-Präparate, dem Schlangenöl und dem Heil-Tonikum nicht unähnlich.

    Bei solchen Ärzten frage ich mich dennoch immer, im Sinne des humanistischen Gedankens, ob sie nur des Mammons wegen diesen Quatsch verkaufen oder ob sie zufällig an all dies persönlich glauben…

    • #13 ChemDoc
      23. August 2016

      Ich habe Leute kennen gelernt, die Medizin studiert haben, WEIL sie eine Super-Abiturnote hatten. Also nicht, weil ARZT ihr Lebenstraum war. Primärziel: viel Kohle verdienen.

  11. #14 rolak
    27. August 2016

    Von Henke durch nur leichtes Umsortieren und subtiles Ergänzen zu Hecken:

    Es sollte den Kassen untersagt werden, Dinge zu bezahlen, für die es keine Evidenz gibt

    Hoffentlich auch stringent, also unabhängig ob oldschooletabliert oder neoalternativ.

    • #15 Joseph Kuhn
      28. August 2016

      @ rolak:

      An dem Punkt verdient Herr Hecken Unterstützung, vor allem, wenn er die Sache wirklich angehen will: “Wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir eine breite öffentliche Diskussion brauchen. Dafür bin ich auch bereit, mich öffentlich schelten zu lassen.“ (Ebenfalls aus dem von Dir verlinkten FAZ-Artikel)

  12. #16 zimtspinne
    27. August 2016

    Die Patienten verlangen aber danach und kämpfen auch intensiv dafür, Beispiel Misteltherapie und Methadon. Da werden sogar weite Reisen in Kauf genommen und Kontakte aktiviert.
    Andererseits wünschen die Patienten auch Medikamente und/oder deren Kombis, für die es weder eine Zulassung gibt noch ausreichend Studien, die die Wirksamkeit belegen und das Nebenwirkungsspektrum aufzeigen usw.
    Das Schachern mit dem Schicksal und den Krankenkassen, wenn es ums Überleben geht.
    Es scheint mir immer mehr auf ein Hoppen von Resistenz zu Resistenz hinaus zu laufen; Zeit schinden, ‘bis es was neues gibt’. Das wird auch den Patienten oftmals ganz genau so gesagt. Ich persönlich finds gut und wüsste so einen Realismus zu schätzen….
    Ich bin jedesmal, wenn ich damit zu tun habe, wieder fasziniert von der “Krebswelt”, dort ticken nicht nur die Uhren anders, es gibt dort ganz eigene Phänome und Strategien bei allen Mitwirkenden.

    Es kommt auch die Zeit für Wunder…. ich zitiere sinngemäß Martin Bleif, der als Krebsforscher und -mediziner seine eigene Frau begleitete. Auch sie kamen an den Punkt, wo irgendwelche wilden Tees auf den Tisch kamen und an ihre Wirkung geglaubt wurde.
    Vielleilcht kann man sich in so etwas einfach nur hinein denken, wenn man selbst betroffen ist.

  13. #17 Kathrin S.
    29. August 2016

    Dass Krebskranke alles versuchen, ist verständlich. Kritikwürdig ist das Wecken falscher Hoffnungen.
    Informationen zu Wirksamkeiten div. Methoden gibt es beim Krebsinformationsdienst.
    Absurd ist es, dass zu Recht kritisiert wird, dass hier nicht zugelassene Medikamente in Afrika eingesetzt werde, aber andererseits dies, wenn Heilpraktiker das tun, es als ‘edel’ in Anhängekreisen gelabelt wird.

  14. #18 Joseph Kuhn
    30. August 2016

    Update, Meldung der Ärztezeitung heute:

    Der G-BA-Vorsitzende Hecken fordert eine Metaanalyse zur Wirksamkeit der Homöopathie (wissenschaftlich nicht nötig, politisch aber wohl der Hebel, den es braucht), der KBV-Chef unterstützt ihn dabei, der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (!) warnt vor einer Abwertung der Homöopathie. Das sind doch einmal interessante Konstellationen:

    https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/krankenkassen/article/918270/todesfaelle-krebszentrumhecken-watscht-homoeopathie-ab.html?cm_mmc=Newsletter-_-Newsletter-C-_-20160830-_-Krankenkassen

  15. #19 IO
    30. August 2016

    In dem von Joseph Kuhn verlinkten Artikel steht u. a.:

    “Nach Angaben des Deutschen Zentralvereins [“]homöopathischer Ärzte[“] (DZVhÄ) erstatten “rund 90” der aktuell 118 Krankenkassen im Rahmen von Satzungsleistungen homöopathische [“]Arzneimittel[“]. 73 Kassen haben danach mit der Managementgesellschaft des DZVhÄ entsprechende Verträge geschlossen, darunter auch die Techniker Kasse und Barmer GEK.”

    (Um die fragwürdigen Begriffe habe ich eckige Klammern mit Anführungszeichen ergänzt. “Homöopathische Ärzte” stelle ich mir im Übrigen als hochgradig verdünnte Leute vor.)

    Gibt es irgendwo eine Übersicht, welche Krankenkassen das sind, oder muss man das bei den einzelnen Kassen erfragen?

    Dann könnten Menschen leichter eine Kasse finden, die den gefährlichen, “alternativen” Unsinn nicht von ihren Mitgliedsgeldern gestützt sehen wollen.

  16. #20 IO
    1. September 2016

    Ich finde noch dieses hier.

    https://www.krankenkasseninfo.de/krankenkassen/test/naturheilverfahren/homoeopathische-behandlungen-21

    Leider eine betrübliche Übersicht. Eine Krankenkasse, die den potentiell gefährlichen Unsinn nicht finanziert, sehe ich nicht unter den gelisteten Kassen.

  17. #21 Joseph Kuhn
    1. September 2016

    Preisfrage:

    Werden sich die Herren Hecken und Gassen (Herr Henke hatte sich zur Homöopathie ja nicht geäußert) nach der Pressemitteilung des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (https://www.presseportal.de/pm/21085/3415207) noch einmal zur Erstattungsfähigkeit der Homöopathie als Satzungsleistung äußern – oder gar eine Gesetzesänderung für ein Erstattungsverbot anstreben?

    In der PM des Verbands steht u.a. dieser schöne Satz: “Studien aus der Versorgungsforschung zeigen übereinstimmend, dass von einem Nutzen der Homöopathie für Patienten und Gesundheitssystem ausgegangen werden kann.” Solche weltfremden Sätze kennt man eigentlich nur von Frau Bajic, der Vorsitzenden der homöopathischen Ärzte. Dass die Homöopathen und die Pharmaindustrie einen derart engen Schulterschluss pflegen, wer hätte das gedacht?

  18. #22 vaclav gogl
    2. September 2016

    Der Glaube an den Fachmann ist eine Art Religion.
    Eine Illusion.
    Ich weiß von anerkannten Fachärzten für Onkologie in deren Händen einer nach dem anderen stirbt.
    Was ist da besser?

  19. #23 Beobachter
    2. September 2016

    @ Joseph Kuhn, # 21:

    ” … Dass die Homöopathen und die Pharmaindustrie einen derart engen Schulterschluss pflegen, wer hätte das gedacht?”

    Geschäft ist Geschäft …

    @ vaclav gogl, # 22:

    “Der Glaube an den Fachmann ist eine Art Religion. … ”

    Das Vertrauen in den Fachmann ist oft eine Notwendigkeit – wem soll man als Nicht-Fachmann denn sonst vertrauen?
    Bsp::
    Einem Anästhesisten oder Herzchirurgen muss man als Patient vertrauen können.
    Weder als Patient noch als Angehöriger (alles Nicht-Fachleute) können Sie beurteilen geschweige denn nachprüfen, ob das richtige/geeignete Verfahren ausgewählt wurde oder ob gut oder schlecht gearbeitet wurde oder gar Fehler passiert sind.
    Wenn Sie kein Vertrauen haben, dürfen Sie sich nie operieren lassen.

  20. #24 IO
    2. September 2016

    @vaclav gogl

    “Ich weiß von anerkannten Fachärzten für Onkologie in deren Händen einer nach dem anderen stirbt.”

    Wenn Du von potentiell strafbaren Handlungen mit Todesfolge weißt und sie nicht anzeigst, deckst Du Verbrecher und machst Dich mitschuldig.

    Wenn Du meinst, du könntest Onkologen madig machen, weil ihnen, die hunderte schwer- und schwerstkranke Patienten pro Jahr behandeln, auch mal einer nach dem andern wegsterben kann, dann bist Du jemand der absichtlich dumm daherschwätzt.

    Ich weiß nicht, welche dieser beiden Gründe für Deinen Post verwerflicher ist. Doch vielleicht die absichtsvolle Dummheit?

    Über alle Krebsarten hinweg ist die Überlebensrate stark angestiegen in den letzten Jahrzehnten.
    Und das nicht wegen sondern trotz der “Alternativen Medizin” (keine Alternative, keine Medizin).
    Trotz den enormen Erfolgen der Krebsforschung (wozu die unverantwortlichen “alternativen Mediziner” gar nichts beitragen können) sterben natürlich immer noch viele, zu viele. Diese Toten auf die Onkologen zu schieben, ist zutiefst schäbig.

    Ich sage das ausdrücklich auch in meiner Eigenschaft als Krebspatient. Ich habe einen Krebs, den ich ziemlich sicher vor 15-20 Jahren nicht überstanden hätte. Heute kann ich wegen der Chemotherapie mit der Krankheit in weiterhin guter Prognose und sehr guter Lebensqualität leben. Dies alles dank der Forschung und Onkologie.

  21. #25 Joseph Kuhn
    2. September 2016

    @ vaclav gogl:

    Dass Menschen “in den Händen” von Medizinern sterben, hatten wir schon oben in Kommentar #10/11. Wenn Mediziner Menschen am Lebensende behandeln, ist das so, aber die Menschen sterben nicht deswegen. Friedhöfe sind voller toter Menschen, aber die wenigsten sind aufgrund eines Friedhofbesuchs gestorben.

    In den Händen von Hospitzmitarbeitern sterben sogar fast alle Betreuten, wollen Sie deswegen die Hospitzarbeit abschaffen?

    Sie kennen doch sicher den berühmten Zusammenhang von Störchen und Geburten?

    @ all und zum Thema:

    Der Zentralverein der homöopathischen Ärzte hatte im ersten Schock auch eine Stellungnahme zu Heckens Vorstoß veröffentlicht: https://www.naturheilmagazin.de/news/nachrichten/artikel/falsche-anschuldigungen-gegen-die-homoeopathie-gba-vorsitzender-hecken-wirft-alles-durcheinander.html.

    Die Skeptiker hatten vor ein paar Tagen kurz darüber berichtet: https://blog.gwup.net/2016/08/30/homoopathie-pfuschfans-jammern-uber-die-jungste-kritik-an-der-freien-ballaballawahl/

    Witzig ist, dass der Zentralverein zwar zurecht darauf hinweist, dass die Todesfälle in Brüggen nicht unmittelbar mit der Homöopathie in Zusammenhang stehen, aber dann selbst ein übles argumentatives Foul begeht: Hecken beziehe sich auf eine “australische Studie”, die gar keine Metaanalyse sei (seit wann muss jetzt plötzlich alles eine Metaanalyse sein?), wo doch der kürzlich veröffentlichte Reader von WissHom den eindeutigen Nutzen der Homöopathie in der Versorgungsforschung zeige. Der Reader, das wurde inzwischen mehrfach dargestellt, ist natürlich auch keine Metaanalyse und qualitativ bei weitem nicht auf dem Niveau der australischen Übersichtsarbeit. Macht nichts, liest ja keiner dazu was nach und selbst der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie übernimmt dann einfach die Botschaft vom eindeutigen Nutzen.

    Lobbyarbeit statt Transparenz, so wird oft genug auch die “Aufklärung” der Patienten beim Homöopathen aussehen.

  22. #26 Klaus Jürgen Obergfell
    2. September 2016

    Hallo, Hr. Smok Danek, und was ist dann der quatsch mit
    den Chemo-Therapien, geht es Denen nicht auch um
    Ihre Milliarden Euro und Dollar Profite und wenn dann
    eine Pharmazeutisch-Technische-Angestellte schreibt,
    das von allen Patienten, die diese brutalen Chemo-
    Therapien über sich ergehen lassen haben,nur 2%
    überlebt haben, ist das dann wissenschaftlich, das frage ich Sie, und warum sollte Sie lügen, Sie saß ja
    Jahre lang an der Quelle.

  23. #27 Joseph Kuhn
    2. September 2016

    @ Klaus Jürgen Obergfell:

    1. Bei allem Respekt vor PTAs: Als wissenschaftliche Referenz in Sachen Überlebensraten sicher nicht erste Wahl, so wenig wie der Bäcker um die Ecke. Beide haben ein anderes Kompetenzprofil.
    2. Die Aussage mit den 2 % ist schlicht Unfug. Die 2 % sind vermutlich frei erfunden, wenn nicht, dann irgendwas gelesen und nicht verstanden. Eine Überlebensrate allgemein für “die Chemotherapie” würde kein vernünftiger Mensch ausrechnen.
    3. Was hat das mit dem Thema des Blogs hier zu tun? Wollen Sie für die Therapieangebote des “Biologischen Krebszentrums Brüggen” werben? Zu spät, die Angelegenheit regelt der Staatsanwalt.

  24. #28 rolak
    3. September 2016

    werben?

    Sehe ich nicht, Joseph, er scheint andere Vorlieben zu haben – aber der unversteckte Vorwurf ist unübersehbar, sämtliche Ergebnisse der (für Pseudotherapien nicht vorhandenen) Dokumentationspflicht seien manipuliert. Immerhin hatte er ja vorgeblich Kontakt zu einer tapferen Einzelkämpferin, die die wahren Resultate an ihn höchstpersönlich weiterreichte. Soviel zu den 2%.

    • #29 Joseph Kuhn
      3. September 2016

      @ rolak:

      Danke für den Link. Dort äußert er sich auch positiv zu Hamer und dessen Unfug. Traurig, offensichtlich ja ein Betroffener, der Hilfe sucht.

      In dem anderem Forum ist in einem Kommentar übrigens die Rede von einer “Oberbegutachterin beim Deutschen Gesundheitsamt für Arzneimittel und Fette” (gemeint ist Johanna Budwig, die meinte, Krebs durch eine Öl-Eiweiß-Kost heilen zu können, das besagte “Deutsche Gesundheitsamt” gibt es nicht). Ein Tor in eine der vielen unheimlichen Parallelwelten des absonderlichen Denkens, in denen die Scharlatane der Krebsbehandlung und ihre Opfer aufeinander treffen. Abgründig.

      Kurve zurück zum Thema: Auch Johanna Budwig hat wohl als Heilpraktikerin Krebspatienten behandelt: https://www.psiram.com/ge/index.php/Johanna_Budwig

  25. #30 RPGNo1
    3. September 2016

    der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (!) warnt vor einer Abwertung der Homöopathie

    Logisch, denn z.B. Weleda und DHU (um nur 2 Hersteller von homöopathischen Arzneimitteln zu nennen) sind Mitglied beim BPI (https://www.bpi.de/bpi/mitglieder/mitgliederkarte/?tx_bpimaps_pi1%5Bmode%5D=list). Da muss der Verband natürlich seine Schäfchen ins Trockene bringen. Ich bin ganz froh, dass mein Arbeitgeber nicht Mitglied im BPI ist.
    PS, bitte nicht Herrn Obergfell anfüttern, der ist Anhänger der GNM (https://de.wikipedia.org/wiki/Ryke_Geerd_Hamer#Germanische_Neue_Medizin) und wurde bei Ulrich Berger bereits deutlich zurechtgewiesen (https://scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2010/05/30/germanische-neue-medizin-was-tun/#comment-82696).

  26. #31 zimtspinne
    4. September 2016

    Wie soll oder sollte das eigentlich gehandhabt werden in der palliativen Versorgung? Wenn es ganz klar keinen kurativen Ansatz mehr gibt, sondern nur noch um Linderung der Symptome geht? Oder anders ausgedrückt um Sterbebegleitung.

    Hospize arbeiten dort mit allen möglichen Methoden, die ins Reich der Esoterik gehören, eigentlich. Für die es zumindest keine eindeutigen Wirksamkeitsbelege gibt.
    Die Misteltherapie wird von den Kassen zB auch erst im palliativen Stadium übernommen. SAPVs bieten oftmals Klangschalentherapie u.ä an.

    Es würde mich schon interessieren, ob ihr den Patienten in der terminalen Phase (oder auch etwas davor) diese Möglichkeiten wegnehmen wollt, da sie faktisch zum Hokuspokus gehören und zu allem Überfluss auch noch von Nicht-Medizinern durchgeführt werden (das Klangschalendingens)?

    • #32 Joseph Kuhn
      4. September 2016

      @ zimtspinne:

      Was “wir”, das Kollektiv derer, die wir “wir” und nicht “ihr” sind, will, weiß ich nicht. Ich will jedenfalls niemandem etwas wegnehmen und ich vermute, dass auch kein SAPV-Team verspricht, Krebs doch noch mit Klangschalen, Gebeten oder Duftölen zu kurieren. Und ob jemand so etwas als angenehm empfindet oder nicht, ist keine Frage der evidenzbasierten Medizin.

  27. #33 zimtspinne
    4. September 2016

    Es geht aber ja wohl erstens ums Bezahlen und zweitens um das Fachpersonal, wenn es sich um medizinische Anwendungen handelt.

    Oder ist der gesamte Homöopathiezweig nur in der Kritik, weil er unangemessene Heilsversprechen macht? Dann hab ich was falsch verstanden.

    Ach ja, und weiterhin gings meinem Verständnis nach auch um die Verquickungen – Ärzte, die grundsätzlich solch unwissenschaftlichen Kram anbieten, sollten gemieden werden. Habe ich hier (also in den Weiten dieser Plattform, nicht speziell hier) schon genau so gelesen.

    Ich glaube nicht, dass Ärzte und auch durchweg alle Heilpraktiker bei jeder ihrer Empfehlungen/Anwendungen/Rezepten usw. aus diesem Bereich unermessliche oder überhaupt immer Heilsversprechen machen.

    Der Bedarf in der Bevölkerung ist einfach vorhanden, gerade bei den Krebspatienten gibt es nicht viele, die sich nicht mal irgendwann mit komplementären Behandlungsmöglichkeiten befassen und diese auch nutzen.
    Es geht an ihren Wünschen und Bedarfen vorbei, schießt man dies alles ab. Ich weiß nicht, was zuerst da war, die Wünsche oder die Angebote…. die Situation ist aber nun mal so wie sie ist.

    • #34 Joseph Kuhn
      4. September 2016

      @ zimtspinne:

      “Oder ist der gesamte Homöopathiezweig nur in der Kritik, weil er unangemessene Heilsversprechen macht?”

      Ich weiß nicht, ob wir jetzt aneinander vorbeireden: ja, aus meiner Sicht geht es darum, dass auf der Basis einer absurden Herstellungsprozudur eine Wirksamkeit behauptet wird, die es nicht gibt. Dafür soll kein Geld der Solidargemeinschaft ausgegeben werden, zumal nicht in Zeiten, in denen nachweislich wirksame Behandlungen nicht finanziert werden.

      Dass Menschen, die Krebs haben, in ihrer Verzweiflung alles mögliche ausprobieren, ist nur zu verständlich. Eine sehr sympathische Beschreibung eines solchen Suchprozesses gibt es bei Titziano Terzani in “Noch eine Runde auf dem Karussell”. Aber man soll ihnen keine falschen Hoffnungen machen. Es geht hier eben nicht nur um Nachfrage und Angebot, sondern vor allem auch um Fürsorge und aufrichtige Aufklärung bei der Suche danach, wie mit einer Erkrankung wie Krebs umzugehen ist. Das gilt für Ärzte und Heilpraktiker gleichermaßen. Ein Arzt wie Jens Wurster macht ja nichts besser als ein Heilpraktiker, der Krebs allein homöopathisch behandelt.

      Unter welchen Umständen eine Behandlung mit Homöopathika als Placebotherapie vertretbar sein kann, ist noch einmal eine andere, sehr auf den Einzelfall abzustellende Frage.