Diesen Satz kann man wörtlich und vielfach paraphrasiert in der Sendung „Zwischen Medizin und Hokuspokus: Was können Wunderheiler?“ des österreichischen Senders ServusTV vom 22. September hören. Florian Aigner berichtet gerade in seinem Blog „naklar“ nebenan von seinen Erfahrungen in dieser Sendung. Man hat dort eine „Diskussion“ arrangiert, die wie eine verkehrte Psychiatrie wirkt: Die Verrückten mimen die Normalen, der Normale wird in die Rolle des bornierten Sonderlings gedrängt. Kurioserweise sind die redaktionellen Einblendungen oft auf der Seite des Sonderlings, so als ob die Redaktion in Sachen Alternativmedizin einer schizophrenen Strategie gefolgt wäre.
Die Gäste in der Sendung, Florian Aigner ausgenommen, erzählen so viel haarsträubenden Unsinn, dass man sich fragt, ob in dem kleinen Land hinter den Bergen wirklich nur die Briefumschläge bei den Präsidentenwahlen nicht ganz dicht sind. Ein absoluter Tiefpunkt der Wissenschaftskommunikation im österreichischen Fernsehen. Selbst der unsägliche Heilgermane Ryke Geerd Hamer konnte in der Sendung beworben werden, ohne dass der Moderator oder die Konkurrenzverrückten wirklich ein Problem damit hatten. Trotz einer auch hier wieder kritischen redaktionellen Einblendung mit Hinweis auf hunderte Todesopfer durch Hamers Methoden.
Der Irrsinn und wie man damit umgeht, wenn man in eine solche Situation gerät, ist Thema in Florian Aigners Blog. Ich will hier nur den Satz „die Schulmedizin hat Grenzen“ noch einmal kurz beleuchten. Er dient ja auch sonst gerne zur Legitimierung alternativmedizinischer Methoden, ist aber eine Form des esoterischen Fehlschlusses par excellence. Als ob sich aus der Tatsache, dass die Physik noch keine Menschen auf den Mond beamen kann, ableiten ließe, dass es nicht abwegig sei, wenn Menschen glauben, nachts in ihren Träumen zum Mond reisen zu können.
Natürlich hat die Medizin Grenzen. Wäre es anders, könnte man sich jede medizinische Forschung sparen und das Geld für bessere Fernsehsendungen verwenden. Und ist es nicht merkwürdig, dass die Leute, die immer so gerne von den „Grenzen der Schulmedizin“ sprechen, nie von den Grenzen der Alternativmedizin sprechen? Sie müssten dann nämlich darüber nachdenken, wo diese Grenzen verlaufen, wo sich Medizin und Scharlatanerie scheiden und anhand welcher Kriterien man darüber zu befinden hätte. Aber nein, die Schulmedizin hat Grenzen und paralogischerweise darf man also nicht den Stab über Geistheilung, die Homöopathie oder Engeltherapien brechen. Schließlich gibt es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als sich unsere Schulweisheit träumen lässt und daher wird es morgen Himbeerbonbons regnen.
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