Die Evolutionstheorie war immer ein Reizthema für antiaufklärerische Kräfte. Vor allem für religiös fundamentalistisch motivierte Gruppen stellt sie ein besonderes Feindbild dar. Wie der Mensch entstanden ist, davon hängt auch ab, welche Bestimmung er hat und wer diese Bestimmung auslegen darf. Und wer die Menschen dazu kriegt, dass sie sich nicht an den Fakten orientieren, sondern an Geschichten, die man ihnen erzählt, der hat Macht über diese Menschen.
Die Ablehnung der Evolutionstheorie ist dabei nichts, was nur aus alten traditionellen Bindungen resultiert und in unseren modernen Zeiten unaufhaltsam überwunden wird. Dass in den USA mehr Leute Zweifel an der Evolutionstheorie haben als daran, dass UFOs regelmäßig die Erde besuchen und Menschen für medizinische Experimente entführen, ist bekannt. Auch aus der Türkei hat man seit Jahren immer wieder von beunruhigenden Vorfällen gehört, z.B. Elternprotesten gegen Lehrer, die die Evolutionstheorie im Unterricht behandelt haben. Vor ein paar Tagen gingen dann auch noch Meldungen durch die Medien, dass die Mehrheit der muslimischen Lehramtsstudierenden in Deutschland die Evolutionstheorie ablehnen würde. Wohlgemerkt, Studierende an deutschen Hochschulen.
Heute schreibt in der Süddeutschen Zeitung Yavuz Baydar, ein türkischer Journalist, in seiner Reihe „Türkische Chronik“, dass dort nun die Evolutionstheorie ganz aus den gymnasialen Lehrplänen gestrichen werden soll. Wenn das keine Fehlinterpretation ist oder sich gar als Fake News herausstellt, kann man einmal mehr nur sagen, arme Türkei, wohin gehst Du?
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Hinweis: Bevor nun hier die versammelte Islamophobie aufschlägt: In diesem Thread lösche ich hetzerische oder demagogische Kommentare großzügig, ohne Begründung und ohne weitere Verwarnung.
Nachtrag: Die Meldung mit den muslimischen Lehramtsstudierenden ist mit Vorsicht zu genießen, siehe unten Kommentar #3 von Alisier.
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