Gerade stehen wir staunend vor den täglich neuen Nachrichten über das unsägliche Chaos, das Trump verursacht. Nicht nur, dass er, impulsiv wie er ist, heute dies und morgen das von sich gibt und damit rund um den Globus für Irritationen und Durcheinander sorgt, er scheint auch keine Ahnung vom „Handwerk des Regierens“ zu haben. Da folgt ein undurchdachtes „Dekret“ auf das andere, das erste schon durch die Justiz kassiert, er beruft schreiend ungeeignete Leute auf wichtige Posten, hier seien nur exemplarisch der Leiter der Impfkommission, die Bildungsministerin oder – gerade gescheitert – sein Arbeitsministerkandidat genannt, er unterschreibt Berufungen wie die Bannons in den nationalen Sicherheitsrat, angeblich ohne richtig gewusst zu haben, was er da unterschreibt, sein Helfer Flynn telefoniert (in wessen Auftrag?) in dilettantischer Beflissenheit vor Trumps Amtsantritt mit den Russen, lügt dann darüber „aus Versehen“ den Vizepräsidenten an und muss nach zwei Wochen zurücktreten, von den unsäglichen Auftritten seiner Medienexperten Conway und Spicer ganz zu schweigen.
Was kann man daraus lernen? Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich hier Max Webers Charakterisierung der Bürokratie als „rationaler Form der Herrschaft“ zitiert. Max Weber sah darin einen zivilisatorischen Fortschritt gegenüber der feudalen Willkür. Die Bürokratie orientiert staatliche Entscheidungen an Regeln und wenn diese Regeln vernünftig sind, kann die Bürokratie ein wenig von Hegels Versprechen einlösen, dass der Staat die allgemeine Vernunft verkörpert. Vernünftige Regeln kommen aber nur in dem Maße zustande, in dem fachlich gute ausgebildete Staatsdiener zusammen mit externen Fachleuten und im Austausch mit den gesellschaftlichen Interessengruppen dafür sorgen. Wo das nicht gelingt, kommt Bürokratie im Alltagsverständnis heraus, ein überflüssiges und hinderliches Regelwerk wie das Haus der Verrückten in „Asterix erobert Rom“, oder schlimmstenfalls sogar der gut organisierte Unrechtsstaat.
Das alles ist dem selbsternannten Supermanager Trump offensichtlich völlig fremd. Er kehrt zum feudalen Regierungsstil zurück. Das schnell hingeworfene Dekret ersetzt den mühevollen Weg durch die Bürokratie, die Gremien und Expertenbeiräte mit ihren ewigen Bedenken, Einwänden und Korrekturen. Wenn er, Trump, etwas will, muss es doch auch so gehen, schließlich hat ihn das Volk gewählt. Was dabei herauskommt, sieht man jetzt. Pfusch und Chaos. Bleibt zu hoffen, dass Trump daraus lernt und auch der bayerische Ministerpräsident sollte darüber noch einmal nachdenken, bevor er wieder Trumps zupackenden Stil lobt: „In Deutschland würden wir da erst mal einen Arbeitskreis einsetzen, dann eine Prüfgruppe und dann noch eine Umsetzungsgruppe.“ So ist es und bei komplizierten Fragen soll es auch genau so sein.
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