Jetzt ist der G20-Gipfel vorbei. Die Ergebnisse sind bescheiden. Außer Spesen nichts gewesen, wird man oft lesen. Und wer es gut meint, wird darauf hinweisen, dass direkte Gespräche unter den Mächtigen trotzdem wichtig sind.
Ich glaube auch, dass etwas dran ist an der alten Psychologenweisheit „gut, dass wir einmal darüber gesprochen haben“. Ich glaube aber auch, dass man für solche Gespräche keine Delegationen von mehreren hundert Leuten mitbringen muss. Das sind Machtdemonstrationen. Weniger Protz gäbe Raum für mehr Inhalt. Und es wäre gut, wenn man darüber nachdenken würde, wie sich dieses Format besser in die internationale Gremienstruktur, etwa die UNO, einfügen könnte.
Die Mächtigen haben in der Elbphilharmonie die Ode an die Freude angehört. Wer sich in der Welt umschaut, wird sich in der Tat wünschen, alle Menschen würden Brüder. Dazu müsste sich vieles ändern, nicht zuletzt müssten es viele wollen.
„Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind“, heißt es bei Lukas 2,14. Die G20-Teilnehmer verhalten sich aber ungutwillig, sie vertreten Interessen, die zu oft nicht die der Menschheit sind und allzu oft suchen sie den Kompromiss nur da, wo ihnen die Phantasie zum Ausweichen fehlt. Die Gegendemonstranten waren nicht weniger unwillig. Dass es ganz gewiss keine Lösung für die Probleme der Welt gibt, wenn die Mächtigen nicht miteinander darüber reden, egal, was sonst noch Not tut, interessiert viele nicht. Wer glaubt schon daran, dass in der Politik Menschen guten Willens am Werk sind. Zu viele Gegenbeispiele gibt es, und so einfach ist das Pflegen von Feindbildern. Gipfelgegendemonstrationsmanichäismus.
Die Unwilligen sind auch die Einfallslosen. Nichts Erwartungswidriges, selbst die Unberechenbaren, die Trumperdogans, tun nur, was sie auch sonst tun. So zelebriert man einmal mehr die altbekannten Rituale. Auf der einen Seite hofzeremonielles Imponiergehabe, fern jeder Menschheits-Brüderlichkeit, geschützt durch ein straßenschlachtengerüstetes Polizeiaufgebot. Auf der anderen Seite dasselbe, auch hier Flaggezeigen als oberste Maxime, trotziges Dagegenhalten, festgehalten in musealer, gedankenloser Unästhetik des Widerstands: Steinewerfen, brennende Autos, Haut-ab-Chöre. So wird das nichts mit der Weltverbesserung.
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