Einer der Tiefpunkte des Klamauks war dann der Vorwurf an Dr. Bartens, er würde gegen die Homöopathie anschreiben, aber nichts zu den Geschäften der Pharmaindustrie im Zusammenhang mit Oseltamivir (Tamiflu, ein Grippemittel, das die Länder zur Pandemievorsorge einlagern). Dr. Bartens konnte nur noch darauf verweisen, das er zu dem Thema dutzende Artikel geschrieben habe. Dem Publikum auch keinen homöopathisch dosierten Beifall wert. Stattdessen schlug am Ende noch einer vor, die Kassen sollten pro Patient und Jahr 1.000 bis 1.300 Euro für homöopathische Behandlungen vorhalten, ich erspare mir, vorzurechnen, was daraus folgen würde.
Was war das?
Ich habe schon viele verrückte Veranstaltungen erlebt, aber diese Podiumsdiskussion war etwas Besonderes. Bestimmt waren im Publikum auch gute Ärzte, die ihren Patienten mit homöopathischen Behandlungen tatsächlich helfen. Wie gesagt, die Homöopathie ist eine starke und wirksame Placebotherapie. Mit manchen könnte man sicher in einer ruhigen Atmosphäre auch vernünftig reden. Aber hier hat sich in einer gruppendynamischen Eskalation ein polternder und aggressiver Mob entwickelt. Für eine Universität war das nicht nur kein Ruhmesblatt, das war eine Schande für die akademische Tradition der LMU!
Epilog
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote: An einer Stelle fragte Dr. v. Ammon zustimmungsgewiss ins Publikum: Dass die Wirkung der Homöopathie zweifelsfrei bei Zellen, Pflanzen und Tieren nachgewiesen sei, darüber sind wir uns doch alle einig, oder ist jemand anderer Meinung? Da hob ich meine Hand, und außer mir noch ein junger Mann, der nachher zu mir kam, ein Medizinstudent. Mein Handheben, ein Sakrileg, brachte mir vom Schweizer Doktor die gelehrige Zurechtweisung ein, doch den Reader von Wisshom zu lesen. Klar, nur ein Unwissender, nur ein Uneingeweihter kann daran zweifeln, worüber sich doch alle einig sind. Das hat die Wissenschaft gefälligst auch zu verstehen.
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