Die Welt dreht sich in rasantem Tempo. Es gibt viel, worüber man länger schreiben könnte, wenn man die Zeit dazu hätte. Ein paar bunte Splitter der letzten Tage:

Trump: Letzte Woche hat der US-Senat Trumps Steuerreform abgesegnet. Die Unternehmenssteuern sollen von 35 % auf 20 % sinken und was die Steuersenkungen für Privatleute angeht, sagt das Congressional Budget Office (CBO), dass Haushalte mit einem Einkommen unter 40.000 Dollar verlieren und die Reichen gewinnen. „I am your Voice“ in Reinkultur. Ob es Zufall ist, dass Trump zeitgleich in Nahen Osten mit der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels zündelt und eine neue Intifada provoziert? Das wäre Politik aus dem Demagogie-Lehrbuch: Wenn Du nicht willst, dass man darüber redet, was Du innenpolitisch machst, fang einen Krieg an. Oder noch besser: lass andere einen anfangen.

Mammografie: Die Diskussion darum, ob das Mammographiescreening sinnvoll ist oder nicht, hat was von der Echternacher Springprozession. Zwei Schritte vor, einen zurück. Vielleicht auch zwei vor, zwei zurück. Jetzt ist gerade wieder Kritik am Screening angesagt. Eine aktuelle Studie aus Frankreich kam für das Screening in den Niederlanden zu dem Befund, dass das dortige Screening weder die Zahl der fortschrittenen Tumoren noch die der Sterbefälle erkennbar vermindert. Die Erfolge beim Brustkrebs seien auf die Fortschritte der Therapie zurückzuführen. Nächste Woche gibt es bestimmt eine Studie, die wieder einen Schritt in die andere Richtung geht.

Impfpflicht: Nicht nur aus der Psychiatrie kennt man Drehtüreffekte. Das gibt es auch bei der Debatte um die Impfpflicht. Sie kehrt regelmäßig wieder, wenn etwas passiert, vor allem, wenn wieder irgendwo die Masern ausbrechen. Dabei ist das Bemühen um bessere Impfquoten gar nicht so erfolglos, wie es in der Öffentlichkeit oft dargestellt wird. Es geht voran, aber es geht zugegebenermaßen langsam voran. In der Ruhezeit vor dem nächsten Debattensturm ist im Newsletter der Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen ein kleiner Artikel zum Thema von meinen Kolleginnen und mir erschienen. Witzigerweise hat man ihn unter die Rubrik „Quergedacht“ gepackt. Zu dem Stichwort würden mir eigentlich ganz andere Themen einfallen, z.B. die

Neueröffnung des RKI-Museums: Am 30. November ist das bisher sehr kleine, weitgehend auf Robert Kochs Leben konzentrierte Museum am Standort Nordufer des Robert Koch-Instituts in Berlin thematisch erweitert neueröffnet worden. Es schlägt jetzt den Bogen von Robert Kochs Arbeit bis zur gegenwärtigen Arbeit des Robert Koch-Instituts, z.B. den Surveys und der Gesundheitsberichterstattung. Einen Besuch habe ich mir fest vorgenommen. Ich würde mir, jetzt kommt das mit dem Querdenken, dort auch eine Ecke wünschen, in der abgelegte und verstaubte Ansichten zu Gesundheitsthemen ausgestellt werden. Dass uralte Heilpraktiken, weil sie uralt sind, auch hilfreich sein müssen – solche Ansichten gehören z.B. ins Museum.

Und dann wäre da natürlich noch die endlose Geschichte des Suchens nach einer Bundesregierung von Jamaika bis Würselen, die unheimliche Stille um die AfD, vermutlich quantenmechanisch verschränkt mit der ebenso seltsamen Stille um Erdogan und Assad, den halbherzigen Kampf des IOC gegen Doping in Russland und vieles mehr. Aber es fehlt einfach die Zeit. Dabei gibt es genug davon, nur nicht jetzt.

Kommentare (23)

  1. #1 sowhat
    9. Dezember 2017

    @ Tramp und Steuersenkung
    Eine (ur)alte Diskussion und Disput. Geht es der Wirtschaft gut, geht es den Leuten gut. Und JA, es stimmt, daß Arbeitsplätze durch Unternehmen entstehen, die wiederum aus schnödem Gewinnerwartungen ihre Tätigkeit entfalten. Und auch wahr, die soziale Ungleichheit nimmt zu durch ungerecht verteilte Steuern. Nur wo liegt der goldene Mittelweg, welche Steine liegen im Weg.
    Sind es die diversen und durchaus legalen Steueroasen? Oder die fehlenden Projekte für ein gerechtes globales Steuersystem? Oder gilt einfach nur die Weisheit: never change a winning/running system?
    Und so nebenbei: Eine ungebremste Globalisierung hat ihre eigenen Regel, ganz jenseits von Trump. Tatsache ist doch, Wirtschaft schaft Politik und nicht umgekehrt. Und dort, wo es doch andersrum war, ging es fürchterlich schief.
    Mein Vorschlag: Nicht labbern, sondern Alternativen anbieten – auch wenn sie unausgegoren sind. 😉

    Grüße und nichst für Ungut
    sowhat

    PS: Wie sieht es eigentlich so in Deutschland/Europa aus? Ach egal, über andere läßt sich viel besser und vorallem leichter herziehen.

    • #2 Joseph Kuhn
      9. Dezember 2017

      @ sowhat:

      “Nicht labbern, sondern Alternativen anbieten – auch wenn sie unausgegoren sind.”

      Bierdeckel? Briefmarke!

      “Wie sieht es eigentlich so in Deutschland/Europa aus?”

      Angeblich will Trump die Oder-Neiße-Linie als deutsch-französische Grenze anerkennen, das sei überfällig, sagt er, und Barcelona soll Hauptstadt Spaniens werden, statt Brüssel, sagt er.

  2. #3 Dr. Webbaer
    9. Dezember 2017

    Über den Trumpschen Ansatz dem “american Worker” dadurch Gutes zu tun indem die Staaten für Unternehmen besonders attraktiv gemacht werden, wobei gar protektionistischen Ansätzen gefolgt wird, also indirekt dem “american Worker” Gutes zu tun, indem ihm deutlich höhere Löhne in Aussicht gestellt werden, darf natürlich, insbesondere aus sozialdemokratischer und allgemein aus politisch linker Sicht gestritten werden, unklar bleibt allerdings, was dies mit der Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt zu tun hat.
    Ein ständiger Krieg auf teils tieferem und teils höherem Niveau liegt ohnehin seitens islamischer Kräfte vor und dies seit Anfang des Staates Israel; es ist unklar, ob Donald J. Trump ihn so befeuert, womöglich hat er hier auch zuvor einen Deal geschlossen mit Saudi-Arabien und anderen islamisch bestimmten Ländern, so dass diese ihre Extremisten nicht aufheizen.
    Die Idee, dass Trump durch eine provozierte erneute sogenannte Intifada in der US-amerikanischen Öffentlichkeit seine Steuer-Reform so zu kompensieren, zu verteidigen sucht, liegt dezent formuliert nicht nahe.


    Ihren Überlegungen zur Impflicht ist natürlich gerne gefolgt worden, Herr Dr. Kuhn; der Schreiber dieser Zeilen will hier kein negatives Feedback geben – und die anscheinend in derartigen bundesdeutschen Publikationen mittlerweile erforderliche Sternchenschreibweise ist auch nicht schlechter als die jeweilige Nennung beider Geschlechter oder diese Sache mit dem Binnen-I.

    MFG + weiterhin viel Erfolg,
    Dr. Webbaer

  3. #4 sowhat
    9. Dezember 2017

    @ Joseph Kuhn

    Bierdeckel? Briefmarke!

    Würde auch gut mit einem Molekül gehen. Da passt ziemlich viel Information rein, sogar ein ganzer Kuhn. 😀

    Angeblich will Trump […]

    Aber aber lieber Hr. Kuhn, Trump macht nicht Politik (als Ergebnis eines Denkprozesses), sie passiert ihm einfach. Daher hat vermutlich die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels wenig bis gar nichts mit seiner Steuerreform zu tun. Einzige Gemeinsamkeit dürfte sein, dass beides Wahlversprechen von ihm sind, die er einfach einlöst.

  4. #5 Michael
    9. Dezember 2017

    “Ob es Zufall ist, dass Trump zeitgleich in Nahen Osten mit der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels zündelt und eine neue Intifada provoziert?”

    Versuchen Sie sich als Verschwörungstheoretiker, Herr Kuhn? Terror, Gewalt & Intifada gehen im Nahen Osten nicht von Trump aus. Das fällt in die Zuständigkeit der Herren Nasrallah, Haniyya & Abbas.

    • #6 Joseph Kuhn
      9. Dezember 2017

      @ Michael:

      “Terror, Gewalt & Intifada gehen im Nahen Osten nicht von Trump aus”

      Nein, aber Trump hält eine Lunte ans Pulverfass. Bei solchen Ereignissen, die von den politischen spin doctors sicher von allen Seiten abgeklopft sind, halte ich Zufall für unwahrscheinlich, auch wenn man bei Trump selbst das nicht ausschließen kann, siehe den Kommentar von “sowhat”. Und was die Sache im Übrigen auch nicht besser machen würde.

  5. #7 StefanL
    9. Dezember 2017

    Tja die (Trumpsche)Steuerreform. Die sinkende Unternehmenssteuer soll ja für Wirtschaftswachstum sorgen, oder nicht?
    Steuereinnahme_alt = Prozent_alt * Wirtschaftsleistung_alt
    Steuereinnahme_neu = Prozent_neu * Wirtschaftsleistung_neu
    Im Nullsummenspiel der Politik (“wasch mich aber mach mich nicht naß”) nehmen wir mal Steuereinahme_neu = Steuereinnahme_alt
    also
    Prozent_alt * Wirtschaftsleistung_alt = Prozent_neu * (1+ Wirtschaftswachstum(in Prozent)) * Wirtschaftsleistung_alt
    und damit
    Wirtschaftswachstum = (Prozent_alt – Prozent_neu) / Prozent_neu
    Und so Wachstum = 15 / 20 = 75 % ; ein neues WOW-Signal. Und jetzt sollen bei schon sehr optimistischen 5% Wirtschaftswachstum in Aussicht gestellte höhere Löhne und Beschäftigungszahlen und dadurch höhere Steuereinnahmen entsprechend etwa 70% der bisherigen Wirtschaftsleistung ausgleichen?
    Das Argument kann natürlich sein, daß es beim Defizit des USA-Haushalts sowieso keine Rolle spielt…

    @sowhat

    Geht es der Wirtschaft gut, geht es den Leuten gut.

    Bliebe nur zu klären, wie das jetzt zu sinkenden Realnettoeinkommen , mehrfach-Jobs und steigenden geringfügig-Beschäftigten mit Aufstockung (dem Gutgehen der Arbeitnehmer,Leuten) und stetig steigenden Aktienwerten( dem Gutgehen der Wirtschaft) paßt.
    Vermutlich liegt es am “Leute”-Begriff, oder?

  6. #8 Joseph Kuhn
    9. Dezember 2017

    Kleine Nachträge:

    1. Italien setzt beim Thema Impfen und Kitabesuch bekanntlich auf die Impfpflicht, die Umsetzung läuft jetzt. Ich bin gespannt, welche Erfahrungen man dort in den kommenden Jahren macht.

    2. Was mir in der Hektik der letzten Tage ganz entgangen war: Trump hat mit seiner Steuerreform auch die Axt an Obamacare gelegt. An deren Abschaffung war er ja bisher gescheitert. Künftig muss, wer keine Versicherung hat, keine Strafsteuer mehr zahlen. Die Leute sollen wieder die “Freiheit” haben, bei Krankheit zu verarmen, und der Staat spart die Zuschüsse für die Prämien der Bedürftigen.

    3. Zum ewigen Hin und Her um die Mammographie: Kurz vor der oben genannten Studie gab es eine mit positiver Bilanz, Tabar et al.: Effect of Mammography Screening on Mortality by Histological Grade. Wie gesagt, zwei vor, zwei zurück ….

  7. #9 Dr. Webbaer
    10. Dezember 2017

    Zumal die Trumpsche Entscheidung auch europäische muslimische Immigranten aufzuhetzen in der Lage sein könnte, was wiederum die nationalistische Trump-Administration in ihren die Immigration gezielt steuernden Auffassungen und Plänen bestätigen könnte.
    >:->

  8. #10 Dr. Webbaer
    10. Dezember 2017

    Wobei Dr. Webbaer den Cui-Bono-Gedanken nicht so gut kann, korrekt.

  9. #11 Joseph Kuhn
    10. Dezember 2017

    Noch eins:

    Wer heute schon gegoogelt hat, hat es vielleicht bemerkt: Das Google-Doodle erinnert daran, dass Robert Koch, die Leiche im Keller des RKI, heute vor 112 Jahren den Nobelpreis für Medizin erhalten hat.

    Morgen könnte er übrigens seinen 174. Geburtstag feiern, wenn er den Nobelpreis nicht für seine – beeindruckenden – Leistungen in der Bakteriologie erhalten hätte, sondern für die Entdeckung des ewigen Lebens. Das wurde aber schon vor vielen Jahren in Randersacker, meinem Heimatort, entdeckt. Es wird dort in Bocksbeutel abgefüllt.

  10. #12 rolak
    10. Dezember 2017

    , wenn er

    a) oder wenn er unwahrscheinlicherweise es irgendwann belegen könnte, daß es doch eine vom Körper unabhangige Entität, gemeinhin Seele genannt, gäbe
    b) er braucht es nicht nur nicht bepreist, er muß es noch nicht einmal erfunden, nur umgesetzt haben
    c) und überhaupt. LebensWässerchen gibts eigentlich überall (Bsp). Zumindest importiert.

  11. #13 Lisa
    11. Dezember 2017

    Trumps Spiel mit Jerusalem hat inzwischen vier Menschenleben gekostet. Das war vorhersehbar und ist seine Schuld. Die Opfer hatten Namen und Familien. Es kümmert niemanden. Die Medien berichten nur über die gemäßigten Reaktionen auf Trumps Rede.

  12. #14 Kassandra
    11. Dezember 2017

    Die Diskussion darum, ob das Mammographiescreening sinnvoll ist oder nicht, hat was von der Echternacher Springprozession. Zwei Schritte vor, einen zurück. Vielleicht auch zwei vor, zwei zurück. Jetzt ist gerade wieder Kritik am Screening angesagt. Eine aktuelle Studie aus Frankreich kam für das Screening in den Niederlanden zu dem Befund, dass das dortige Screening weder die Zahl der fortschrittenen Tumoren noch die der Sterbefälle erkennbar vermindert. Die Erfolge beim Brustkrebs seien auf die Fortschritte der Therapie zurückzuführen. Nächste Woche gibt es bestimmt eine Studie, die wieder einen Schritt in die andere Richtung geht.

    Das wäre doch mal ein guter Anlass, über die Aussagekraft von Studien und deren Grenzen nachzudenken, wie man dies transparenter machen und besser kommunizieren kann. Was ich immer besonders ärgerlich finde, sind Studien, in denen irgendeine Diät oder ein Diät-plus-Bewegungs-Programm untersucht wird, aber nur über wenige Wochen oder Monate hinweg. So etwas grenzt an Betrug, denn es gibt kaum eine Diät, die nicht über ein paar Wochen oder Monate hinweg prima funktioniert, und das sollte in den einschlägigen Kreisen auch allgemein bekannt sein. Was man herausfinden müsste, ist, wie man anschließend die fast unweigerliche Wiederzunahme verhindert. Da fehlt es aber alleine schon an ernsthaften Bemühungen.

    Tatsache ist, dass auch beim Brustkrebsscreening ein Erfolg leicht auch nur vorgetäuscht werden kann, und von einem solchen Potemkinschen Dorf hat in Wirklichkeit niemand etwas. Das Perfide daran ist aus meiner Sicht, dass die Patientinnen selbstverständlich alle zutiefst dankbar und überzeugt davon sind, das Screening habe ihnen das Leben gerettet – wie jeder weiß, in dessen Bekanntenkreis solche Patientinnen vorkommen. Sie kämen gar nicht auf die Idee, daran zu zweifeln, dass sie dem fast sicheren Tod von der Schippe gesprungen sind, und das wäre natürlich auch zu viel von ihnen verlangt.

    Aber genau das, was speziell in dieser Studie untersucht wurde, ist in Wirklichkeit der einzige entscheidende Faktor: Wenn das Brustkrebsscreening NICHT die Zahl der fortgeschrittenen Tumoren und die Todesfälle verhindert, sondern nur die Zahl der Erkrankungen und die durchschnittliche Überlebensdauer erhöht hat, dann suggeriert es einen Erfolg, den es in Wirklichkeit gar nicht gibt.

    Gibt es denn wirklich Studien, die das Gegenteil belegen konnten, oder wurde in den Studien, die dem Brustkrebsscreening Erfolg bescheinigen, nur irgendetwas anderes gezählt und gemessen?

  13. #15 gedankenknick
    11. Dezember 2017

    @Kassandra: Was man herausfinden müsste, ist, wie man anschließend die fast unweigerliche Wiederzunahme verhindert.
    1) Den Diätplan regelmäßig an den veränderten Grundumsatz sowie das neue Körperfett-Muskel-Verhältnis anpassen.
    2) Sich an den regelmäßig angepassen Diätplan halten.
    Hört sich dumm an, funktioniert aber. Ich empgehle da das Buch “Fettlogig überwinden” von Dr. Nadja Hermann. Da sind ein Haufen der geforderten Studien und deren Ergebnisse aufgeführt, die genau so etwas über längere Zeiträume untersucht haben… 😉

  14. #16 Siskin
    11. Dezember 2017

    Masern-Impfung oder nicht…
    vielleicht sollte mal eine Studie gemacht werden, wieviele der Impfgegner bereits Masern gehabt haben…
    wenn das überproportional viele sind, so ist das vielleicht ein Zeichen, dass die Masernviren das Gehirn der betroffenen in einer Weise geschädigt haben, welche die ehemals Erkrankten so vehement gegen eine Ausrottung der Masernviren eintreten lässt.
    Verhaltensänderung beim Wirt durchzusetzen ist eine evolutionäre Taktik, die bei mehrzelligen Parasiten (leucochloridium paradoxum) ja durchaus bekannt ist 😉

  15. #17 Solarius
    11. Dezember 2017

    Ein niedriger Steuersatz ist nicht genug, damit sich die Wirtschaft “wohl fühlt”. Die Wirtschaft benötigt außerdem ein gut ausgebautes Verkehrsnetz, billige Energie und gut ausgebildete Arbeitskräfte. Auch ist ein großer Markt günstig, weil die Produktion billiger wird, wenn man in großen Stückzahlen produziert. Sozialer Frieden ist auch gut für die Wirtschaft.

    Ich würde vermuten, das es für die amerikanische Wirtschaft besser wäre, wenn man die Steuern erhöhen würde und das Geld in genau diese Dinge investieren würde.

    ===========

    Es gibt doch noch Ost-Jerusalem. Kann es nicht möglich sein, das Jerusalem die Hauptstadt von zwei Ländern ist?

  16. #18 Kassandra
    11. Dezember 2017

    Hört sich dumm an, funktioniert aber. Ich empgehle da das Buch “Fettlogig überwinden” von Dr. Nadja Hermann. Da sind ein Haufen der geforderten Studien und deren Ergebnisse aufgeführt, die genau so etwas über längere Zeiträume untersucht haben…

    Es hört sich nicht nur dumm an, es funktioniert auch nicht. Ich kenne das Buch zwar nicht, aber so funktioniert es definitiv in der Regel nicht. (Ausnahmefälle lasse ich natürlich gelten.)

    Haben Sie Links zu den Studien? Die würde ich mir schon anschauen, nur um zu wissen, was wirklich drinsteht. Aber nur deswegen ein Buch zu kaufen und zu lesen, von dem ich schon jetzt weiß, dass nichts als Schwachsinn darin steht, tschuldigung, dafür sind mir meine Zeit und mein Geld einfach zu schade.

    Aber ich möchte dieses Thema an dieser Stelle eigentlich ansonsten gar nicht vertiefen. Es war nämlich nur ein Beispiel, stellvertretend für die zahlreichen Fälle, in denen ich bei Medienberichten über Studien und deren Erkenntnisse schon den Eindruck hatte, dass die eigentlich wichtigen Fragen zum Untersuchungsgegenstand schon beim Forschungsvorhaben sorgfältig ausgeklammert worden waren.

  17. #19 RPGNo1
    11. Dezember 2017

    Zu Trump fällt mir in Abwandlung eines alten Liedtextes nur noch folgenden ein: “Mach kaputt, was mich/meine Familie/Anhänger kaputt macht.”

  18. #20 zimtspinne
    11. Dezember 2017

    @ Kassandra

    Nadja H. ist auch lang und breit (inzwischen schmal) im Netz zu finden, Blog nennt sich Fettlogik ‘irgendwas.

    Da hier bei Sb immer wieder Werbung für diese Dame und ihre Logik gemacht wurde (und zeitgleich ich auch noch privat von unterschiedlichen Leuten auf die tolle Botschaft dieses Blogs aufmerksam gemacht wurde), habe ich mir das näher angeschaut.
    Im Prinzip ist ihre Grundaussage “Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe” – was auf so ziemlich alles zutrifft, was den Menschen dank Schweinehund und Gewohnheitstierchen die innere Zufriedenheit vergällt.
    An Studien pickt sie sich immer das raus, war ihrer Fettlogik in den Kram passt.
    Manches, was sie so schreibt, finde ich aber dennoch nicht ganz verkehrt. Ich kann auch den Ehrgeiz und die Selbstdisziplin sehr gut nachvollziehen.

  19. #21 Kassandra
    11. Dezember 2017

    @zimtspinne:

    Irgendwie ahnte ich schon, dass das Thema trotz meiner Unlust, mich damit hier und jetzt weiter zu befassen, unvermeidlich noch einmal aufkommen wird, deshalb habe ich mich mit Frau Dr. Nadja Hermann auch noch einmal kurz befasst und sogar kurz die Leseprobe bei Amazon angelesen. Trotz ihres Doktortitels handelt es sich um einen ganz normalen Diätratgeber, geschrieben ohne sonderlich viel ernstzunehmende Fachkenntnis. Die Studien hat sie halt eingeflickt, weil sie ihre Theorien so schön bestätigen, profunderes Wissen braucht man dabei nicht zu vermuten.

    Haben Sie die Fotoserie von Frau Dr. Hermann auf ihrem Blog gesehen?
    https://fettlogik.files.wordpress.com/2015/02/gewichtn.png

    Ich finde nämlich nicht, dass ihre Figur auf dem letzten Foto, mit 63 Kilo, noch so richtig nach “gesund und schön” aussieht. Wenn ich wählen sollte, wie ICH an ihrer Stelle aussehen wollte, würde ich das vorletzte Foto nehmen, auf dem sie 75 Kilo wiegt. (Wie sie selbst aussehen will, ist natürlich ihre Privatsache.)

    Offenbar hat Frau Dr. Hermann mit ihrer Motivationstrainer-Methode im Bootcamp-Ton einen Nerv getroffen, vor allem bei jüngeren Frauen mit Übergewicht. Ein bisschen erinnert mich das an Bodo Schäfer und seinen “Weg zur ersten Million”, der hatte in den ausgehenden Neunzigern ähnlich enthusiastische Jünger, wenn auch vor allem unter Männern. Ich erinnere mich noch, wie mein Friseur mich mit Bodo-Schäfer-Weisheiten zugetextet hat, während er mir die Haare schnitt. Ich habe das Buch dann irgendwann für eine Mark auf dem Flohmarkt gekauft, gelesen und für Schwachsinn befunden und anschließend bei eBay, das damals noch ziemlich neu war und kurz zuvor noch Alando geheißen hatte, für immerhin 20 Mark wiederverkaufen können.

    Aber zurück zum Thema. Ich bin mir weiterhin ziemlich sicher, dass Langzeitstudien, die belegen, dass irgendeines der handelsüblichen Diätprogramme (mit oder ohne Fitnessprogramm) bei der Mehrheit der Teilnehmer über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren funktioniert hat, in Dr. Hermanns Buch nicht enthalten sind, weil meines Wissens solche Studien gar nicht existieren.

    Es gibt dazu nämlich insgesamt nicht sonderlich viele Langzeitstudien (über mindestens fünf Jahre), und soweit ich weiß hatten alle, die existieren, wenig überzeugende bis geradezu niederschmetternde Ergebnisse – und je länger der Zeitraum, desto niederschmetternder die Ergebnisse. Dagegen tauchen bei Spiegel Online und Konsorten mit ermüdender Regelmäßigkeit irgendwelche Meldungen über Studien auf, die berichten, dies oder jenes, habe die Wissenschaft herausgefunden, sei so supererfolgreich im Kampf gegen Übergewicht, und näher betrachtet ging es dabei um eine Untersuchung, die sich durchschnittlich über ein Vierteljahr plusminus x erstreckte. In einem solchen Zeitraum ist aber praktisch jede Diät, von Kohlsuppendiät aufwärts, erfolgreich, sofern sie nur durchgehalten wird.

    Ich lasse ich mich übrigens gerne eines Besseren belehren, denn ich habe nie wirklich systematisch nach solchen Langzeitstudien gesucht, also nur immer her mit ihnen, falls Sie welche kennen sollten, die mich widerlegen können. Aber sogar bei Magenverkleinerungen ergeben alle mir bekannten Studien, dass die Gewichtsabnahme zwar in der Regel gewaltig ist, aber dennoch bei der deutlichen Mehrheit aller Studienteilnehmer weit (weit = zig Kilogramm) über den empfohlenen BMI-Werten endet und nach ca. einem Jahr zum Stillstand kommt. Danach steigt das Gewicht schleichend wieder an und pendelt sich nach einigen Jahren bei drei Viertel der ursprünglichen Gewichtsabnahme ein.

    Bitte komme mir jetzt niemand mit dem Einwand, dass das doch dennoch ein schöner Erfolg und für die Betroffenen ein gesundheitlicher Vorteil sei, denn das mag schon sein, hat aber nichts mit dem zu tun, worauf ich hinauswollte, nämlich, dass ich das Gefühl habe, die wirklich wichtigen Aspekte eines Problems – und Adipositas ist ein Problem – werden zu wenig bis gar nicht untersucht. Ich unterstelle, das liegt daran, dass etwas, das wie ein Erfolg aussieht und als solcher verkauft werden kann, obwohl es in Wirklichkeit niemandem etwas nützt, eher untersucht wird als eine Problemstellung, die sperrig und schwer zu lösen ist und deshalb ein höheres Misserfolgsrisiko enthält.

    Dass das Brustkrebs-Screening neuerdings kontrovers diskutiert werden kann, zeigt mir, dass das immerhin keine Zwangsläufigkeit sein muss, und ich frage mich, wie man solche ergebnisoffenen Debatten fördern könnte, die vielleicht ein paar Blockaden lösen würden.

  20. #22 Dr. Webbaer
    12. Dezember 2017

    @ Kommentatorenkollegin ‘Lisa’ :

    Trumps Spiel mit Jerusalem hat inzwischen vier Menschenleben gekostet. Das war vorhersehbar und ist seine Schuld. Die Opfer hatten Namen und Familien. Es kümmert niemanden. Die Medien berichten nur über die gemäßigten Reaktionen auf Trumps Rede.

    Donald J. Trump “spielt” hier nicht, sondern hat einen mehr als 20 Jahre alten US-amerikanischen Beschluss jetzt umgesetzt.
    Wie dies auch die Tschechische Republik mit ihrem großartigen Präsidenten Miloš Zeman getan hat und, wenn die hier vorliegenden Informationen zutreffen, auch Russland.

    Nicht diese Entscheidung hat Menschenleben gekostet, sondern die Gegnerschaft zu ihr, die ihre Ursache auch im Antisemitismus der Muslime hat, der bereits in ihren Schriften angelegt ist.
    Es ist bedauerlich, dass Teile der politisch Linken dies nicht einsehen kann oder will, womöglich auch von einem Antizionismus angetrieben, der im Kern Israel als explizit jüdischen Staat für illegitim hält.

    Inwieweit die Opferzahl, die zu diesem Anlass zu beklagen ist, nun hoch oder gering ist, ist unklar.
    Der Schreiber dieser Zeilen vermutet, dass Trump seine Umsetzungs-Entscheidung mit muslimischen Führern teilweise abgestimmt hat, so dass sie ihre Extremisten im Zaum oder Zaun hielten.
    Randale dieser Art, “Intifada”, ist ja immer auch geplant.

    MFG + schöne Woche noch,
    Dr. Webbaer

  21. #23 Dr. Webbaer
    12. Dezember 2017

    Bonuskommentar @ Kommentatorenkollegin ‘Lisa’ hierzu :

    Das war vorhersehbar und ist seine Schuld.

    Eigentlich wollte Dr. Webbaer hierauf nicht eingehen, es fielen ihm aber einige vielleicht beachtenswerte Bemerkungen ein.
    Actio und Reactio, es ist tatsächlich möglich einem erst einmal nicht Schuldigen Schuld für die Taten anderer zuzuschreiben, korrekt.
    Dies ist anti-intuitiv und auch wenig praxistauglich, findet auch in der Rechtssprechung wenig Berücksichtigung, ist aber gar nicht so-o dull.
    Insofern gilt es sich die beteiligten Kräfte und ihre Handlungen, auch sozusagen unabhängig davon, wer zuerst etwas getan hat, genau anzuschauen.
    Vermutlich meinen Sie in diese Richtung.
    Dennoch kam Ihre einseitige Schuldzuweisung hier nicht so-o gut an : Könnten Sie nicht alternativ zu Ihrer klaren Ansage bei sozusagen protestantischem Geschwätz der Art “Wenn zwei sich streiten, haben beide Schuld!” bleiben?