Die Welt dreht sich in rasantem Tempo. Es gibt viel, worüber man länger schreiben könnte, wenn man die Zeit dazu hätte. Ein paar bunte Splitter der letzten Tage:
Trump: Letzte Woche hat der US-Senat Trumps Steuerreform abgesegnet. Die Unternehmenssteuern sollen von 35 % auf 20 % sinken und was die Steuersenkungen für Privatleute angeht, sagt das Congressional Budget Office (CBO), dass Haushalte mit einem Einkommen unter 40.000 Dollar verlieren und die Reichen gewinnen. „I am your Voice“ in Reinkultur. Ob es Zufall ist, dass Trump zeitgleich in Nahen Osten mit der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels zündelt und eine neue Intifada provoziert? Das wäre Politik aus dem Demagogie-Lehrbuch: Wenn Du nicht willst, dass man darüber redet, was Du innenpolitisch machst, fang einen Krieg an. Oder noch besser: lass andere einen anfangen.
Mammografie: Die Diskussion darum, ob das Mammographiescreening sinnvoll ist oder nicht, hat was von der Echternacher Springprozession. Zwei Schritte vor, einen zurück. Vielleicht auch zwei vor, zwei zurück. Jetzt ist gerade wieder Kritik am Screening angesagt. Eine aktuelle Studie aus Frankreich kam für das Screening in den Niederlanden zu dem Befund, dass das dortige Screening weder die Zahl der fortschrittenen Tumoren noch die der Sterbefälle erkennbar vermindert. Die Erfolge beim Brustkrebs seien auf die Fortschritte der Therapie zurückzuführen. Nächste Woche gibt es bestimmt eine Studie, die wieder einen Schritt in die andere Richtung geht.
Impfpflicht: Nicht nur aus der Psychiatrie kennt man Drehtüreffekte. Das gibt es auch bei der Debatte um die Impfpflicht. Sie kehrt regelmäßig wieder, wenn etwas passiert, vor allem, wenn wieder irgendwo die Masern ausbrechen. Dabei ist das Bemühen um bessere Impfquoten gar nicht so erfolglos, wie es in der Öffentlichkeit oft dargestellt wird. Es geht voran, aber es geht zugegebenermaßen langsam voran. In der Ruhezeit vor dem nächsten Debattensturm ist im Newsletter der Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen ein kleiner Artikel zum Thema von meinen Kolleginnen und mir erschienen. Witzigerweise hat man ihn unter die Rubrik „Quergedacht“ gepackt. Zu dem Stichwort würden mir eigentlich ganz andere Themen einfallen, z.B. die
Neueröffnung des RKI-Museums: Am 30. November ist das bisher sehr kleine, weitgehend auf Robert Kochs Leben konzentrierte Museum am Standort Nordufer des Robert Koch-Instituts in Berlin thematisch erweitert neueröffnet worden. Es schlägt jetzt den Bogen von Robert Kochs Arbeit bis zur gegenwärtigen Arbeit des Robert Koch-Instituts, z.B. den Surveys und der Gesundheitsberichterstattung. Einen Besuch habe ich mir fest vorgenommen. Ich würde mir, jetzt kommt das mit dem Querdenken, dort auch eine Ecke wünschen, in der abgelegte und verstaubte Ansichten zu Gesundheitsthemen ausgestellt werden. Dass uralte Heilpraktiken, weil sie uralt sind, auch hilfreich sein müssen – solche Ansichten gehören z.B. ins Museum.
Und dann wäre da natürlich noch die endlose Geschichte des Suchens nach einer Bundesregierung von Jamaika bis Würselen, die unheimliche Stille um die AfD, vermutlich quantenmechanisch verschränkt mit der ebenso seltsamen Stille um Erdogan und Assad, den halbherzigen Kampf des IOC gegen Doping in Russland und vieles mehr. Aber es fehlt einfach die Zeit. Dabei gibt es genug davon, nur nicht jetzt.
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