Vor ein paar Tagen hatten wir hier über Alice Weidels seltsame Äußerung zu den Kirchen diskutiert. Was sie sagen wollte, ist nicht klar geworden. Im Lauf der Diskussion kam die Rede dann auch noch einmal auf die Skandal-Mail vom September des Jahres, die Frau Weidel, so die WELT, 2013 geschrieben haben soll. Darin hieß es:
„Der Grund, warum wir von kulturfremden Voelkern wie Arabern, Sinti und Roma etc ueberschwemmt werden, ist die systematische Zerstoerung der buergerlichen Gesellschaft als moegliches Gegengewicht von Verfassungsfeinden, von denen wir regiert werden.“
Und über die Bundesregierung:
„Diese Schweine sind nichts anderes als Marionetten der Siegermaechte des 2. WK und haben die Aufgabe, das dt Volk klein zu halten indem molekulare Buergerkriege in den Ballungszentren durch Ueberfremdung induziert werden sollen“
Das ist nun wirklich nicht die feine Art. Aber ist es auch nicht ihre Art? Es gab umgehend Distanzierungserklärungen seitens Frau Weidel und seitens der AfD, der Vorwurf der Fälschung wurde erhoben. Auch erfahrene Beobachter der AfD-Szene waren unsicher.
In der Diskussion hier um Frau Weidels erratische Kirchensätze hatte ich beiläufig danach gefragt, was eigentlich aus der Mail-Geschichte geworden ist. Im Internet ist nach einer Meldung der WELT, dass Frau Weidel den Fälschungsvorwurf juristisch nicht weiterverfolgt, keine Information in der Sache selbst mehr zu finden. Ich habe daher die WELT angefragt und heute von der Springer Unternehmenskommunikation diese Antwort erhalten:
“Die besagte Mail ist unbestritten echt. Frau Weidel hat entgegen ihren ersten Ankündigungen keinerlei juristische Schritte unternommen, um das Gegenteil nachweisen zu können. Unser Artikel basiert auf monatelangen Recherchen und einer eidesstattlichen Versicherung des Empfängers der Mail.”
Diese Mail des Springer Verlags jedenfalls ist unbestritten echt. Ob man die Mail von Frau Weidel vom September vielleicht wie ihre Kirchensätze einordnen muss: als nicht wirklich nachvollziehbar? Und als Hinweis auf ein psychologisches Rätsel, mit wem man es da eigentlich zu tun hat? Schade, dass in der Sache offensichtlich auch der investigative Journalismus vorläufig an seine Grenzen stößt. Aber das letzte Wort in dieser Sache war das vermutlich nicht.
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