Jetzt steht der Koalitionsvertrag für eine neue GroKo. Wie schon die Sonderungsverhandlungen erkennen ließen, gibt es an vielen Stellen kleine positive Schritte, die man nicht gering schätzen soll, aber ein Ruck wird deswegen nicht durch Deutschland gehen. Der Koalitionsvertrag klotzt nicht, er kleckert und scheut davor zurück, die großen Herausforderungen entschlossen anzugehen.
Ich will das an zwei Zahlen veranschaulichen:
Auf Seite 95 heißt es: „In einem Sofortprogramm werden wir 8000 neue Fachkraftstellen im Zusammenhang mit der medizinischen Behandlungspflege in Pflegeeinrichtungen schaffen.“
Das ist schön, ich hoffe, wenigstens das lässt sich umsetzen. Aber ist das eine angemessene Antwort auf den Bedarf an Pflegekräften?
PROGNOS schrieb vor einigen Jahren in seinem Gutachten „Pflegelandschaft 2030“: „Sofern nicht mit geeigneten Maßnahmen gegengesteuert wird, resultiert in knapp 20 Jahren eine Pflegelücke in Höhe von 737.000 Personen (520.000 VZÄ). Bereits bis zum Jahr 2020 ergibt sich eine Lücke in Höhe von 378.000 Pflegekräften (268.000 VZÄ).“
Mit „VZÄ“ sind Vollzeitäquivalente gemeint. Es gibt mehrere andere Gutachten zum Bedarf an Pflegekräften, die deutlich unter den PROGNOS-Zahlen liegen und sicher kann man den Bedarf an Pflegekräften auf vielen Wegen vermindern, aber die Zahlen sprechen trotzdem eine klare Sprache. Pflegekräfte in dieser Größenordnung gibt es schlicht nicht. Patentlösungen für gesellschaftliche Probleme diesen Ausmaßes hat vermutlich niemand. Das gilt nicht nur für die Pflege. Es gibt vieles, über das anders als bisher zu reden wäre, und vieles, bei dem mehr möglich gewesen wäre. Die nächste Regierung sollte sich das zutrauen.
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