Die AfD hetzt auch im Bundestag so munter, wie man es vorher von ihr aus den Wirtshäusern gewohnt war. Manchen in der Medienlandschaft gefällt das. Sie freuen sich angesichts der scharfen Bundestagsdebatten um die AfD-Anträge zu Yücels taz-Kolumnen oder zum Burka-Verbot allen Ernstes über eine „wiederbelebte Debattenkultur“.
Man muss schon viel sprachliches Fehlgefühl haben, um mit Blick auf die Reden der AfD von einer „Debattenkultur“ zu sprechen. Aber davon einmal abgesehen: Ist der Bundestag denn schon dann besser, wenn er mehr Unterhaltung bietet? Wenn sich die Abgeordneten wie in einer Gladiatorenarena um satirische Kolumnentexte oder Leintücher kloppen, nach dem Motto, endlich mal was los in der Bude, egal was Thema ist? Heute zitiert die WELT den alten Herrn Biedenkopf mit eben dieser Meinung, als ob da ein neuer Diskurs „Das Positive an der AfD sehen“ etabliert werden soll.
Nicht dass ich an einer deftigen Debatte um Gaulands dritte Zähne oder Bernds dritten Vornamen kein Vergnügen hätte, aber lieber wäre mir, die Abgeordneten streiten mehr über bezahlbare Mieten, fehlende Pflegekräfte, unsichere Jobs und all die Fragen, auf die es wirklich ankommt. Wenn dabei am Rande auch die AfD ihr Fett abkriegt, weil sie dazu außer „die Araber sind schuld“ nichts zu sagen hat, soll es mir recht sein.
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