Der Dieselmotor hat in der letzten Zeit viele Freunde verloren. Schuld daran haben vor allem die Autohersteller. Auf dem Abgasprüfstand konnten, alle wussten es, Kunstwerte produziert werden, die mit dem Schadstoffausstoß auf der Straße wenig zu tun hatten. Aber das war manchen nicht genug, sie mussten auch noch Schummelsoftware in ihre Autos einbauen, um zusätzlich den schon nach ihren Wünschen optimierten Prüfstand zu betrügen. In den USA bezahlt VW dafür Milliarden, in Deutschland will VW dafür nicht einstehen und erfreut sich lieber daran, dass man trotz alledem 2017 über 11 Mrd. Euro Reingewinn eingefahren hat. Die anderen Hersteller segeln noch im Schatten des VW-Skandals, wie lange, ist ungewiss. BMW hat beispielsweise immer gesagt, sie hätten garantiert keine Schummelsoftware eingesetzt, jetzt muss BMW einräumen, „aus Versehen“ sei doch in vielen Fahrzeugen eine messtechnisch freundliche Software am Werk.
Die Bundesregierung wissen die Autohersteller hinter sich. Deswegen wollen sie sich auch nicht bewegen, was Entschädigungen oder teure Nachrüstungen angeht. Ich fahre selbst einen Diesel und ein Fahrverbot wünsche ich mir gewiss nicht. Aber die Situation, die Autoindustrie und Bundesregierung herbeigeführt haben, kann ich nur mit wachsendem Entsetzen mitansehen.
Wenn die Industrie am Pranger steht, ist industriefreundliche Wissenschaft besonders gefragt. Über die philanthrope EUGT wurde hier auf Gesundheits-Check schon diskutiert. Für öffentliche Aufmerksamkeit sorgt zurzeit auch wieder Prof. Dr. Dieter Köhler, 69, emeritiert, Lungenspezialist. Er hält nicht nur die Aufregung um die Stickoxide für übertrieben, sondern wischt auch gleich die ganzen Befunde zu den gesundheitlichen Folgen des Feinstaubs beiseite. Die stehen aber auf deutlich festeren Füßen als die Stickoxid-Problematik. Über Stickoxide und Feinstaub will ich jedoch gar nicht groß diskutieren, dazu fehlt mir letztlich doch die Fachkompetenz. Wie schon beim Thema Glyphosat will ich eher den Diskursbeobachter geben. Das liefert Material genug. So ist am letzten Samstag auf Achgut, der bekannten Seite mit dem Klagelaut vorneweg, ein kurzer Beitrag zu eben jenem Professor erschienen, mit interessanten biografischen Hinweisen:
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie ist inzwischen Prof. Dr. med. Klaus F. Rabe und das Bundesgesundheitsamt wurde 1994 nach dem Bluterskandal aufgelöst. Was mit den anderen Funktionen Köhlers ist, habe ich nicht nachgesehen und vielleicht ist statt dem Bundesgesundheitsamt auch das Bundesamt für Gesundheit in der Schweiz gemeint, wer weiß, egal. Den Beitrag muss man psychoanalytisch interpretieren: Bei dem Thema wird nicht so genau hingeguckt, so manches, was gesagt wird, stimmt nicht und vieles ist auch nicht mehr zeitgemäß. Zeitgemäß wäre mehr gute Wissenschaft zu den relevanten Gesundheitsproblemen in Deutschland und in der Welt, der neue Gesundheitsminister kann sich da ja einmal engagieren.
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