Das Umweltbundesamt hat errechnet: In Deutschland sterben mindestens 6.000 Menschen pro Jahr vorzeitig an Stickstoffdioxid. Gewichtet nach der Bevölkerung 2016 auf die deutschen Großstädte übertragen ergibt das folgende Bürgermeisteralarmliste:
Noch mehr erschrecken würden die Bürgermeister, wenn sie das Gleiche mit den viel belastbareren Daten zum Feinstaub machen würden, aber Bürgermeister haben es eh schon schwer. Ich will auch nicht groß darüber diskutieren, wie viel Sinn meine Pi-mal-Daumen-Rechnung macht, da gibt es sicher das eine oder andere zu bedenken. Mir geht es darum, solche Zahlen aus dem abstrakten bundesweiten Himmel auf den Boden der wohnortnahen Lebenswirklichkeit zu holen. Wenn man davon ausgeht, dass die Zahlen des Umweltbundesamtes nicht völlig belanglos sind, dann hat das auch Relevanz für die Situation vor Ort.
Die Frage ist, welche Relevanz. Zurecht wird bei all diesen Hochrechnungen hinterfragt, wie sich diese statistischen Sterbefälle konkret auf die Bevölkerung verteilen, welche Gruppen mehr und welche weniger betroffen sind, und um wie viel verlorene Lebenszeit es für die Betroffenen jeweils geht.
Und natürlich weiß man auch nicht so wirklich, wie belastbar die Daten des Umweltbundesamtes sind. Die Studie macht einen sehr sorgfältigen Eindruck, aber es gibt auch ernstzunehmende Stimmen, die zu Vorsicht mahnen und vermutlich ist in der Sache das letzte Wort noch nicht gesprochen. So ist eben Wissenschaft: ein stetes Bemühen, eine Frage zu klären, Fehler und Irrtümer eingeschlossen. Wer trotzdem dem letzten Wort in der Sache näher kommen will, muss sich mit solchen Berechnungen, ihren Unsicherheiten, den Grenzen der Aussagemöglichkeiten und der Verbesserung der Datenlage beschäftigen. Wir brauchen dringend mehr umweltepidemiologische Forschung. Einfach als „politisches Auftragsgutachten“ abtun, wie es manche Medienkommentare machen, sollte man die Ergebnisse des Umweltbundesamtes jedenfalls nicht. Sie könnten sogar noch in Cottbus relevant sein.
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