Was war das für eine Aufregung um die Rauchverbote in der Gastronomie in Deutschland! Damals hatte die Lobby in Deutschland zum bisher letzten Mal in großem Stil für den rauchenden Tod mobilisiert. Die meisten Menschen wollten es anders. Inzwischen ist es ruhig geworden um den angeblichen Untergang der Gastronomie in Deutschland, er hat nicht stattgefunden, was man aufgrund der internationalen Erfahrungen auch erwarten konnte. Nicht so gut geht es den kleinen Eckkneipen. Aber selbst der DEHOGA, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, ideologisch damals ganz auf der Linie der Tabaklobby, räumt inzwischen ein, dass das Eckkneipensterben in Deutschland eher auf einen Wandel der Freizeitkultur als auf die Rauchverbote zurückgeht. Dafür spricht auch der Großversuch mit den nach Bundesländern unterschiedlich strengen Rauchverboten in Deutschland. In Bundesländern, in denen in kleinen Kneipen oder Raucherräumen weitergeraucht werden darf, entwickelt sich die Gastronomie nicht wesentlich anders als z.B. in Bayern mit seinem strengen Rauchverbot.

In Österreich war man 2015 so weit, mehr Nichtraucherschutz zu wagen und hatte ein Rauchverbot in der Gastronomie beschlossen, das 2018 in Kraft treten sollte. Damals waren SPÖ und ÖVP an der Regierung, die ÖVP mehrheitlich dafür. Jetzt wollen die ÖVP und die FPÖ dieses Rauchverbot wieder kippen. Die FPÖ sieht die Freiheit der Bürger bedroht. Sucht ist Freiheit, säuselt sie, und dass jeder das Recht haben müsse, seinen Nächsten einzuqualmen wie sich selbst.

Dadurch kommt es in Österreich möglicherweise zu bayerischen Verhältnissen: In Bayern ist das strenge Rauchverbot durch einen Volksentscheid durchgesetzt worden, nachdem eine durch den Verlust der absoluten Mehrheit verängstigte CSU, angetrieben durch den Koalitionspartner FDP, das schon bestehende Rauchverbot lockern wollte. Heute ist die CSU stolz darauf, was damals durch Volksentscheid gegen sie zustande kam: ein richtig strenges Rauchverbot. In Österreich hat ein Volksbegehren jetzt auch schon mehr als 500.000 Stimmen gesammelt, mal sehen, wie die Sache ausgeht. Vielleicht hat die ÖVP auch noch Anlass zu spätem Stolz darauf, was in Österreich im Nichtraucherschutz erreicht werden konnte.

Kommentare (11)

  1. #1 RainerO
    23. März 2018

    Unser drogensüchtige (begeisterter Raucher) Vize-Kanzler hat ab 900.000 Unterschriften versprochen, eine Volksabstimmung halten zu lassen. Wohlwissend (ok, das hat ihm wahrscheinlich der Kickl gesagt), dass es so viele Unterschriften nicht geben wird. Die derzeit ca. 540.000 sind schon ein Riesenerfolg.
    Wenn es eine Abstimmung gäbe, wäre das Rauchverbot fix. So aber wird es halt wie vorgeschrieben im Parlament behandelt und anschließend im Rundordner abgeheftet. Diese Zwetschkenpartei (blaues Äußeres, brauner Kern) verachte ich schon seit langem zutiefst. Ich dachte nicht, dass sich das noch steigern ließe. Bis zu dieser Aktion.
    Die Rückgradlosigkeit der ÖVP aus purer Machtversessenheit ist an Jämmerlichkeit auch kaum zu überbieten.

  2. #2 luftikus
    23. März 2018

    Wie schlecht der Schutz vor Feinstaub in den Nichtraucherzonen funktioniert, zeigt eine aktuelle Studie.

    Zitat zur Feinstaubbelastung: “Die Experten waren nach eigenen Angaben selbst erstaunt, in Nichtraucherbereichen durchschnittlich „etwa das Drei- bis Vierfache der Außenluftkonzentration an dicht befahrenen Straßen“ zu messen.”

    https://wien.orf.at/news/stories/2897978/
    https://www.innenraumanalytik.at/nichtraucherschutz_gastronomie_2018.pdf

  3. #3 luftikus
    23. März 2018

    Eine positive Änderung sollte aber erwähnt werden: Während Kinder in Deutschland im Auto ungestraft vollgequarzt werden, zahlt man dafür in Österreich ab dem ersten Mai bis zu 100 Euro, im Wiederholungsfall bis zu 1000 Euro.

  4. #4 antonw
    24. März 2018

    Deswegen ist es mMn richtig und wichtig ein allgemeingueltiges Volksbegehren zu haben, mit festen Kriterien

  5. #5 Das liebenswürdige Scheusal
    24. März 2018

    @RainerO

    Was gerade läuft ist das Sammeln der Unterstützungserklärungen für die Einleitung eines Volksbegehrens. Um das Volksbegehren einzuleiten wären etwas über 8.000 Unterschriften nötig gewesen.

    Das eigentliche Volksbegehren kommt erst. Das Gute daran ist, dass alle Unterstützungserklärungen als Jastimme beim Volksbegehren gelten.

  6. #6 pederm
    24. März 2018

    “Weiterqualmen für die Freiheit?” – ja eh, kurz lebe die Freiheit!
    😉 sry, der mußte raus, wäre sonst erstickt.

  7. #7 RainerO
    24. März 2018

    @ Das liebenswürdige Scheusal
    Ich weiß, was da gerade läuft. Danke trotzdem für die Präzisierung zur allgemeinen Verständlichkeit.
    Trotzdem denke ich, dass das Volksbegehren keine 900.000 Stimmen bringen wird. Die meisten, die dieses unterschreiben wollten, haben das bereits getan, zumal es in diesem Fall durch die Möglichkeit, es online zu tun (auch ich) recht einfach war.
    Bisher haben diese Hürde nur 3 Volksbegehren übersprungen. Mit Stand heute, 21:48 sind es 551.246 Unterstützungserklärungen. Ich glaube nicht, dass beim eigentlichen Volksbegehren in einer Woche noch weitere 350.000 Stimmen dazukommen werden.
    Dann wird Strache mit einem gehässigen Grinser irgendwas in der Art “Wenn nicht einmal jeder 7. Wahlberechtigte für das Rauchverbot ist, …” faseln und nach einem tiefen Lungenzug Krebstote, die dann auf seine Kappe gehen werden, billigend in Kauf nehmen.

  8. #8 RainerO
    24. März 2018

    @ luftikus
    Diese Feigenblatt-Pseudo”verschärfungen” überdecken den eigentlichen Skandal nicht einmal ansatzweise. Wer soll denn das mit dem Rauchen, wenn Kinder im Fahrzeug sind, exekutieren? Wie gut das funktionieren wird (nämlich gar nicht), sieht man ja an der konsequenten Abstrafung der Am-Steuer-Handy-Telefonierer (hüstel!). An einem durchschnittlichen Arbeitstag in Wien (und ich fahre nur ins Büro und zurück, bzw. zu 1-2 Kunden) begegnen mir in 1-2 Stunden Fahrzeit locker 5-10 Telefonierende. Nicht nur einmal habe ich Streifenwagen gesehen, die an solchen Leuten einfach vorbeifahren. Es gibt ein paar Mal im Jahr “Aktion scharf”, um eine Meldung für die Presse zu generieren und das war es dann.
    Eltern, denen die Gesundheit ihrer Kinder offenbar egal ist, wird dieses Gesetz schlicht am Arsch vorbei gehen, weil sie praktisch nichts zu befürchten haben.

  9. #9 rolak
    25. März 2018

    hüstel!

    Och wie niedlich, RainerO, da zeigen sich auf dem hiesigen Arbeitsweg in deutlich weniger (20′) deutlich mehr (PKW und Fahrrad) – selbst dezentes, angemessenes Räuspern würde binnen kurzem zur Halsentzündung führen.

    OK, Stadtgebiet, aber immerhin…

    Mir ist so, als wäre D-hierzulande mal eine TabaksteuerErhöhung (ua) mit den Kosten irgendeiner Militäraktion (Afgh?) begründet worden – zumindest ist der trübe Gedanke noch erinnerlich ‘ja wattan, quarzen für Jupp sein G3?’ Absurd, das alles.

  10. #10 anton
    25. März 2018

    Bin selber Nichtraucher und habe mich früher in den Gaststätten extrem durch den Rauch belästigt gefühlt. Konnte es aber nicht meiden, weil es unsere Sportgaststätte war. War extrem froh als bei uns in Bayern endich (fast) alles rauchfrei war.

    Ich wünsche es klappt bei euch auch, aber wenn nicht einmal jeder siebte in der Lage ist sein Kreuzchen zu machen (warum auch immer) dann seit ihr selber schuld!

  11. #11 Beate
    5. Mai 2018

    Selbst die Raucher sind froh, daß in Schland in den Gaststätten nicht mehr geraucht werden darf.