Die homöopathische Krebsbehandlung in der Clinica St. Croce in der Schweiz und der seltsame Dr. Wurster waren hier schon mehrfach Gegenstand der Diskussion. Nun gut, die Schweizer sind ein seltsames Völkchen, das weiß man. Aber wer glaubt, wie ich es bisher geglaubt habe, dass es in Deutschland keine Klinik gibt, die dem Krebs Zucker gibt, der täuscht sich. Drüben bei den Skeptikern ist gerade ein Beitrag der Sendung „Exakt“ des MDR über eine solche Klinik verlinkt worden.
Es geht dabei um die „Klinik im Leben“ in Greiz im Thüringer Vogtland. Auch die Thüringer sind ein seltsames Völkchen. In der Greizer Klinik kann man, wie der Exakt-Beitrag berichtet, Krebs auch ganz ohne Schulmedizin, nur mit Homöopathie, behandeln lassen, wenn man nur stark genug daran glaubt. Oder durch Gleichstrom, oder durch andere aus Sicht der evidenzbasierten Medizin exklusive Methoden. Wer das Wortspiel findet, darf es behalten.
Was ich genauso befremdlich finde wie diese Therapieangebote ist das Verhalten der Ärztekammer Thüringen. Die Klinik bietet, so der Exakt-Beitrag, regelmäßig Schulungen an, auch zur homöopathischen Krebsbehandlung, die von der Ärztekammer Thüringen mit Weiterbildungspunkten geadelt werden. Begründung der Ärztekammer: Die Homöopathie sei eben Gegenstand der ärztlichen Weiterbildungsordnung. Ob es demnach auch Weiterbildungspunkte für Schulungen zur Nasenamputation bei Schnupfen gibt? Die Chirurgie ist schließlich auch Gegenstand der Weiterbildungsordnung.
Eine andere Ordnung in dieser Unordnung ist die ärztliche Berufsordnung. Auch die Ärztekammer Thüringen hat eine solche Berufsordnung erlassen. Darin steht z.B., dass die Berufsordnung dazu dient, „die Qualität der ärztlichen Tätigkeit im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung sicherzustellen“. Ob die Zertifizierung von Schulungen für unwirksame Methoden der Krebsbehandlung eine Form der angemessenen Qualitätssicherung im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung ist? Oder eher eine Form der Verwahrlosung der Aufsichtspflichten der ärztlichen Selbstverwaltung? Ein Gesundheitsministerium soll es in Thüringen übrigens auch geben.
Bei solchen Geschichten, ich gebe es zu, frage ich mich manchmal, ob die Heilpraktiker oder die Ärzte die schlimmeren Schmuddelkinder unter sich haben und ob Aufsichtspflichten zu oft nur noch als homöopathisches Placebo gesehen werden.
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