Die Frage, ob in der CSU das Rindtsche Verfassungsverständnis wiederkehrt, muss man nicht stellen, so viel staatstheoretisches Nachdenken hat den Kreuz-Erlass nicht begleitet. Das Buch zum Thema hat übrigens der Verfassungsrechtler Horst Dreier, auch er sicher kein Religionsfeind, schon Ende 2017 veröffentlicht. Man hätte es in der CSU vor dem Kreuz-Erlass einmal lesen sollen. Auf ca. 250 Seiten verteidigt Dreier in „Staat ohne Gott“ dezidiert den säkularen Staat und macht deutlich, dass erst der säkulare Staat ein plurales religiöses Leben in der Gesellschaft ermöglicht. Nur wenn der Staat darauf verzichtet, letzte Wahrheiten zu vertreten und durchzusetzen, können die Menschen in Frieden miteinander leben.
Daher wäre nicht das Kreuz, sondern z.B. ein Faksimile der Grundrechte im Eingangsbereich der Behörden wohl das bessere „Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern und Deutschland“ gewesen. Oder das eine neben dem anderen, um den Weg sichtbar zu machen, den unsere Gesellschaft zurückgelegt hat.
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