Der Ärztetag 2018 hat nicht, wie von vielen zu Recht gefordert und von manchen erhofft, die Zusatzbezeichnung Homöopathie abgeschafft. Wie bisher sieht die Musterweiterbildungsordnung vor, dass diese Zusatzbezeichnung unter folgenden Voraussetzungen erworben werden kann:
“Mindestanforderungen gemäß § 11 MWBO
– Facharztanerkennung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung
und zusätzlich
– 240 Stunden Kurs-Weiterbildung gemäß § 4 Abs. 8 in Homöopathie
und zusätzlich
– 100 Stunden Fallseminare unter Supervision
Die Fallseminare können durch 6 Monate Weiterbildung unter Befugnis an Weiterbildungsstätten ersetzt werden.“
Die Kammern zertifizieren also weiterhin wissenschaftlich unhaltbaren Unsinn, zumindest soweit man unter Homöopathie den Glauben an die Wirksamkeit der Homöopathika versteht. Und genau so versteht die Bundesärztekammer die Homöopathie, als Arzneimitteltherapie:
„Die Zusatz-Weiterbildung Homöopathie umfasst in Ergänzung zu einer Facharztkompetenz die konservative Behandlung mit homöopathischen Arzneimitteln, die aufgrund individueller Krankheitszeichen als Einzelmittel nach dem Ähnlichkeitsprinzip angewendet werden.“
Viele der Homöopathen sagen, sie sähen die Homöopathie als Alternative zu den Mitteln der Pharmaindustrie. Die gilt in den einschlägigen Kreisen nämlich als böse. Woher die süßen Homöopathika kommen, darüber wollen Homöopathen so wenig nachdenken wie manche strenggläubige Christen über die Herkunft von Babys. Die bringt der Storch.
Man könnte die Homöopathen, um im Bild zu bleiben, fragen, ob die Homöopathie dann wohl so etwas wie ein illegitimes Kind der Pharmaindustrie sei. Aber zumindest die Pharmaindustrie verleugnet ihr Kind nicht. Zur Beibehaltung der Zusatzbezeichnung Homöopathie beim Ärztetag hat der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie eigens eine Presseerklärung verfasst:
“Zusatzbezeichnung “Homöopathie” bei Ärzten ist sinnvoll
16.05.2018 – 13:14
Berlin (ots) – Das auf dem 121. Ärztetag in Erfurt ausgesprochene explizite Bekenntnis der Ärzteschaft zur ärztlichen Zusatzbezeichnung “Homöopathie” begrüßt Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e. V. (BPI): “Wichtig ist, dass der Patient die für seine Erkrankung passende Diagnose und Therapie erhält. Um dies zu gewährleisten, ist es umso wichtiger, dass der Patient rechtzeitig Fachärzte aufsucht, die zum Wohle des Patienten sämtliche Therapieoptionen wie auch Homöopathie im Sinne einer Integrativen Medizin nutzen können.”
Der BPI setzt sich für den Pluralismus in der Medizin und für Therapievielfalt und Therapiefreiheit der Ärzte ein. Fahrenkamp: “Patienten wünschen auch den ganzheitlichen Behandlungsansatz und entsprechend aus- und weitergebildete Mediziner.”
Kontakt: Julia Richter (Pressesprecherin), Tel. 030/27909-131, jrichter@bpi.de
Original-Content von: BPI Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie, übermittelt durch news aktuell
Einmal davon abgesehen, dass der Homöopathikamarkt zu großen Teilen gar nicht über die Fachärzte gesteuert wird, sondern ein Selbstmedikationsmarkt ist: Solange die Pharmaindustrie evidenten Unfug so ungeniert verteidigt, sollte man auch vorsichtig sein, was ihre Studien zu ihren konventionellen Mitteln angeht. Warum sollte die Industrie bei ihren Blockbustern weniger zimperlich sein?
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