Eine monströse Positionsbestimmung. Die Strenge der Wissenschaft wird zum politischen Totalitarismus, das ungenaue Denken zum Garanten der freiheitlichen Ordnung. Ich bin sicher, viele unbedarfte Leser, Ärzte wie Patienten, werden diese Stellungnahme erst einmal einleuchtend finden. Als Lobby-Papier ist sie gut gemacht. Haben die Unterzeichner nicht irgendwie doch Recht, gibt es nicht viele Wege zur Wahrheit? Gibt es nicht mehr zwischen Himmel und Erde, als sich die wissenschaftliche Weisheit träumen lässt? Die Homöopathie-Lobby ist dabei, Wissenschaft grundsätzlich infrage zu stellen und dieses Infragestellen als Rechtsanspruch einzufordern: „Entschieden verwahren wir uns deshalb gegen totalitäre, verfassungsrechtlich mit dem Grundgesetz kollidierende Denkstrukturen und Machtansprüche“, schreiben die Autoren. Man ahnt förmlich, wie die Pharmaindustrie sich die Hände reibt: Lasst uns doch gemeinsam offen sein für viele Wahrheiten und alternative Fakten. Doubt is our product.
In diesem Statement bekommt auch der häufig vorgebrachte Bezug auf die Wünsche der Patienten („die Patienten wollen homöopathische Angebote“) eine ganz andere, geradezu menschenrechtsrelevante Dignität. Freiheit statt Wissenschaft? So zerstört man Wissenschaft.
„Doubt is our product since it is the best means of competing with the ‘body of fact’ that exists in the mind of the general public. It is also the means of establishing a controversy.”
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